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Holsten-Areal
  • Das Holsten-Areal in Altona-Nord.
  • Foto: Patrick Sun

Holsten-Investor: Finanzaufsicht findet Fehler in Bilanzen

Es ist die nächste Ohrfeige für den angeschlagenen Investor des Holsten-Areals, die Adler Group: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat nun mitgeteilt, dass die Bilanz des Immobilienkonzerns aus dem Jahr 2019 fehlerhaft ist. Ein Immobilienprojekt sei überbewertet worden. Die Adler Group will sich gegen den Bescheid wehren.

Die deutsche Tochtergesellschaft Adler Real Estate soll nach Angaben der BaFin das Immobilienprojekt „Glasmacherviertel“ in Düsseldorf-Gerresheim viel zu hoch bewertet haben. Es wurde mit 375 Millionen Euro angesetzt und damit „um mindestens 170 Millionen Euro bis höchstens 233 Millionen Euro zu hoch bewertet“, teilte die Bafin am Montag mit.

Adler Group wegen Betrugsvorwürfen unter Druck

Die Behörde hatte sich eingeschaltet, nachdem der britische Hedgefonds-Boss Fraser Perring und dessen Analysehauses Viceroy im Oktober 2021 Vorwürfe gegen die Adler Group erhoben hatten.

Der Abriss des Holsten-Areals geht voran, doch der Investor steckt in Schwierigkeiten. Quandt
Holsten-Areal
Der Abriss des Holsten-Areals geht voran, doch der Investor steckt in Schwierigkeiten.

Sie hatten den Immobilienkonzern unter anderem des Betruges und der „finanziellen Falschdarstellung“ beschuldigt. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Auch diesmal wies die Adler Group die Kritik von sich und kündigte an, Rechtsmittel gegen den Bescheid der BaFin einzulegen.

Vonovia will Adler nicht mehr übernehmen

Kurz nach den Bekanntgaben der Bafin kündigte der größte Aktionär, der Immobilienriese Vonovia, an, die Adler-Group nicht mehr zu übernehmen: „Die Märkte haben sich verändert und deswegen ist für uns die ursprüngliche Überlegung, die Adler Group zu übernehmen, definitiv vom Tisch“, sagte Unternehmenschef Rolf Buch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.

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Auch die Adler-Investoren reagierten: Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kündigte laut der Agentur Bloomberg an auf der Hauptversammlung der Adler Real Estate Ende August eine Sonderprüfung beantragen zu wollen. Die Prüfung soll nicht nur die Bilanzen des Unternehmens näher betrachten, sondern auch die Rolle von Cevdet Caner. Er ist der CEO bei Aggregate Holding SA, einem Großinvestor bei Adler. Laut Fraser Perring sei er der Strippenzieher hinter Adler. Auch eine Gruppe von Anleihegläubigern dränge unabhängig von der SdK auf eine Untersuchung.

Holsten-Areal in Hamburg soll mehr als 360 Millionen wert sein

Das alles könnte jedoch nur ein Vorgeschmack sein. Die Überprüfung des Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2019 dauert nach Mitteilung der Bafin weiter an. Gleiches gilt für die Prüfung der Geschäftsjahre 2020 und 2021. Auch in Hamburg besitzt die Adler Group über eine Tochtergruppe, die Consus Real Estate, mehrere hoch bewertete Grundstücke.

So sollte das neue Quartier auf dem Holsten-Areal aussehen: Dachgärten, große Parkanlage und wenig Autoverkehr. André Poitiers Architekt
So soll das neue Quartier auf dem Holsten-Areal aussehen: Dachgärten, große Parkanlage und wenig Autoverkehr.
So sollte das neue Quartier auf dem Holsten-Areal aussehen: Dachgärten, große Parkanlage und wenig Autoverkehr.

Prominentestes Beispiel: Das Holsten-Areal. 2016 lag der Wert des Geländes in Altona-Nord zwischen Haubachstraße und Harkortstraße noch bei rund 65 Millionen Euro, jetzt steht es bei der Adler Group mit mehr als 360 Millionen Euro in der Bilanz. Mehr als 1200 Mietwohnungen sollten auf dem rund 86.000 Quadratmeter großen Gelände einmal entstehen, doch es liegt seit Jahren brach.

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Lediglich ein paar Gebäude der ehemals dort ansässigen Holstenbrauerei wurden abgerissen. Zuletzt geriet das Gelände in die Schlagzeilen, weil die Bauarbeiter streikten. Die Stadt prüft derzeit ihre Optionen, auch ein Kauf der Flächen wäre möglich.

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Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte allerdings: „Wir sind als Stadt bereit, das Grundstück zu einem angemessenen Wert zu übernehmen. Spekulative Grundstücksbewertungen akzeptieren wir dabei aber nicht.“ Die Adler Group hatte zuletzt immer wieder betont, das Gelände nicht verkaufen und den Bau fortsetzen zu wollen. (abu)

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