Zukunft von diesen großen Bau-Projekten in Hamburg ungewiss
Die Stadtentwicklungsbehörde hat am Dienstag in den Verhandlungen mit dem Investor des Holsten-Areals endgültig die Notbremse gezogen. Der Grund: Investor „Consus“, eine Tochtergesellschaft der „Adler Group“, steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der Unternehmensgruppe gehören insgesamt fünf große Bauflächen in der Stadt. Die MOPO zeigt auf, wie es jetzt um die anderen Bauprojekte steht.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Die Stadtentwicklungsbehörde hat am Dienstag in den Verhandlungen mit dem Investor des Holsten-Areals endgültig die Notbremse gezogen. Der Grund: Investor „Consus“, eine Tochtergesellschaft der „Adler Group“, steckt in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der Unternehmensgruppe gehören insgesamt fünf große Bauflächen in der Stadt. Die MOPO zeigt auf, wie es jetzt um die anderen Bauprojekte steht.
Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) kündigte am Dienstag an, dass „angesichts der aktuellen Situation der Adler Group“ die Stadt jetzt sämtliche Areale in Hamburg überprüfe, „die eine Verbindung zu diesem Unternehmensgeflecht haben“. So solle festgestellt werden „ob die auf den Flächen verfolgten städtebaulichen Ziele weiterhin in den bisher vorgesehenen Prozessen erreicht werden können.“
Angeschlagene „Adler Goup“ hat fünf Bauprojekte in Hamburg
Im vergangenen Jahr hatte es schwere Betrugsvorwürfe gegen das Unternehmen gegeben. Aktuell ist ungewiss, ob der Investor über ausreichende finanzielle Mittel verfügt.
Selbst eine Sonderuntersuchung der Wirtschaftsprüfer von KPMG konnte nicht den Vorwurf ausräumen, dass „‚Adler‘ nicht über die finanziellen Mittel verfügt, die Projektentwicklungen umzusetzen.“ Insgesamt gehören der „Adler Goup“ in Hamburg fünf Bauflächen. Das Holsten-Areal in Altona dürfte das bekannteste Projekt sein.
Holsten-Areal: Pläne liegen auf Eis
Das ehemalige Holsten-Brauereigelände liegt seit Jahren brach, einige Gebäude wurden bereits abgerissen. Eigentlich sollten hier bis 2027 rund 1200 neue Wohnungen im sogenannten „Holsten-Quartier“ entstehen.
Das könnte Sie auch interessieren: Aktienkurs von Investor bricht ein – was passiert jetzt mit dem Holsten-Quartier?
Der Bezirk Altona weigerte sich am Dienstag, den städtebaulichen Vertrag mit dem Investor zu unterzeichnen. Jetzt ist die Frist abgelaufen, das Projekt liegt auf Eis. Schon vorher war allerdings klar, dass es zu einer Unterzeichnung – ohne eine Finanzierungszusage einer Bank über das Gesamtprojekt von „Consus“ – auch nicht kommen würde.
„Neuländer Quarree“ und Gummiwaaren-Fabrik
Weiterhin gehören „Adler“ das Areal „Neuländer Quarree“ an der Neuländer Straße in Harburg sowie das gegenüber liegende ehemalige Fabrikgelände der „New-York Hamburger Gummiwaaren Kompagnie“.
Hier sollten ab 2012 Büro- und Wohngebäude entstehen, Teile der Fabrik wie das alte Kesselhaus stehen unter Denkmalschutz und blieben dabei erhalten. Bisher wurde jedoch noch nicht mal das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen. Dies geht aus einer aktuellen Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsabgeordenten Heike Sudmann hervor.
Billwerder Neuer Deich in Rothenburgsort
Der Senat hat hier immerhin 2021 die vorbereitenden Untersuchungen für eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme gestartet. Damit hätte die Stadt sowohl das Vorkaufsrecht, wenn der Investor denn verkauft, könnte aber auch unter gewissen Voraussetzungen eine Enteignung anstreben.
Ein weiteres Grundstück der Investoren liegt am Billwerder Neuer Deich in Rothenburgsort. Hierzu gibt es in der Senatsantwort keine Informationen über den Planungsstand, gebaut wird hier aber ebenfalls nicht.
„Neues Korallusviertel“: Erste Bauanträge genehmigt
Das fünfte Bauprojekt auf der Liste der Investoren ist das „Neue Korallusviertel“ in Wilhelmsburg. Zwischen 2020 und 2022 sollten hier rund 430 neue Wohnungen entstehen, passiert ist das bisher nicht. Allerdings ist es bisher das einzige der Grundstücke, für das insgesamt sechs Bauanträge gestellt wurden.
Das könnte Sie auch interessieren: Hier soll Hamburgs Süden einen Pracht-Boulevard bekommen
Die Hälfte der Anträge wurde bereits genehmigt, dabei handelt es sich um Wohngebäude mit fünf bis sieben Geschossen. Auf der Baustelle soll als nächstes die Kampfmittelräumung starten.
Stadtentwicklungsbehörde hält sich bedeckt
Und was passiert, wenn bei der Prüfung der Stadtentwicklungsbehörde herauskommt, dass der Investor die städtebaulichen Ziele nicht einhalten kann?
„Das wird gegebenenfalls ebenfalls Gegenstand der Prüfung sein“, hieß es am Mittwoch auf MOPO-Anfrage aus der Behörde. Auf die Frage, ob die Stadt die Möglichkeit hätte, alle Areale zu erwerben, gab es dieselbe Antwort.
Hamburg: Städtebauliche Entwicklung nicht für jedes Gebiet
„Jetzt geht es um einen Neuanfang – und zwar ohne die bisher vorgesehene extrem hohe Verdichtung im Holsten-Quartier, die nur für den Eigentümer und nicht die Bewohner:innen gut ist. Dafür aber dann mit einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme und einem neuen Bebauungsplan-Entwurf“, sagt Sudmann von der Linken Bürgerschaftsfraktion.
Das könnte Sie auch interessieren: Im Herzen Altonas: Ärger um Bebauung dieses Areals findet kein Ende
Die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme komme nach Aussage der Behörde auf MOPO-Anfrage allerdings „nicht für jede Neuentwicklung oder Neuordnung von Grundstücken in der Stadt in Betracht“. Es müsse sich um Ortsteile oder Gebiete „mit besonderer Bedeutung für die städtebauliche Entwicklung der Stadt insgesamt“ handeln.