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Noch sind die Klassenräume leer, im Herbst kommen die Schüler:innen zurück (Symbolbild).
  • Noch sind die Klassenräume leer, im Herbst kommen die Schüler:innen zurück (Symbolbild).
  • Foto: (c) dpa

Corona-Tests, Luftfilter, Impfungen: Wie geht es an Hamburgs Schulen weiter?

Nach den Sommerferien werden Hamburgs Schülerinnen und Schüler zurück in die Klassenräume strömen – und mit ihnen wohl auch das Coronavirus. Doch ein Großteil der Kinder ist ungeimpft und die ansteckendere Delta-Variante auf dem Vormarsch. Debatten um Tests, Luftfilter und Impfungen erregen schon jetzt die Gemüter.

Die Hamburger Schulbehörde geht auf Nachfrage der MOPO derzeit davon aus, dass alle gültigen Hygienemaßnahmen auch zu Beginn des nächsten Schuljahres bestehen bleiben. „Das gilt insbesondere für die Testpflicht, das Tragen von Masken und die Trennung von Altersgruppen“, sagte eine Sprecherin der Schulbehörde. Sollten aufgrund der Entwicklung des Infektionsgeschehens weitere Maßnahmen nötig sein, werde die Behörde vor Schulbeginn darüber informieren.

Studie: Kinder keine Infektions-Treiber

Eine neue Corona-Studie der Universität Mainz kommt zu dem Ergebnis, dass Kinder keine Infektions-Treiber sind. Sie seien weniger anfällig und hätten im Vergleich zu Erwachsenen eine bessere Immunabwehr. Eine Öffnung der Schulen im Herbst hält Studienleiter Philipp Wild auf „tagesschau.de“ für machbar. Es brauche aber sehr früh klare Konzepte mit Hygieneregeln, Luftfiltern und Tests.

Eine neue Studie der Uni Mainz sieht Kinder nicht als Infektionstreiber (Symbolbild), (c) dpa
Eine neue Studie der Uni Mainz sieht Kinder nicht als Infektionstreiber (Symbolbild),
Eine neue Studie der Uni Mainz sieht Kinder nicht als Infektionstreiber (Symbolbild),

Die Testpflicht an Hamburgs Schulen wurde diese Woche schon zum Streitthema. Schüler:innen müssen sich regulär zweimal pro Woche in der Schule selbst testen, sofern sie am Präsenzunterricht teilnehmen wollen. Die Eltern eines Grundschülers bestanden jedoch darauf, dass ihr Kind auch zu Hause einen Test machen könne.

Ärger um Testpflicht in Hamburg

Das Oberverwaltungsgericht war letztlich der Ansicht, aus der Rechtsgrundlage für den Musterhygieneplan gehe hervor, dass ein Widerspruch gegen die Testpflicht aufschiebende Wirkung habe. Die Schulbehörde änderte jetzt ihren Musterhygieneplan. Die Testpflicht bleibt somit bestehen. Der Infektionsschutz an den Schulen solle „mit großer Aufmerksamkeit und Sorgfalt“ umgesetzt werden, um das Schulleben für alle Beteiligten so sicher wie möglich zu gestalten, hieß es dazu aus der Schulbehörde.

Der Chef der Ständigen Impfkommission (StiKo), Thomas Mertens, zweifelt am Sinn von Massentests an Schulen. „Ich frage mich, wie wichtig es tatsächlich ist, jedes symptomlos infizierte Kind durch Testung zu entdecken“, sagte Mertens der „Schwäbischen Zeitung“. Man solle darüber nachdenken, ob es auch ausreiche, jedes Kind mit Symptomen frühzeitig zu identifizieren und isolieren.

Hamburg will Pilotprojekt mit Lolli-Tests starten

Dem widersprechen Gesundheitsexpert:innen wie die Virologin Melanie Brinkmann. Sie hält regelmäßige Tests für wichtig, um Infektionsketten frühzeitig zu erkennen. Gleichzeitig schlägt sie vor, vermehrt auf Lolli- und Gurgeltests zu setzen, weil sie mit der zuverlässigeren PCR-Methode ausgewertet werden können.

Lolli-Tests wie hier in Nordrhein-Westfalen sollen auch in Hamburg erprobt werden. (c) dpa
Lolli-Test wie hier in Nordrhein-Westfalen sollen auch in Hamburg erprobt werden.
Lolli-Tests, wie hier in Nordrhein-Westfalen, sollen auch in Hamburg erprobt werden.

Hamburg prüft aktuell, ob Lolli-Tests großflächiger an Schulen eingesetzt werden können. „Hierzu ist zunächst ein Pilotprojekt in Vorbereitung, das vor allem Kinder an den Sonder- und Grundschulen in den Blick nimmt“, so die Schulbehörde. In diesem Zusammenhang sollen auch Logistik- und Laborkapazitäten geprüft werden. Gerade von den Laborkapazitäten hänge das Gelingen ab.

Opposition fordert „corona-sichere“ Schulen

Die Hamburger CDU fordert, die Schulen bis zum Schulstart nach den Sommerferien „corona-sicher“ zu machen. „Es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass der Präsenzunterricht an Hamburgs Schulen im kommenden Herbst erneut ausgesetzt wird“, sagte Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion.

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Jede Maßnahme, die helfe, das Infektionsrisiko zu senken, müsse geprüft werden. Dazu gehörten eine Testpflicht, mobile Raumluftfilter und ein Angebot zur Impfung von Kindern und Jugendlichen. „Die Sommerferien erneut tatenlos verstreichen zu lassen und dann im August alle Kinder ungeschützt dem Virus auszusetzen, wäre unverantwortlich“, so Stöver.

Luftfilter: Kommunen müssen selbst ran

Damit spricht sie zwei weitere Streitthemen an: Raumlüfter und Impfungen. Einige Expert:innen sagen, Luftfilter in den Klassenräumen helfen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Andere halten das klassische Stoßlüften für effektiver.

Einige Schulen setzen Luftfiltergeräte als Maßnahme gegen das Coronavirus ein. dpa-Bildfunk
Ein Luftfilter in einem Klassenzimmer
Einige Schulen setzen Luftfiltergeräte als Maßnahme gegen das Coronavirus ein.

Kreise und Kommunen können inzwischen Förderprogramme von Bund und Ländern nutzen, um die teuren Filtergeräte anzuschaffen. Einige Bundesländer haben bereits Anträge auf Fördergelder gestellt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sogar gefordert, im Herbst soll in jedem Klassenraum ein mobiler Lüfter stehen.

Hamburgs Schulbehörde hält sich zurück

In Hamburg zögert man da noch. Die Schulbehörde setzt auf die Empfehlungen des Umweltbundesamtes, wonach Luftfilter nur eine Ergänzung zum Lüften sein können. „Der Senat muss umgehend dafür sorgen, dass Luftfilter zum Mindeststandard in jedem Klassenraum werden“, fordert Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Hamburger Linksfraktion. Die CDU-Fraktion sagt, das Vorlegen einer „Kosten-Nutzen-Analyse“ sei das Mindeste, was man vom Senat erwarten könne.

Keine Impfung für Kinder

Das letzte Wort zum Thema Impfen ist auch noch nicht gesprochen. Im Hamburger Impfzentrum gibt es Termine regulär nur für über 18-Jährige. Der Senat hält sich damit an die Empfehlung der Stiko. Dort empfiehlt man Impfungen nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen. Unter anderem heißt es in der Begründung, dass das Risiko einer schweren Erkrankung für diese Altersgruppen gering sei. Unabhängig davon dürfen Eltern, Kinder und Ärzt:innen aber gemeinsam auch individuell entscheiden. Für unter 12-Jährige ist bislang keiner der Impfstoffe freigegeben.

Delta-Variante bereitet Expert:innen Sorge

Expert:innen blicken mit Sorge auf die Delta-Variante. „Sie ist deutlich ansteckender. Sie betrifft sehr stark Jugendliche und Kinder“, sagte Reinhold Förster, Vize-Chef der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. „Solange diese Gruppe gar nicht oder wenig geimpft ist, werden wir keine Herdenimmunität bekommen.“ Aus Sicht des Robert Koch-Instituts sollten im Kampf gegen die Delta-Variante mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Menschen ab 60 Jahren vollständig geimpft sein. 

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SPD-Chefin Saskia Esken hatte die Ständige Impfkommission aufgefordert, ihre Haltung zur Impfung von Jugendlichen zu überdenken. Inzwischen fordert auch die Bundesschülerkonferenz ein Impfangebot für alle Jugendlichen in den Sommerferien. Stiko-Chef Thomas Mertens nannte eine Einmischung der Politik „kontraproduktiv“. Eine Aktualisierung der Impfempfehlung könne es erst geben, wenn aussagekräftige Daten zum Risiko durch die Impfung und zum Risiko durch Delta vorliegen.

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