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Archäologe und Ausgrabungsleiter Kay-Peter Suchowa legt die Mikwa der Bornplatz-Synagoge frei
  • Archäologe und Ausgrabungsleiter Kay-Peter Suchowa legt die Mikwa der Bornplatz-Synagoge frei.
  • Foto: Florian Quandt

Viele Sensationsfunde in Hamburg: Archäologen überrascht – so geht es jetzt weiter

Archäologen haben im Boden auf dem Joseph-Carlebach-Platz im Grindelviertel (Rotherbaum) nach Überresten der von den Nazis angezündeten Bornplatzsynagoge gesucht – und machten dabei viele überraschende Funde. Die Ergebnisse sollen nun in den Architekturwettbewerb zum Wiederaufbau der Synagoge fließen.

Die Grabungsarbeiten des Archäologischen Museums Hamburg nach Überresten der Bornplatzsynagoge haben überraschende Funde zu Tage gebracht. „Die Grabung auf dem Joseph-Carlebach-Platz ist beendet und war ein voller Erfolg“, sagte Hamburgs Landesarchäologe und Direktor des Archäologischen Museums, Rainer-Maria Weiss, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben sehr viel gefunden.“

„Voller Erfolg“ – Suche nach Resten der Bornplatzsynagoge beendet

Nun sei nach Jahrzehnten, in denen es die unterschiedlichsten Gerüchte gegeben habe, endlich klar: „Es dürfte wie mit der Rasierklinge abgeschnitten das gesamte Untergeschoss mit dem Fundament der Synagoge noch vollständig und ziemlich gut erhalten im Boden stecken“, sagte Weiss. Auch über die Farben der Synagoge und die Optik der riesigen Fenster des Gotteshauses herrschte lange Unklarheit, da es nur Schwarz-Weiß-Fotos oder nachkolorierte Bilder gab. „Das Äußere war ein roter Klinkerbau mit einer ganz feinen farblichen Gliederung.“

Die Grabungen nach der Bornplatzsynagoge Florian Quandt
Ausgrabungen der Bornplatzsynagoge
Die Grabungen nach der Bornplatzsynagoge

Vier Suchschnitte – jeweils 15 Quadratmeter groß – wurden seit Anfang September angelegt. „In allen vier Probeschnitten haben wir bestens erhaltene Bausubstanz der Synagoge angetroffen“, sagte Weiss. „Wir haben beispielsweise einen sehr gut erhaltenen Vorratskeller und eine Küche mit vollständigen, wunderschönen, gemusterten Fliesen entdeckt.“

Grabungen erfolgten im Auftrag der Senatskanzlei

In einem früheren Nebengebäude legten die Experten eine sogenannte Mikwe frei. „In dieses Tauchbad muss man über sieben Treppen hinabsteigen, die haben wir perfekt erhalten gefunden“, erklärte Weiss. „Das Becken hatte schneeweiße, hochglänzende Fliesen.“ Einzelne herausragende Fundobjekte würden nun noch geborgen und die Schnitte dann wieder verfüllt.

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Die Untersuchung erfolgte im Auftrag der Senatskanzlei. „Damit sollen Erkenntnisse über Reste des Fundaments der früheren Synagoge und deren Zustand gewonnen werden“, hatte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bei Beginn der Arbeiten erklärt. „Diese sollen in das weitere städtebaulich-architektonische Verfahren einfließen, mit dem ein neuer zentraler Ort für das jüdische Leben und die jüdische Kultur in Hamburg geschaffen wird.“

Zerstörte Bornplatzsynagoge soll wieder aufgebaut werden

Die Ergebnisse der Ausgrabungen werden nach Worten des Landesarchäologen eine spannende Denksportaufgabe für die Architekten. „Sie müssen sich überlegen, wie sie Teile dieses Originalbauwerks in die künftige Neubebauung integrieren, egal welche es wird.“

Aktuell laufen die Vorbereitungen zwischen der Stadt und der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, damit das architektonische Wettbewerbsverfahren demnächst beginnen kann, wie ein Sprecher des Senats sagte. „Ein konkreter Zeitpunkt hierfür steht noch nicht fest. Die Vorbereitungen sind jedoch weit vorangeschritten.“

Funde sollen in Architekturwettbewerb zum Wiederaufbau der Synagoge fließen

Die Bornplatzsynagoge im Grindelviertel unweit der Universität war bei ihrer Einweihung 1906 das größte jüdische Gotteshaus in Norddeutschland. Während der Novemberpogrome 1938 setzten Nationalsozialisten das Gebäude in Brand. Ein Jahr später zwangen sie die Jüdische Gemeinde, die Synagoge auf eigene Kosten abzureißen. Die Jüdische Gemeinde in Hamburg möchte die Synagoge wieder aufbauen und wird dabei von der Bürgerschaft, dem Senat und dem Deutschen Bundestag unterstützt.

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Während der archäologischen Untersuchungen musste das auf dem Joseph-Carlebach-Platz verlegte Bodenmosaik von Margrit Kahl – es erinnert seit 1988 an die Bornplatzsynagoge – im Bereich der Suchschnitte teilweise entfernt werden, wie Weiss sagte. Es werde jedoch nach Abschluss der Voruntersuchung wieder vollständig hergestellt. (dpa/mp)

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