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Rund 400 Menschen nahmen an der Mahnwache am Samstagmittag teil.
  • Rund 400 Menschen nahmen an der Mahnwache am Samstagmittag teil.
  • Foto: Marius Röer

Laster überrollte Jugendlichen: Emotionale Mahnwache für getöteten 15-Jährigen

Die Trauer ist riesengroß: Am vergangenen Dienstag wurde in Hamburg ein 15-Jähriger von einem Lkw überrollt und dabei getötet. Am Samstag fand eine emotionale Mahnwache für den Jugendlichen statt. Eingeladen zu der Mahnwache hatte der Radfahrerverband ADFC. Deren Vorstand richtete deutliche Forderungen an die Verantwortlichen der Stadt.

Eine gespenstische Stille herrscht im Bereich der Osdorfer Landstraße (Groß Flottbek). Knapp 100 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer liegen mit ihren Rädern auf dem Boden. Etwa 300 Menschen stehen am Straßenrand, schauen bedrückt auf den Boden, liegen sich in den Armen, wischen sich Tränen aus dem Gesicht.

Nach tödlichem Lkw-Unfall: Emotionale Mahnwache für Jugendlichen

Es sind auffällig viele Kinder mit ihren Eltern da. Einige Trauernde haben Pfadfinder-Uniformen an. Ein Freund der Familie des Verstorbenen hält eine kurze, emotionale Rede, spricht davon, dass die Angehörigen im Glauben Halt finden. Hunderte Blumen liegen an der Unfallstelle.

Am Dienstag kam hier ein 15-Jähriger ums Leben, als ein 67 Jahre alter Lkw-Fahrer unerlaubterweise abbiegen wollte und den Jugendlichen mit seinem Fahrzeug überrollte.

Der Unfallort. Gut zu erkennen: Das Straßenschild, das die Einfahrt von Lkw untersagt. Christoph Seemann/Hamburg News
Der Unfallort. Gut zu erkennen: Das Straßenschild, das die Einfahrt von Lkw untersagt.
Der Unfallort. Gut zu erkennen: Das Straßenschild, das die Einfahrt von Lkw untersagt.

Es ist mal wieder einer dieser tödlichen Abbiege-Unfälle, die schon seit Jahren für Diskussionen sorgen: Wie kann das sein, dass immer noch nicht alle Laster mit einem Abbiege-Assistenten ausgestattet sind und der tote Winkel im wahrsten Sinne des Wortes Menschenleben kostet?

Auch der Lkw, der am Dienstag den Jungen überrollte, hatte keinen Abbiegeassistenten. Seit Juli 2022 sind sie Pflicht bei jedem Lkw eines neuen Fahrzeugtyps, aber erst ab 2024 müssen sie in allen neuverkauften Lkw und Bussen eingebaut sein.

Neben dem „Ghostbike“ wurden zahlreiche Blumen niedergelegt. Marius Röer
Neben dem „Ghostbike“ wurden Hunderte Blumen niedergelegt.
Neben dem „Ghostbike“ wurden zahlreiche Blumen niedergelegt.

Der ADFC hatte anlässlich des tragischen Unfalls die Mahnwache am Samstagmittag organisiert. Laut dem Fahrradclub würden Senat und Polizei der Verkehrssicherheit von Radfahrern und Fußgängern keine Priorität einräumen. „So bleibt die vom Senat angestrebte VisionZero, also keine Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr, ein leeres Versprechen“, sagt Thomas Lütke, Mitglied im ADFC-Vorstand.

„Würde die Stadt Hamburg endlich für Verkehrssicherheit sorgen, könnte es Unfälle wie diese nicht geben”

„Würde die Stadt Hamburg endlich für Verkehrssicherheit sorgen, könnte es Unfälle wie diese nicht geben”, so Lütke. Als akute Maßnahmen fordert der Fahrradclub, dass Lkw, die keinen Abbiegassistenten haben, nur noch mit Beifahrer auf Hamburgs Straßen unterwegs sein dürfen, dass Ein- und Ausfahrten von Grundstücken nur noch im 90-Grad-Winkel gebaut werden dürfen, um die Abbiegegeschwindkeit zu reduzieren und dass auf allen mehrstreifigen Hauptstraßen sogenannte „Protected-Bike-Lanes“ errichtet werden.

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„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Das ist der Lieblingsvers des Verunglückten aus der Bibel. Die Angehörigen haben ihn an das „Ghostbike“, ein weiß lackiertes Fahrrad, das an der Unfallstelle steht, angebracht. (roeer/elu)

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