Mutter saß unschuldig in Haft: Neuer Prozess nach Mord an Gastronom
Im Mai 2022 wurde der Hamburger Gastronom José-Benito R. (69) tot in seinem Bett aufgefunden. In Verdacht geriet zunächst eine Frau, die für ihn gearbeitet hatte. Sie wurde verhaftet und musste sich vor Gericht verantworten. Erst nach sieben Monaten stellte sich – auch dank ihrer engagierten Anwältinnen – ihre Unschuld heraus. Nun wird der Fall erneut verhandelt: Diesmal stehen drei Männer (38, 36 und 32 Jahre alt) unter Mordverdacht vor Gericht.
Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Angeklagten gemeinschaftlichen Mord in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge vor. Sie sollen am 12. Mai 2022 gegen 11 Uhr die Wohnung des Gastronomen an der Bürgerweide in Hamburg-Borgfelde betreten haben – offenbar wegen Schulden aus der Inanspruchnahme von Prostituiertenleistungen. Gegen 18 Uhr entdeckte ein Bekannter den 69-Jährigen tot auf seinem Bett.
José-Benito R. war selbstständiger Unternehmer in der Gastro-Szene. Er galt als sehr kommunikativ- und aufgeschlossen gegenüber neuen Bekanntschaften. Laut Polizei reichten seine Kontakte zu Frauen auch in das Prostitutionsmilieu rund dem den Hansaplatz und die Süderstraße.

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An jenem Tag sollen die Männer den 69-Jährigen zunächst mit einem Hieb auf den Kopf – vermutlich mit einer Waffe – bewusstlos geschlagen haben. Anschließend fesselten sie ihn laut Anklage mit Kabelbindern und setzten sich auf seinen Brustkorb. Dabei brachen mehrere Rippen, und seine Atemwege wurden so stark zugedrückt, dass er erstickte. Die mutmaßlichen Täter sollen daraufhin einen größeren Geldbetrag entwendet und geflüchtet sein.
Mutter sitzt sieben Monate unschuldig in Haft – ohne ihr Baby
Anfang Dezember 2024 wurden zunächst die beiden älteren Angeklagten verhaftet – ein 38-jähriger Kolumbianer in seiner Wohung in Farmsen-Berne und ein 36-jähriger Dominikaner in Nordrhein-Westfalen. Eine Woche später schnappten Polizeibeamte den Jüngeren, einen 32-jährigen Dominikaner, am Flughafen in Frankfurt am Main, als er aus der Dominikanischen Republik einreiste.
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Zuvor hatten sich die Ermittlungen in eine ganz andere Richtung entwickelt: Im Dezember 2022 verhaftete die Polizei eine 37-jährige Kolumbianerin, deren DNA-Spuren unter einem Fingernagel des Opfers und an seiner Kleidung gefunden worden waren. Die Frau war erst ein Jahr zuvor nach Hamburg gekommen, sprach kein Deutsch und lebte mit ihrem sechs Monate alten Sohn im Kirchenasyl. Während ihrer siebenmonatigen Untersuchungshaft wurde das Kind dem Jugendamt übergeben.

Drei Männer wegen Mord an Hamburger Wirt vor Gericht
Im Juni 2023 begann der Prozess gegen Klara P. (Name geändert). Die Staatsanwaltschaft warf ihr Mord aus Habgier vor – obwohl sie zum Tatzeitpunkt im neunten Monat schwanger war. Wie hätte sie da mit bloßen Händen einen Mann erwürgen sollen? Dieses Argument führten vor dem Landgericht auch ihre beiden Anwältinnen an.
Wie hätte sie da mit bloßen Händen einen Mann erwürgen sollen? Dieses Argument führten auch ihre beiden Anwältinnen vor dem Landgericht an.
Ein von der Verteidigung in Auftrag gegebenes Gutachten lieferte eine plausible Erklärung für die DNA-Spuren an der Kleidung. Wenige Tage vor dem Mord hatte sich Klara P. auf eine Stellenanzeige des späteren Opfers beworben, das eine Köchin und Haushaltshilfe suchte. Laut Chatverläufen war sie zum Probearbeiten in der Wohnung des Mannes – und hatte dort, so ihre Anwältinnen, zahlreiche Kleidungsstücke gebügelt. Auch das angebliche Habgier-Motiv war aus Sicht der Verteidigung nicht stichhaltig: Am Tatort lagen zwei Handys, ein Tresor, ein Laptop und Bargeld unberührt. Eine Kollegin hatte zudem der Polizei erklärt, Klara P. habe zur Tatzeit mit ihr gemeinsam ein Hostel an der Kieler Straße geputzt. Der Prozess endete am 28. August 2023 mit einem Freispruch.
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Ab Dienstag wird der Fall erneut vor dem Hamburger Landgericht verhandelt – und vielleicht ja endlich aufgeklärt.
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