„Eher gefragt als Selke“: Ablösefrei! Das würde der Abschied des HSV-Stars bedeuten
Torsten Mattuschka staunte nicht schlecht, als er nach dem Ende des 34. Spieltags über den HSV sprach. „Sie haben drei Stürmer gehabt, die zweistellig getroffen haben“, wusste der Sky-Experte am Sonntag über Davie Selke (22 Zweitliga-Treffer), Ransford Königsdörffer (14 Buden) und Robert Glatzel (zehn Tore) zu berichten. „Diese Breite und Tiefe des Kaders war in diesem Jahr so, so wichtig.“ Das qualitativ hochwertige Aufgebot hat den HSV zum Aufstieg geführt. Wie der Kader der Bundesliga-Zukunft aussieht, ist aber noch völlig offen. Und das gilt auch mit Blick auf die Sturm-Besetzung, zumal die Situation bei Selke anders ist als zunächst gedacht.
Um die Details, Klauseln und mögliche Fallstricke in seinem Arbeitspapier hatte es zuletzt verstärkt Verwirrung gegeben, weshalb schon am Anfang der Vorwoche die Frage im Raum stand: Bleibt Selke doch nicht im Volkspark?
Das „Abendblatt“ schrieb am Montagabend dann zuerst davon, dass sich der HSV-Vertrag des 30-Jährigen durch den Aufstieg sowie das Erreichen von mindestens 25 Saisoneinsätzen doch nicht automatisch verlängert hat. Diese Klauseln hatte es ursprünglich in Selkes Kontrakt gegeben, diese wurden im Frühjahr aber gestrichen – auf Wunsch des Torjägers, der sich aufgrund des Passus nicht frei im Kopf fühlte und daher auf Stefan Kuntz zuging. Der HSV-Boss willigte ein, damit Selke, der viel früher Klarheit haben wollte, sich voll auf den Endspurt konzentrieren konnte.
Klauseln gestrichen: Selkes HSV-Vertrag wurde angepasst
Kuntz’ Zustimmung zur Anpassung des HSV-Vertrags bedeutete jedoch auch, dass eingepreist wurde, dass Selke – Stand jetzt – ab dem 1. Juli ablösefrei sein wird. Sein aktuelles, nicht automatisch verlängertes Arbeitspapier endet am 30. Juni. Diese Faktenlage sorgt beim Ex-Kölner, dem Angebote aus der Bundesliga und aus dem Ausland (unter anderem Saudi-Arabien) vorliegen sollen, für eine komfortable Verhandlungsposition. Allerdings war auch schon vor Bekanntwerden der neuesten Entwicklung klar, dass Selke nur dann bleiben würde, wenn er sich mit Kuntz auf einen besser dotierten Kontrakt einigt. Die automatische Verlängerung hätte nicht automatisch einen Verbleib bedeutet.

Der Angreifer hat in den Anfang des Jahres gestarteten Verhandlungen klargemacht, dass er sich eine Laufzeit von drei Jahren wünscht, dazu ein höheres Gehalt. Die HSV-Bosse dagegen boten zuletzt neben weniger Geld lediglich zwei Jahre plus Option. Bereits im Sommer 2024 hatte sich Kuntz mit Selke wegen dessen Verletzungshistorie „nur“ auf einen leistungsbezogenen Einjahresvertrag mit Option geeinigt. Dann aber wies der Torschützenkönig nicht nur seine sportlichen Qualitäten nach, sondern vor allem auch seine menschlichen – in der Kabine und als Anführer der Mannschaft. Bei der Aufstiegsparty auf dem Rathaus-Balkon sowie während des anschließenden Umzugs um die Binnenalster klopfte er sich immer wieder auf seine (HSV-)Brust, als die Fans ihm zujubelten, seinen Namen riefen.
Mattuschka: Königsdörffer könnte für HSV wichtiger sein
Selke hat sich früh zum HSV bekannt, wirkte ob seiner unklaren Zukunft aber schon nach dem finalen 2:3 in Fürth nachdenklich. „Stand jetzt ist keine Einigkeit da“, stellte er fest, ohne auf Vertragsinhalte eingehen zu wollen. Die sollen erst diskutiert werden, sobald Selke mit seinen Kollegen aus Ibiza zurück ist. Zwischen der Spielerseite und den HSV-Verantwortlichen sind nach MOPO-Informationen vorher noch keine neuen Gespräche geplant. „Ich bin gespannt, wie es ausgeht“, sagte Mattuschka am Sonntag über den Poker. „Und ob Davie Selke bleibt oder nicht.“

Auch der Zweitliga-Experte vermutet, dass die Spielidee von Merlin Polzin in der Bundesliga anders aussehen wird. „Du wirst vielleicht nicht mehr so oft in den Strafraum kommen, vielleicht stehst du ein bisschen tiefer und willst mehr auf Konter gehen“, rechnet Mattuschka mit einem defensiveren Ansatz samt Umschaltspiel. „Da ist dann Ransi (Königsdörffer; d. Red.) als Typ wahrscheinlich eher als Glatzel und Selke gefragt, weil die beiden schon sehr ähnlich sind.“ Es stellt sich also die Frage: Benötigt der HSV auch in der Bundesliga zwei klassische Neuner? Oder lediglich einen, dessen Stärken auch im Spielerischen (Glatzel) und nicht zuvorderst im Strafraum (Selke) liegen?
Das könnte Sie auch interessieren: „Gibt wenige Überraschungen“: HSV-Boss erklärt die Transfer-Planung
„Ich bin gespannt, ob Davie Selke bleibt oder nicht – weil der Fußball sich in Liga eins auch ein bisschen verändern kann“, weiß Mattuschka. Selkes Abschied würde für den HSV den Verlust eines Führungsspielers bedeuten, eines erfahrenen Ex-Bundesliga-Stürmers und eines Fan-Lieblings. Im Falle eines Abgangs müssten die Verantwortlichen wohl eine hochkarätige Alternative verpflichten. Am Montag lagen sich Kuntz und Selke auf dem Eventtruck noch in den Armen. In den kommenden Tagen, in denen auch die Kaderanalyse zwischen den Bossen und dem Trainerteam um Polzin ansteht, wird sich nun zeigen, wohin der Weg bei Selke führt. Die Entscheidung könnte schnell erfolgen.
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.