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Jackson Irvine beim 4:2-Sieg in Heidenheim
  • Beim 4:2 von St. Pauli in Heidenheim bot Jackson Irvine sein bislang bestes Spiel.
  • Foto: WITTERS

St. Pauli-Kicker Irvine: Per Bus zum Training, per Bahn zum Spiel

In seinen ersten Wochen beim FC St. Pauli war überhaupt nicht daran zu denken, ihn aufzustellen. Jackson Irvine war so weit von seiner Topform entfernt wie das Millerntor von seiner Heimat Australien. Mittlerweile ist der charismatische Mittelfeldmann aus der Startelf der Kiezkicker kaum noch wegzudenken. Nicht nur sportlich passt Irvine zu St. Pauli wie die vielzitierte Faust aufs Auge. Ein Typ, wie ihn die Fans lieben.

Es klingt fast wie eine Geschichte aus längst vergangenen braun-weißen Zeiten, wenn Irvine davon erzählt, wie er zu Heimspielen seines neuen Vereins anreist. „Ich fahre mit der Bahn“, sagt er. Berührungsängste? No way! Dass er auf den letzten Schritten zum Stadion immer wieder von Fans angequatscht wird, stört ihn nicht, im Gegenteil. Der Kontakt zu den Anhängern gefällt ihm. „Alle Leute sind entspannt. Das liebe ich an St. Pauli.“ Nach Spielen geht er oft zu Fuß zurück zu seiner Wohnung, die zwischen dem Schanzenviertel und Eimsbüttel liegt.

Irvine liebt den Kontakt zu St. Pauli-Fans: „Alle Leute sind entspannt“

Irvine erzählt das so, als sei es das Normalste der Welt. Zum Training an der Kollaustraße fährt er übrigens mit dem Bus. „Ich liebe den deutschen öffentlichen Nahverkehr!“, sagt er lachend. Der sei so viel besser als der in England oder Schottland, wo er bis zum Sommer für Hibernian Edinburgh spielte. Ein Auto habe er derzeit nicht.

Seine CO2-Bilanz dürfte im Mannschaftskreis dennoch unerreicht sein. Als australischer Nationalspieler sind die Flüge zu Länderspielen meist Weltreisen. Auch bei St. Pauli startet Irvine gerade voll durch. Beim 4:2-Sieg in Heidenheim machte der 28-Jährige sein bislang bestes Spiel im Trikot der Braun-Weißen, bereitete zwei Tore vor.

Nach Verletzung startet Jackson Irvine bei St. Pauli durch

Keine Frage: Dampfmacher Irvine ist eine echte Verstärkung. Danach hatte es Anfang nicht ausgesehen. Er war in einer schlechten körperlichen Verfassung in Hamburg angekommen, hatte sich gleich eine Verletzung zugezogen.  „Es war der denkbar schlimmste Start.“ Nur langsam kämpfte er sich heran, nutzte nach dem Ausfall von Finn Ole Becker seine Chance und spielte sich fest. Er fühle sich „stärker und stärker“, aber: „Da geht noch mehr!“

Ein Tor, das wünscht er sich. Beim Sieg in Karlsruhe (3:1) hätte es fast geklappt, klappen müssen. „Ich habe immer noch Albträume von dem Kopfball!“, sagt er lachend. Jedenfalls werde er durchdrehen, wenn er trifft, da ist er sich sicher. „Dann mache ich bestimmt irgendwas Verrücktes.“

Freundin Jermilla musste sich an Schnurrbart von Irvine gewöhnen

Auch abseits des Rasens ist er für schräge Aktionen gut. Im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 hat er sich selbst Ohrlöcher gestochen. „Es war die pure Langeweile, Mann!“, erzählt er grinsend. Dann ließ er sich einen Schnurrbart stehen, zum Leidwesen von Freundin Jemilla, einer Berufs-Feuerwehrfrau. „Sie mochte den Schnurrbart überhaupt nicht, hat sich aber dran gewöhnt. Jetzt ist er mein Markenzeichen, vorher waren es meine Haare.“

Irvine ist ein unkonventioneller Typ, der Spaß am Leben und viele Interessen hat. Während des Reeperbahn-Festivals hat er sich einige Club-Konzerte im Molotow angeschaut, spielt selbst Gitarre, hat ein Faible für Tattoos. Einige davon hat er sich selbst gestochen.

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Ein Lebemann ist er dennoch nicht. Irvine ist Profi, ehrgeizig.  „Ich liebe Musik und Kunst, aber meine größte Leidenschaft ist und bleibt Fußball“, betont er. St. Pauli sei für ihn ein verdammt gutes Gesamtpaket. Das sportliche Konzept, die Werte des Vereins, sein Stadtteil. „Ich bin sehr glücklich hier. Ich kann mir gut vorstellen, auf absehbare Zeit für St. Pauli zu spielen“, sagt Irvine. Nicht nur den HVV würde das freuen.

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