„Ein echter Italiener“: Italo-Pop-Legende wird 80
Mit seinen seichten Popnummern „L‘Italiano“ und „Insieme: 1992“ brachte Toto Cutugno vielen Fans Italien näher. In seinen Songs bediente er typische Italien-Klischees – und ist stolz darauf.
„Ich bin ein Italiener. Ein echter Italiener.“ In seinem wohl bekanntesten Lied besingt der Sänger Toto Cutugno alle nur denkbaren italienischen Stereotype. In „L‘Italiano“ (Der Italiener), den meisten wohl eher unter dem Refrain „Lasciatemi cantare“ (Lasst mich singen) bekannt, singt er vom Fiat 600, Menthol-Rasiercreme und dem blauen Nadelstreifenanzug.
Natürlich dürfen auch die Spaghetti – „al dente“ wohlgemerkt – und der starke Espresso nicht fehlen. Mehr Klischees gehen kaum. Doch das Lied wurde 1983 zum Hit und Cutugno fesselte ein Millionenpublikum. Am Freitag wird der Sänger 80 Jahre alt.
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Cutugno gehört in Italien zu den Superstars – als Botschafter der italienischen Musik in der Welt bezeichnete ihn gar eine Moderatorin bei einem kürzlichen Auftritt im Radio. 100 Millionen verkaufte Alben bezeugen seinen Ruhm.
Insgesamt 15 Mal nahm er an dem legendären Sanremo-Festival als Interpret teil – aber nur einmal gewann er den Wettbewerb: 1980 mit dem Lied „Solo noi“ (Nur wir). Weitere 15 Mal komponierte er Lieder für Sanremo-Teilnehmer. Auch über die Grenzen des Mittelmeerlandes machte er sich in den 80er und 90er Jahren ein Namen. Neben seinem Top-Hit „L‘Italiano“ ist er wegen seines Sieges beim Eurovision Song Contest von 1990 bekannt.
„Ich bin ein Freund der Russen, nicht Putins“
Neben Deutschland ist der Italiener auch in Russland sehr beliebt. Viele Konzerte gab er dort. Als er 2013 in Sanremo mit dem Preis für das Lebenswerk ausgezeichnet wurde, sang er mit dem „Chor der Roten Armee“. „Ich bin ein Freund der Russen, nicht Putins“, stellte er vor kurzem klar. Er sei gerne in Russland aufgetreten. „Aber lassen wir Putin, wo er ist. Ich wünsche ihm alles Böse auf der Welt.“
1943 kam er als Salvatore Cutugno in der kleinen toskanischen Gemeinde Fosdinovo als Sohn von Sizilianern zur Welt. Seine Familie und ihn verschlug es nach La Spezia in Ligurien. Früh interessierte er sich für die Musik: Er lernte Schlagzeug und Akkordeon. Als junger Mann sang er in einer Band.
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Cutugno hatte sich schon in den 70er Jahren als erfolgreicher Songschreiber etabliert: Lieder für Stars wie Mireille Mathieu, Dalida, Gérard Lenorman und Adriano Celentano stammen aus seiner Feder. 1983 gelang ihm dann auch als Sänger international der Durchbruch: In Sanremo trat er mit „L‘Italiano“ auf. Er belegte den vierten Platz, das Lied war jedoch weltweit ein großer Erfolg.
Später glänzte Cutugno vor allem mit seinem Sieg beim Eurovision Song Contest 1990 in Zagreb mit der Europa-Hymne „Insieme 1992“ (Zusammen). Er sang davon, die unterschiedlichen Nationen Europas zusammenzubringen. Angesichts der damals aktuellen Ereignisse rund um den Fall des Eisernen Vorhangs traf Cutugno genau die richtige Stimmung für die Show. „Unite, unite, Europe“ hieß es auf Englisch im Refrain. Aus Italien gelang der Sieg beim Grand Prix vor Cutugno nur Gigliola Cinquetti 1964 und nach ihm 2021 der Rockgruppe Måneskin.
Italo-Pop überliefert das italienische Lebensgefühl
In den 90er Jahren wurde es um Cutugno dann ruhiger. Sein mäßiger Erfolg nach seinen zwei Top-Hits tat seiner Popularität keinen Abbruch. Vor allem „L‘Italiano“ wird so sehr mit Italien verbunden, dass auch jüngere Menschen mitsingen. Ende 2022 ging ein Video viral, in dem der französische AC-Mailand-Star Olivier Giroud im Auto Cutugnos Lied singt.
Viele Italo-Pop-Songs oder -Schnulzen funktionieren so wie Cutugnos Lied. Von Al Bano & Romina Power mit „Felicità“ über „Sarà perché ti amo“ von Ricchi E Poveri bis hin zu Umberto Tozzis „Ti amo“: Sie alle exportieren Italiengefühl. Cutugno steht stellvertretend für diese Art von Klischee umarmender Musik: „Weil ich stolz darauf bin.“
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Im Alter plagten den Italiener gesundheitliche Probleme. 2007 erkrankte er an Prostatakrebs. Cutugno verriet in einem späteren Interview, er verdanke seinem Kollegen Al Bano sein Leben. Nachdem Cutugno diesem seine Beschwerden offenbarte, hatte er ihn dazu gebracht, einen Arzt aufzusuchen.
„Der Arzt ließ mich dann nicht mehr aus dem Krankenhaus. Er sagte sofort, es sei eine ernste Sache, ich hätte Metastasen“, erzählte Cutugno im italienischen Radio. Eine Operation und Therapie heilten ihn.
Letzte Auftritte von Toto Cutugno in Italien
Anfang der 2000er Jahre wagte er noch einmal den Schritt auf die große Bühne: 2005 erreichte er zusammen mit der Sängerin Annalisa Minetti den zweiten Platz in Sanremo. 2010 nahm Cutugno ein letztes Mal am Sanremo-Festival teil.
Seitdem ist es um ihn von Jahr zu Jahr immer ruhiger geworden. Vieles hat sich verändert. Cutugno tut sich nach eigenen Worten mit dem Wandel in der Musik schwer. Dem Sanremo-Festival kehrte er den Rücken. „Ich habe Sanremo vergessen. Fast jedes Jahr laden sie mich ein und ich sage nein“, sagte er kürzlich in einem Radio-Interview. Seinen Geburtstag feiert der Jubilar zurückgezogen. (dpa/mp)