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Einsatzkräfte und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang am Bahnhof Brokstedt im Einsatz.
  • Einsatzkräfte und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang am Bahnhof Brokstedt im Einsatz.
  • Foto: dpa | Jonas Walzberg

Im Zug nach Hamburg erstochen: Todesopfer kannten sich

Nach dem Messerangriff in einem Zug bei Brokstedt in Schleswig-Holstein sind weitere Erkenntnisse zu den beiden Todesopfern und den Verletzten bekannt geworden. Der Täter soll um 15 Uhr dem Haftrichter vorgeführt werden.

Zu Tode kamen eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger aus der Region, wie Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Donnerstag in einer Sondersitzung des Landtags sagte. „Sie kannten sich.“ Am Morgen hatte die Ministerin das Alter des Mädchens noch mit 16 Jahren angegeben.

Angriff im Zug: 17-Jährige und 19-Jähriger getötet

Die Zahl der Verletzten hat Sütterlin-Waack ebenfalls aktualisiert. Demnach wurden dabei fünf Menschen und der Täter selbst verletzt. Zunächst war von sieben Verletzten die Rede gewesen. Drei Menschen seien noch im Krankenhaus, zwei davon wurden operiert, sagte Sütterlin-Waack. Zwei weitere Reisende seien bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der Täter selbst wurde leicht verletzt.

Beide Opfer erlitten nach Angaben einer Polizeisprecherin schwerste Stichverletzungen, die zum Tod geführt haben. Die Stichwaffe des Täters habe die Kriminalpolizei sicherstellen können. Details dazu nannte sie zunächst nicht.

Tatverdächtiger saß bis vor kurzem in Hamburger Gefängnis

Der Mann saß bis vor kurzem noch in einer Hamburger Justizvollzugsanstalt (JVA). Grund war ein Körperverletzungsdelikt. Er war mehrere Jahre lang im nordrhein-westfälischen Euskirchen gemeldet und wurde in der Zeit mehrfach wegen verschiedener Straftaten auffällig. Laut Sicherheitskreisen ging es unter anderem um Verfahren wegen Bedrohung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Ladendiebstahls und sexueller Belästigung. Laut „Bild“ spielten sich die Taten zwischen 2015 und 2020 in Euskirchen, Bonn, Bad Münstereifel und Köln ab.

Brokstedt: Mutmaßlicher Täter verübte Straftaten in NRW

Zuletzt hatte der staatenlose Palästinenser nach Polizeiangaben keinen festen Wohnsitz. Wie der NDR aus Ermittlungskreisen erfahren hat, sei der 33-Jährige vor etwa acht Jahren aus Gaza eingereist.

Schleswig-Holsteins Innenministerium ordnete für Donnerstag Trauerbeflaggung an. Am Donnerstag (14 Uhr) wollen sich Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) und der Leiter der Polizeidirektion Itzehoe, Frank Matthiesen, bei einer Pressekonferenz in Kiel zum Stand der Ermittlungen äußern.

Die Flaggen vor dem Amtsgericht Itzehoe sind auf halbmast gesetzt. picture alliance/dpa | Gregor Fischer
Die Flaggen vor dem Amtsgericht Itzehoe sind auf halbmast gesetzt.
Die Flaggen vor dem Amtsgericht Itzehoe sind auf halbmast gesetzt.

Brokstedt: Keine Hinweise auf Terror-Hintergrund

Das Verbrechen kurz vor dem Bahnhof in Brokstedt (Kreis Steinburg) hatte am Mittwoch einen Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften ausgelöst und weit über Schleswig-Holstein hinaus für Entsetzen gesorgt. Nach Polizeiangaben gab es im Zug keine Videoüberwachung. Der mutmaßliche Angreifer könnte geistig verwirrt gewesen sein, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Nach vorläufigen Erkenntnissen war er in Norddeutschland bislang nicht als Extremist aufgefallen. Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, sagte Peter Müller-Rakow, Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe.

Die Ermittler befragten Dutzende Zeugen aus dem Zug, der mit rund 120 Fahrgästen besetzt war, in einem Gasthof in der Nähe des kleinen Bahnhofs der Gemeinde im Kreis Steinburg. Offenbar konnten mutige Fahrgäste Schlimmeres verhindern, sie überwältigten den Angreifer und hielten ihn fest.

Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Innenministerin von Schleswig-Holstein. dpa
Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Innenministerin von Schleswig-Holstein.
Sabine Sütterlin-Waack (CDU), Innenministerin von Schleswig-Holstein.

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Nach der Tat drückte auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. „All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien“, schrieb die Politikerin im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei eine „erschütternde Nachricht“. Sütterlin-Waack eilte am Nachmittag zum Tatort und ließ sich informieren. Sie hatte von dem Verbrechen während einer Landtagssitzung erfahren. Sie sei „in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer“. Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) äußerte sich am Donnerstag via Twitter.

Fassungslosigkeit über Messerattacke in Regionalzug nach Hamburg

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach am Mittwochabend in Kiel von einer schrecklichen und sinnlosen Tat. „Schleswig-Holstein trauert – das ist ein furchtbarer Tag“, sagte Günther. Er denke an alle, die trauerten und um die Verletzten bangten. Er sei in Gedanken und Gebeten bei den Menschen, bei den Angehörigen. Der Regierungschef dankte den Einsatzkräften für deren Arbeit und auch denen, die sich um die Passagiere und Zeugen im Zug sowie um die Verletzten gekümmert hätten. (dpa/mp)

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