So wird der Bürgermeister im Rathaus geschützt
Der Staatsschutz der Polizei hat nach einem Zwischenfall im Hamburger Rathaus Ermittlungen aufgenommen: Eine Mitarbeiterin will bei einem Besucher eine Schusswaffe gesehen haben. Der Mann wollte wohl zu Bürgermeister Peter Tschentscher. Wie sicher ist es für den SPD-Politiker in „seinem“ Haus? Die MOPO beantwortet alle Fragen zu dem Vorfall:
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Der Staatsschutz der Polizei hat nach einem Zwischenfall im Hamburger Rathaus Ermittlungen aufgenommen: Eine Mitarbeiterin will bei einem Besucher eine Schusswaffe gesehen haben. Der Mann wollte wohl zu Bürgermeister Peter Tschentscher. Wie sicher ist es für den SPD-Politiker in „seinem“ Haus? Die MOPO beantwortet alle Fragen zu dem Vorfall:
Was ist passiert?
Um 20.15 Uhr soll ein Mann das Rathaus betreten und eine Mitarbeiterin nach dem Bürgermeister gefragt haben. Die Frau beschreibt den Mann gegenüber der Polizei als etwa 50 bis 55 Jahre alt, er habe dunkelbraune bis schwarze Haare, einen Dreitagebart und ein gepflegtes Äußeres. Sein Auftreten insgesamt bezeichnet sie als „seriös“.
Die Mitarbeiterin teilt dem Mann mit, dass der Bürgermeister erst am Montag wieder da sei. Der Mann soll daraufhin das Rathaus verlassen, sich aber noch einmal umgedreht haben. „Die Frau meint, dabei eine schwarze Schusswaffe in seiner Hand erkannt zu haben“, so Polizeisprecherin Sandra Levgrün. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass es sich bei dem Gegenstand etwa um einen Regenschirm gehandelt haben könnte.
Gibt es Videoaufnahmen?
Nein. Zwar sind im Rathaus Kameras installiert, sie nehmen aber nicht auf. Das Problem: der Datenschutz. Formell gilt das Rathaus – der Vorplatz sowie das Innere wie die Diele, in der es zum Vorfall kam – als öffentlicher Platz. Daher dürfen Aufnahmen nicht dauerhaft gespeichert werden. Erlaubt ist dies nur an als „gefährliche Orte“ deklarierten Gebieten wie der Reeperbahn.
Befand sich Tschentscher denn in akuter Gefahr?
„Der Bürgermeister war zu keiner Zeit in Gefahr“, betont Levgrün. Ohnehin war Tschentscher zum Zeitpunkt des Vorfalls nicht im Rathaus.
Wie sicher ist das Rathaus?
Aus Polizeikreisen lautet die Antwort: sehr sicher. Es gebe ein umfangreiches Sicherheitskonzept, welches immer wieder angepasst werde und auch in diesem Fall gegriffen habe, sagt Levgrün. Details dürfe sie nicht verraten, das liege in der Natur der Sache. Auch, ob die Sicherheitsmaßnahmen seit Freitag verstärkt wurden, ist daher unbekannt.
Die MOPO weiß: Zahlreiche Beamte sind vor Ort und im Rathausbereich auf Abruf, es gibt Maßnahmen, die bei Gefahr binnen Sekunden greifen. Levgrün: „Mitarbeitende und Besuchende des Rathauses sind sicher.“
Wie ist der Ermittlungsstand?
Der Staatsschutz arbeitet an dem Fall. Zusammen mit der Zeugin wurde ein Phantombild erstellt, das zeitnah veröffentlicht werden soll. Am Montag und Dienstag waren zivile Beamte im Rathaus, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass der Mann wiederkommen würde. Am Dienstag wurde die Frau auch erneut vernommen. Sie habe alles richtig gemacht und sofort die Polizei verständigt, so Levgrün. „Wir nehmen ihren Hinweis sehr ernst.“ Die Ermittler arbeiteten „rund um die Uhr“ in der Sache.
Weitere Zeugen gebe es allerdings nicht – obwohl das Foyer zur Zeit des Vorfalls nicht leer gewesen sein soll. Auch einem Polizisten, der am Rathauseingang stand, ist nichts aufgefallen. Eine Großfahndung blieb ebenfalls erfolglos. „Und wir haben auch keinen objektiven Beweis, dass der Mann wirklich eine Waffe in der Hand hatte“, sagt Levgrün. Daher prüfe man auch die Möglichkeit, dass besagter Mann „ein berechtigtes Interesse hatte und der Gegenstand in seiner Hand auch fehlinterpretiert worden sein könnte“. Die Senatskanzlei wollte sich nicht zu der Sache äußern.
Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. (040) 428 65 67 89 oder an jeder Polizeidienststelle entgegen.