Mitarbeiter der Spurensicherung sind nach dem Messerangriff auf dem Bahnsteig im Einsatz.
  • Mitarbeiter der Spurensicherung sind nach dem Messerangriff auf dem Bahnsteig im Einsatz.
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Mehrere Tote und Verletzte bei Messerangriff: „Passagiere waren sehr mutig“

Fassungslosigkeit und Trauer erschüttern den Norden: In einem Zug auf dem Weg nach Hamburg hat ein Mann mit einem Messer andere Fahrgäste angegriffen und zwei Menschen getötet. Mehrere Personen wurden verletzt, drei von ihnen schwer. Hintergründe und mögliche Motive sind noch unklar.

Es sind beklemmende Bilder am Bahnhof des kleinen Orts Brokstedt in Kreis Steinburg: Rettungs- und Polizeiwagen stehen am Gleis. Beamte in weißen Schutzanzügen untersuchen den Bahnsteig. Kleine weiße Schilder mit Nummern an Spuren weisen darauf hin, was hier am Mittwoch passiert ist.

Messerangriff in Brokstedt: Passagiere sollen Täter festgehalten haben

Rund 120 Fahrgäste waren nach Polizeiangaben in dem Regionalzug RE 70 von Kiel nach Hamburg unterwegs, als es zu der Attacke kam: Ein Mann sei gegen 15 Uhr vor der Ankunft am Bahnhof mit einem Messer auf Reisende losgegangen. Drei Menschen wurden schwer verletzt, vier weitere leicht – darunter auch der mutmaßliche Täter selbst. Die Verletzten wurden in Kliniken in Hamburg, Elmshorn und Neumünster gebracht.

Bei der Messerattacke in dem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. dpa
Bei der Messerattacke in dem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden.
Bei der Messerattacke in dem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind zwei Menschen getötet und mehrere verletzt worden.

Laut einer Polizeisprecherin sollen mehrere Menschen noch aus dem Zug die Polizei angerufen haben. Als der Zug stoppte, habe sich das Geschehen auf den Bahnsteig verlagert. Zeugen soll es dann gelungen sein, den mutmaßlichen Täter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten, so dass der 33-Jährige festgenommen werden konnte.

Einsatzkräfte und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang am Bahnhof Brokstedt im Einsatz. dpa | Jonas Walzberg
Einsatzkräfte und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang am Bahnhof Brokstedt im Einsatz.
Einsatzkräfte und Rettungsdienste sind an einem Bahnübergang am Bahnhof Brokstedt im Einsatz.

Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Nach vorläufigen Erkenntnissen war der staatenlose Palästinenser bislang nicht als Extremist aufgefallen. Nach „Spiegel“-Informationen war er jedoch durch Gewalt- und Sexualdelikte bekannt und war vor sechs Tagen noch in U-Haft. Die Deutsche Presse-Agentur berichtet mit Verweis auf Sicherheitskreise, dass er geistig verwirrt sein könnte. „Die Ermittlungen der Itzehoer Mordkommission in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Itzehoe laufen auf Hochtouren“, so die Polizei.

Ausnahmezustand: Zeugen in nahegelegener Kneipe befragt

Der Bahnhof war stundenlang gesperrt. Neun Rettungswagen, drei Notärzte sowie ein Rettungshubschrauber aus Hamburg waren im Einsatz, sicherten Spuren und vernahmen Zeugen. Inhaber Manfred Petermann hatte dafür die Räumlichkeiten seiner neben dem Bahnhof liegenden Kneipe zur Verfügung gestellt. Auch Seelsorger waren vor Ort, um Betroffene zu betreuen.

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Eine 18 Jahre alte Studentin war mit dem Zug auf dem Rückweg von der Uni in Kiel als der Angriff passierte. „Sie hat gesehen, wie ein Mensch vier Reihen vor ihr auf jemanden eingestochen hat“, sagte ihre Mutter aus Bad Bramstedt. Sie hatte am Bahnhof gewartet. Sie könne derzeit noch nicht mit ihrer Tochter sprechen, nur schreiben, sagte die sichtlich bewegte Frau. Die Tochter warte noch darauf, bei der Polizei eine Aussage zu machen. Die junge Frau sei zwar unverletzt. „Ich glaube aber, es geht ihr schlecht. Was sind das für Menschen, die so etwas machen?“, sagte die Mutter.

Innenministerin Sütterlin-Waack lobt Passagiere: „Sehr mutig”

„Es ist ganz furchtbar“, sagte die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack, die Brokstedt noch am Abend besuchte. „Wir sind erschrocken und entsetzt, dass sowas passiert ist.“ Sie sei „in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer“ und bedankte sich bei den Polizisten und bei allen Rettungskräften. Einige Passagiere seien „sehr mutig” gewesen. „Für mich steht fest, dass sich die entsetzliche Tat gegen jede Menschlichkeit richtet.“

Sabine Sütterlin-Waack (l, CDU), Innenministerin von Schleswig-Holstein, und Frank Matthiesen, Leiter Polizeidirektion Itzehoe, äußern sich zu der Messerattacke. dpa
Sabine Sütterlin-Waack (l, CDU), Innenministerin von Schleswig-Holstein, und Frank Matthiesen, Leiter Polizeidirektion Itzehoe, äußern sich zu den Medien zu der Messerattacke mit zwei Toten und mehreren Verletzten in einem Zug von Kiel nach Hamburg.
Sabine Sütterlin-Waack (l, CDU), Innenministerin von Schleswig-Holstein, und Frank Matthiesen, Leiter Polizeidirektion Itzehoe, äußern sich zu der Messerattacke.

Faeser über Angriff: Hintergründe werden mit „Hochdruck aufgeklärt”

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte den Angriff eine „erschütternde Nachricht“. „All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien“, sagte sie. „Den Verletzten wünsche ich von ganzem Herzen, dass sie wieder gesund werden.“ Die Hintergründe der Tat würden jetzt mit Hochdruck aufgeklärt.

Ministerpräsident Daniel Günther sprach von einer schrecklichen und sinnlosen Tat, die zwei Menschen das Leben gekostet habe. „Schleswig-Holstein trauert – das ist ein furchtbarer Tag“, sagte Günther in Kiel. Ein vergleichbar schweres Gewaltverbrechen in einem Zug hat es laut Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) in Schleswig-Holstein noch nicht gegeben. (mit dpa)

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