Neuer Zoff im Zoo: Die Wut der Hagenbeck-Mitarbeiter
Da blieben selbst die Affen kurz still: Ein lautes Trillerpfeifen-Konzert übertönte am Mittwochvormittag die tierischen Geräusche bei Hagenbeck. Mitarbeiter des Tierparks in Stellingen zogen über das Gelände zum Eingang, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. In dem Zoo gibt es schon seit Wochen Zoff – was ist da los?
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Da blieben selbst die Affen kurz still: Ein lautes Trillerpfeifen-Konzert übertönte am Mittwochvormittag die tierischen Geräusche bei Hagenbeck. Mitarbeiter des Tierparks in Stellingen zogen über das Gelände zum Eingang, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. In dem Zoo gibt es schon seit Wochen Zoff – was ist da los?
„Gute Bedingungen nicht nur für Tiere, sondern auch für Beschäftigte“, stand auf den Transparenten. „Hagenbeck tariffrei? Das ist jetzt vorbei!“ Oder auch: „Tarifvertrag jetzt!“
Mit dem zweistündigen Warnstreik wollten die Tierpfleger, Ticketverkäufer oder Verwaltungsmitarbeiter Druck auf den Geschäftsführer des Zoos, Dirk Albrecht, machen, der sich seit April weigert, in Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft IG BAU zu treten, bei der deutlich mehr als die Hälfte der Belegschaft organisiert ist.
Hagenbeck: Mitarbeiter demonstrieren für einen Tarifvertrag
„Seit der Kündigung einer hausinternen Betriebsvereinbarung durch die Geschäftsführung im vergangenen Jahr, gibt es keine sauber geregelten Arbeitsbedingungen bei Hagenbeck mehr“, rief Gewerkschaftssekretär Pascal Lechner. Drei Mal habe man Dirk Albrecht seit April aufgefordert, in Verhandlungen zu treten. Ohne Erfolg. Lechner: „Das ist respektlos gegenüber den Beschäftigten!“
Als Zeichen der Solidarität hatten auch die Gewerkschaften DGB und IG Metall Vertreter geschickt. „Wie kann es sein, dass eine Institution wie Hagenbeck, die staatliches Kurzarbeitergeld bezogen hat und stets um Spenden wirbt, keinen Tarifvertrag hat?“, fragte Emanuel Glass von der IG Metall.
Hagenbeck-Geschäftsführer legt eigenes Regelungspaket vor
Geschäftsführer Albrecht hatte gegenüber der MOPO am Dienstag erklärt, zunächst einmal juristisch prüfen lassen zu wollen, ob die Gewerkschaft überhaupt der richtige Gesprächspartner für ihn sei („Ich will Rechtssicherheit!“). Er bevorzuge wie zuvor eine hausinterne Regelung, die er mit dem Betriebsrat verhandeln wolle.
Den Entwurf zu einer entsprechenden Betriebsvereinbarung hatte Albrecht dem Betriebsrat am Dienstagabend zukommen lassen. Doch damit hat sich der Geschäftsführer wohl ins eigene Bein geschossen.
Betriebsrat: Für Verhandlungen ist Gewerkschaft zuständig
„Der Betriebsrat darf Konditionen wie die Anzahl von Urlaubstagen, Jahresleistungen, die Wochenarbeitszeit oder Zuschläge gar nicht verhandeln. Damit würden wir gegen das Gesetz verstoßen“, so der Betriebsratsvorsitzende Thomas Günther zur MOPO. Es gehe in dem Konflikt um einen Rahmentarifvertrag und da sei nun mal gesetzlich die Gewerkschaft zuständig. Günther: „Albrecht will Rechtssicherheit? Dann soll er mit der Gewerkschaft sprechen!“
Auch die Behauptung Albrechts, es gebe keine Ungleichheit bei den Mitarbeiterverträgen mehr, man habe die Anstellungsbedingungen bei den während der Corona-Zeit neueingestellten Kollegen korrigiert, wies Thomas Günther zurück. „Bisher ist noch kein Vertrag geändert worden.“
Gewerkschaft kündigt weitere Arbeitskampfmaßnahmen an
Für die Besucher des Zoos hatte der Warnstreik keine Auswirkungen. Auch die Tiere bekamen nichts davon zu spüren. „Manche Kollegen konnten nicht kommen, weil sie sich um die Tiere kümmern müssen“, erklärte Thomas Günther, der selbst seit über 30 Jahren als Tierpfleger bei Hagenbeck arbeitet. „Wir wollen die Tiere ja nicht gefährden.“
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Und obwohl derzeit auch viele im Urlaub sind, war die Beteiligung am Warnstreik durch rund 50 der insgesamt 140 Mitarbeiter aus Sicht der Gewerkschaft ein Erfolg. Pascal Lechner: „Wir hoffen, dass die Geschäftsführung bald Verhandlungen mit uns aufnimmt.“ Der Gewerkschaftssekretär drohte: „Wenn man uns weiter ignoriert, wird es zu weiteren Arbeitskampfmaßnahmen kommen!“
Bei Hagenbeck gibt es schon seit Wochen Zoff. In einem „Offenen Brief“ hatten Hagenbeck-Mitarbeiter den Rauswurf von Geschäftsführer Dirk Albrecht wegen seines „patriarchischen Führungsstils“ gefordert. Der wiederum sah sich als Opfer einer Kampagne einiger weniger und wies die Vorwürfe zurück.