Zoff im Zoo: Hagenbeck-Chef reagiert auf Vorwürfe seiner Mitarbeiter
In einem offenen Brief hatten Mitarbeiter des Tierparks Hagenbeck den Rauswurf von Geschäftsführer Dirk Albrecht gefordert. Der weist die erhobenen Vorwürfe zurück, verteidigt seinen „gewöhnungsbedürftigen“ Führungsstil – und hat eine Gruppe Schuldiger ausgemacht.
Die Vorwürfe waren erheblich: Seit dem Antritt von Dirk Albrecht im Jahr 2020 herrsche bei Hagenbeck ein „Klima der Angst“, klagten die Mitarbeiter. Der Geschäftsführer zeichne sich durch einen „patriarchischen Führungsstil“ aus und arbeite mit Demütigungen, Diffamierungen und Diskriminierungen. Bis zu 40 Prozent der Belegschaft hätten aus diesem Grund gekündigt und das Unternehmen verlassen. Die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt bestätigt die Vorgänge.
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In einem offenen Brief hatten Mitarbeiter des Tierparks Hagenbeck den Rauswurf von Geschäftsführer Dirk Albrecht gefordert. Der weist die erhobenen Vorwürfe zurück, verteidigt seinen „gewöhnungsbedürftigen“ Führungsstil – und hat eine Gruppe Schuldiger ausgemacht.
Die Vorwürfe waren erheblich: Seit dem Antritt von Dirk Albrecht im Jahr 2020 herrsche bei Hagenbeck ein „Klima der Angst“, klagten die Mitarbeiter. Der Geschäftsführer zeichne sich durch einen „patriarchischen Führungsstil“ aus und arbeite mit Demütigungen, Diffamierungen und Diskriminierungen. Bis zu 40 Prozent der Belegschaft hätten aus diesem Grund gekündigt und das Unternehmen verlassen. Die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt bestätigt die Vorgänge.
Hagenbeck-Geschäftsführer Dirk Albrecht weist Anschuldigungen zurück
Dennoch weist Dirk Albrecht alles zurück. Der 76-Jährige, der im vergangenen Jahr wegen einer Auseinandersetzung mit dem Betriebsrat bereits Schlagzeilen gemacht hatte und gegen den die Staatsanwaltschaft momentan ermittelt, gibt sich erschüttert: „Ich bin persönlich überrascht und betroffen von den nebulösen Anschuldigungen“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der MOPO. Das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter liege ihm sehr am Herzen. Wenn es tatsächlich Angst in der Belegschaft gebe, so Albrecht, „müssen wir dringend darüber sprechen“.
Von Seiten der Gewerkschaft heißt es, dass das „Klima der Angst“, über das die MOPO überdies auch im vergangenen Jahr schon berichtet hat, sehr wohl auf einer Betriebsversammlung im Mai 2021 thematisiert wurde, auf der auch Albrecht zugegen war.
Hagenbeck-Chef gibt „einer kleinen, aggressiven Gruppe“ die Schuld
Albrecht geht davon aus, dass der mit „Die Hagenbecker“ unterzeichnete Brief nicht von den Mitarbeitern gemeinsam verfasst wurde. „Vielmehr spricht eine kleine, aggressive Gruppe zu Unrecht für alle im Tierpark angestellten Mitarbeiter“, so der Geschäftsführer.
Zu den konkreten Vorwürfen hinsichtlich seines Führungsstils könne er sich nur äußern, wenn er „direkt, offen und transparent in einem persönlichen Gespräch davon in Kenntnis gesetzt werde, um dann dazu Stellung zu nehmen und eventuelle Missstände abstellen zu können“. Das sei jedoch bisher nicht geschehen. Niemand habe sich je bei ihm gemeldet. Und dass, obwohl seine Tür stets offen stünde.
Dirk Albrecht verteidigt seinen Führungsstil
Albrecht verteidigt seine Art des Auftretens und mutmaßt resolut, „dass ein klarer und konsequenter Führungsstil, wie ich ihn bevorzuge, für einige Mitarbeiter gewöhnungsbedürftig ist“. Dass bis zu 40 Prozent der Mitarbeiter das Unternehmen seit seinem Antritt verlassen hätten, bestreitet er: „Diese Zahl ist falsch. In den zwei Jahren meiner Geschäftsführertätigkeit sind insgesamt sieben langjährige Mitarbeiter aus persönlichen Gründen ausgeschieden, um zum Beispiel ein besseres Angebot anzunehmen oder teilweise auch aus gesundheitlichen Gründen.“
Auffällig: Albrecht spricht hier nur von „langjährigen Mitarbeitern“. Sowohl die Gewerkschaft als auch Mitarbeiter, mit denen die MOPO sprechen konnte, hatten die hohe Fluktuation bestätigt. Auf der besagten Betriebsversammlung im Mai 2021 war schon über die Zahl von 30 Personen gesprochen worden, die gekündigt hatten. Nach MOPO-Informationen sollen mehrere von ihnen dabei auch sehr deutlich gemacht haben, dass sie wegen ihm – Albrecht – gingen. Angebote, das Gehalt zu erhöhen, um die Leute zum Bleiben zu bewegen, sollen mit der Begründung abgelehnt worden sein, nicht mehr für ihn arbeiten zu wollen.
Tarifforderung: Nächster Streit ist vorprogrammiert
Schließlich verteidigt Albrecht auch die Neueinstellung von Mitarbeitern zu schlechteren Konditionen: „Seit zwei Jahren beuteln uns Coronakrise, Lockdown und damit verbunden große Einbußen bei den Eintrittsgeldern. Bisher verzeichnen wir Einnahmeverluste von fast zehn Millionen Euro.“ Man könne die Bedingungen „aus den vorangegangenen Wohlfühljahren“ nicht weiterführen, ohne die Jobs im Zoo zu gefährden.
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Ob diese Zahl stimmt, lässt sich nicht überprüfen. Die wirtschaftlichen Rahmendaten sind nicht bekannt: Ob Corona-Hilfen geflossen sind, Zuwendungen der Stiftung Hagenbeck oder Zahlungen zum Kurzarbeitergeld hat der Geschäftsführer bisher nicht transparent gemacht.
Im Hinblick auf die Tarifforderungen, welche die Gewerkschaft der Geschäftsführung in Kürze übergeben will, lässt diese Aussage Albrechts hinsichtlich der Gehälter nichts Gutes ahnen. Denn während Albecht vom Sparen spricht, sieht die IG Bau die Entstehung einer Zweiklassengesellschaft im Zoo. Der nächste Streit scheint vorprogrammiert.