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  • Für das Wilhelmsburger Krankenhaus Groß-Sand ist eine Lösung in Sicht.
  • Foto: Imago

Spektakuläre Wende: Hamburg kriegt einen neuen Klinik-Riesen

Privatisierung oder nicht? Um diese Frage geht es seit Monaten beim Ringen um das katholische Krankenhaus Groß-Sand in Wilhelmsburg. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab: Die Albertinen-Gruppe will das finanziell angeschlagene Haus südlich der Elbe übernehmen. Damit würde in Hamburg ein neuer Klinik-Riese neben dem Asklepios-Konzern entstehen.

Wie das Erzbistum Hamburg am Donnerstag mitteilte, steht die katholische Kirche aktuell in Verhandlungen mit der Immanuel Albertinen Diakonie und der St. Franziskus-Stiftung Münster als ökumenischer Bietergemeinschaft. Diese möchte nicht nur Groß-Sand kaufen, sondern überdies auch die Ansgar-Gruppe übernehmen, zu der auch das Marienkrankenhaus, das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift sowie das Marien-Krankenhaus in Lübeck gehören. Zusammengefasst sind in diesen Häusern über 6000 Mitarbeiter beschäftigt. Zum Vergleich: Asklepios hat rund 15.000 Beschäftigte.

Erzbistum Hamburg: Gespräche stehen erst am Anfang

Die Verhandlungspartner hätten ihre Absichten in einem sogenannten „Letter of Intent“ festgehalten, heißt es in einer Mitteilung des Erzbistums. Die Gespräche stünden aber erst am Anfang. Zu weiteren Details werde man deshalb vorerst keine Auskünfte geben.

„Die Gespräche verlaufen in einer sehr vertrauensvollen und konstruktiven Atmosphäre und sind im Sinne des Dienstes für unsere Patientinnen und Patienten von dem gemeinsamen Wunsch geprägt, den Krankenhausstandorten sowie den Mitarbeitenden eine gute Zukunftsperspektive zu geben“, erklärte der Generalvikar des Erzbistums, Ansgar Thim.

Große Erleichterung bei den Beschäftigten im Krankenhaus Groß-Sand

Im Krankenhaus Groß-Sand sorgte die Nachricht am Donnerstag für große Erleichterung. Die Mitarbeiter hatten monatelang eine Privatisierung mit den üblichen Konsequenzen im Hinblick auf Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen befürchtet. Dass es nun voraussichtlich doch weiter einen gemeinnützigen Träger geben wird, macht vielen Hoffnung.

Manuel Humburg vom Aktionsbündnis „Krankenhaus Groß-Sand bleibt“ erklärte der MOPO: „Es bleiben zwar noch viele Fragen offen, zum Beispiel, wie die beiden Bieter sich die Krankenhäuser aufteilen wollen. Aber dass es nun kein profitorientierter Konzern wird, ist auf jeden Fall eine gute Lösung.“ Das Albertinen sei ein Hochleistungskrankenhaus mit gutem Ruf, dem man vertrauen könne. Humburg: „Wichtig ist für die armen Stadtteile im Hamburger Süden, dass Groß-Sand als allgemeines Krankenhaus erhalten bleibt und dass auch die Notfallambulanz bestehen bleibt.“

Große Hürde bei den Verhandlungen waren die Pensionslasten

Die Verkaufsverhandlungen für Groß-Sand waren im Laufe des Jahres immer wieder ins Stocken geraten. Eine Übernahme durch das UKE scheiterte nach MOPO-Informationen vor allem an den hohen Pensionslasten. Erst als das Erzbistum sich bereit erklärte, die Pensionslasten zu übernehmen, soll die Sache wieder Fahrt aufgenommen haben. Auch die Vermittlungsversuche der Stadt Hamburg haben sicher eine große Rolle gespielt.

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„Ich bin sehr froh, dass sich endlich eine tragfähige Lösung anbahnt“, erklärte Claudia Loss, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, die selbst am Krankenhaus Groß-Sand beschäftigt ist und sich bei der Gesundheitsbehörde für die vermittelnde Rolle bei den Verhandlungen bedankte.

Sämtliche Parteien begrüßten die gemeinnützige Lösung

Auch die CDU begrüßte die sich abzeichnende Lösung: „Wilhelmsburg als wachsender Stadtteil braucht auch in Zukunft ein leistungsfähiges Krankenhaus und das wird mit der heutigen Entscheidung sichergestellt. Wir werden das weitere Verfahren daher wohlwollend begleiten“, so der gesundheitspolitische Fraktionssprecher Stephan Gamm.

Deniz Celik von der Linkspartei, der sich im vergangenen Jahr intensiv um die Rettung von Groß-Sand bemüht hat, erklärte:  „Wir halten nach wie vor eine kommunale Trägerschaft unter dem Dach des UKE für die beste Lösung und bedauern die vertane Chance. Aber ein kirchlicher Träger ist einem profitorientierten Krankenhauskonzern in jedem Fall vorzuziehen.“ Alles sei besser als eine Schließung. Für die Beschäftigten und die Menschen auf der Elbinsel gebe es wieder Hoffnung.

Dass die Unsicherheit für die Beschäftigten nun endlich ein Ende habe, begrüßte auch die Gewerkschaft Verdi. Die Landesfachbereichsleiterin Hilke Stein betonte: Es gibt eine Tarifbindung, die sich stark am Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes orientiert. Wir gehen davon aus, dass nun auch die Beschäftigten der katholischen Krankenhäuser in Hamburg von diesem Tarifvertrag profitieren, hier werden wir die Käufer nicht aus der Verantwortung lassen.“

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