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Protest gegen die Kündigungen bei Aida Cruises
  • Protest auf St. Pauli: Mitarbeiter der Reederei Aida Cruises demonstrieren gegen ihren geplanten Rauswurf.
  • Foto: Patrick Sun

Mit Promi-Unterstützung: Aida-Mitarbeiter protestieren auf St. Pauli

Sie kamen mit Trillerpfeifen und Ratschen, mit Schildern und selbstgemalten Transparenten: Rund 40 Mitarbeiter der Reederei Aida Cruises in Hamburg haben am Donnerstag auf St. Pauli gegen ihre bevorstehende Kündigung demonstriert. Dabei erhielten sie prominente Unterstützung.

Die Gesichtsmasken der Demonstranten vor dem Aida-Entertainment-Haus in der Simon-von-Utrecht-Straße ziert der Aida-Kussmund. Doch es ist kein Lächeln, das dort abgebildet ist, sondern eine Trauermiene. Die Mundwinkel sind nach unten gezogen.

Aida-Mitarbeiter fühlen sich vor den Kopf gestoßen

„Wir fühlen uns wie vor den Kopf gestoßen!“, ruft eine Mitarbeiterin ins Mikrofon. Jahrelang hätten sie und ihre Kollegen alles für das Unternehmen gegeben, regelmäßig Überstunden geleistet und selbst eine schlechtere Bezahlung als die Aida-Kollegen in Rostock hingenommen. Sogar während der Phase der Kurzarbeit seit dem Corona-Ausbruch im Frühjahr 2020, in der sie nur einen Bruchteil ihres Gehaltes bekamen, weil Aida die staatliche Zahlung nur vorübergehend aufgestockt hatte, seien die Mitarbeiter dem Unternehmen treu geblieben. „Als Aida freudig verkündete, dass die Schiffe wieder fahren, haben wir uns gefreut, endlich wieder zur Arbeit zurückzukehren. Stattdessen werden wir nun vor die Tür gesetzt!“

Das Lächeln ist ihnen vergangen: Mitarbeiter von Aida Cruises in Hamburg bei der Demo auf St. Pauli. Patrick Sun
Protest gegen Kündigungen bei Aida Cruises
Das Lächeln ist ihnen vergangen: Mitarbeiter von Aida Cruises in Hamburg bei der Demo auf St. Pauli.

Es sind Familienväter, die hier betroffen sind. Alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern. Über 50-Jährige mit düsteren Job-Aussichten. Jedes Schicksal steht für sich. Niemand weiß, wie es weitergeht, seit die Reederei Aida Cruises im Juni ein neues Organigramm vorgestellt hat, nach dem 50 von 85 Jobs bei Aida Entertainment in Hamburg wegfallen. Die Betroffenen haben Angst vor dem 1. September, für den sie aus der Kurzarbeit zurück gerufen wurden, damit man ihnen kündigen kann. Zuvor waren sie durch eine Betriebsvereinbarung geschützt.

Corny Littmann zeigt sich solidarisch mit den Beschäftigten von Aida Cruises

Unterstützung erhielten die Aida-Beschäftigten durch einen prominenten Gast: Theaterchef Corny Littmann, der Aida Entertainment einst selbst mit aufgebaut hatte, kam mit seinem kleinen Hund vorbei. „Wir stehen hier vor dem Aida-Entertainment-Haus als einem Gebäude, das überhaupt nur mithilfe der Stadt Hamburg möglich gemacht werden konnte“, erklärte der 68-Jährige. Mit dem Rauswurf seiner Ex-Kollegen verursache Aida einen „Skandal“, so Littmann. „Wer das tut, gibt diesen Standort auf!“

Zeigt sich solidarisch: Theaterchef Corny Littmann bei dem Protest gegen die Kündigungen bei Aida Cruises. Patrick Sun
Corny Littmann bei der Demo gegen die Kündigungen bei Aida Cruises
Zeigt sich solidarisch: Theaterchef Corny Littmann bei dem Protest gegen die Kündigungen bei Aida Cruises.

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Auch aus Sicht der Gewerkschaft Verdi macht Aida sich mit dem Job-Kahlschlag der Steuerverschwendung schuldig. „Das ganze Haus ist mit Steuergeldern finanziert worden“, so Natale Fontana, Fachbereichsleiter Verkehr der Gewerkschaft in Hamburg. „Und der Staat zahlt seit anderthalb Jahren die Gehälter der Mitarbeiter, um in dieser Zeit ihren Rauswurf vorzubereiten. Wir fordern die Weiterbeschäftigung aller Kolleginnen und Kollegen!“

Unterstützung auch von Hafenarbeitern und Musical-Kollegen der Stage Entertainment in Hamburg

Ebenfalls solidarisch zeigten sich die Kollegen des Musical-Unternehmens Stage Entertainment, die einen Vertreter schickten sowie Hafenarbeiter des HHLA-Containerterminals Tollerort, deren Verdi-Vertrauensmann Nils Ladwig erklärte: „Die Corona-Krise wird von Unternehmen genutzt, um Arbeitsplätze abzubauen.“ Auch die HHLA plane im Zuge der Automatisierung einen Job-Abbau von deutlich mehr als 400 Jobs. Ladwig: „Wir halten zusammen!“

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