Polizeikräfte haben den Tatort abgesperrt.
  • Polizeikräfte haben den Tatort in Borgfelde abgesperrt.
  • Foto: Marius Röer

Tödliche Schüsse in Hamburg: Mutmaßlicher Täter hätte Land längst verlassen sollen

Ein Mann (26) wird auf offener Straße in Borgfelde erschossen, getroffen von Kugeln in Brust und Bein. Der mutmaßliche Täter radelt gelassen vom Tatort, stellt sich dann drei Tage später der Staatsanwaltschaft. Nun kommt heraus: Der 20-jährige Tunesier hätte das Land eigentlich längst verlassen müssen.

Laut Senatsanwort auf eine Anfrage des CDU-Fraktionschefs Dennis Thering (39) hatte der mutmaßliche Täter nur eine Duldung bis zum 25. Januar, hätte also bereits seit sieben Monaten gar nicht mehr in Deutschland sein dürfen. Zudem soll er bei seiner Einreise im Februar des vergangenen Jahres angegeben haben, dass er minderjährig sei.

Innenbehörde: Darum war eine Abschiebung nicht möglich

Die Innenbehörde ließ auf die Anfrage, über die zuerst die „Bild“ berichtet hatte, wissen, dass eine Rückführung des 20-Jährigen bereits geplant gewesen war, man allerdings noch auf einen Pass aus Tunesien gewartet habe. Ohne Papiere sei eine Abschiebung nicht möglich. Warum der 20-Jährige aber seit April offenbar ganz regulär eine öffentliche Schule besuchte, blieb zunächst unklar.

Fest steht: Seit seiner Einreise wurde bereits mehrfach gegen den jungen Mann ermittelt, unter anderem wegen Raubverdachts. Nun die Borgfelde-Ermittlungen. Der Hintergrund der Tat soll nach MOPO-Informationen ein Streit über Drogen gewesen sein. Es ging dabei wohl um Geschäfte mit Marihuana. Auch die Familien der Männer sind in der Fehde involviert.

Das könnte Sie auch interessieren: Mord in Shisha-Bar: Gericht zeigt Hinrichtungs-Video

Drei Tage vor der Tat meldete sich die Freundin des Opfers bei der Polizei: Sie fühle sich vom 20-Jährigen bedroht, er sei bewaffnet gewesen, sagte sie den Beamten. Zuvor hatte sie eine Online-Anzeige wegen Bedrohung gestellt.

Die Beamten kümmerten sich um einen Durchsuchungsbeschluss, der zwei Tage später stattgegeben wurde. Am Abend desselben Tages kam es an Klaus-Groth-Straße zu den Schüssen – noch bevor es den Polizisten organisatorisch möglich war, den Beschluss zu vollstrecken. (dg)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp