Orkanböen im Norden: Feuerwehr im Dauereinsatz – Bahnstrecke und Fähren gesperrt
Der erste Herbststurm der Saison hat im Norden ordentlich Chaos angerichtet: Über Schleswig-Holstein und Hamburg sind teils orkanartige Böen gezogen. Das wirbelte den Bahnverkehr nach Sylt durcheinander und entwurzelte Bäume. Die Feuerwehr ist im Dauereinsatz.
Größere Schäden gab es glücklicherweise nicht. In Barmbek-Süd waren am Dienstag Höhenretter der Feuerwehr im Einsatz, weil Fassadenteile an einem Hochhaus im 30. Stock lose waren – einige Bereiche mussten abgesperrt werden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Bäume auf Straßen und Schienen in Schleswig-Holstein
In Nordfriesland waren zwei Bäume auf die Straße gefallen, wie eine Sprecherin der Regional-Leitstelle Nord in Harrislee sagte. Insgesamt 18 Mal mussten Einsatzkräfte in den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Ostholstein und Stormarn seit Montagmittag wegen der Sturmfolgen ausrücken, wie ein Sprecher der Polizei-Leitstelle Süd in Bad Oldesloe sagte. Meist waren umgestürzte Bäume der Grund. In Lübeck, Timmendorfer Strand und in Ratzeburg waren es je drei Einsätze sowie einer auf der Ostseeinsel Fehmarn.
In Kiel sowie in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Plön wurden laut Leitstelle-Mitte seit Montagmittag insgesamt 30 Einsätze gemeldet. Oft rückten die Einsatzkräfte auch hier wegen entwurzelter und umgestürzter Bäume aus, sicherten umherfliegende Baustellenabsperrungen und übergelaufene Gullys.
In den Kreisen Dithmarschen, Segeberg, Steinburg und Pinneberg hatte es laut Polizei-Leitstelle West insgesamt 55 wetterbedingte Einsätze gegeben.
Bahnstrecke zeitweise gesperrt
Die Bahnstrecke von und nach Westerland auf Sylt war am Montag für rund eine Stunde gesperrt, weil in Lunden (Kreis Dithmarschen) ein Baum auf die Gleise gefallen war. Das sagte ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion Flensburg der dpa. Wenige Stunden später stürzte ebenfalls durch die heftigen Böen ein Baum in Dithmarschen auf die Gleise. Feuerwehrleute waren im Einsatz und zersägten die Baumstämme.
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Größere Verzögerungen oder Behinderungen hatte es wegen des Sturms in der Nacht und am Dienstag zunächst nicht gegeben, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn (DB). Auch der Autozug von und nach Sylt sei ohne Einschränkungen gefahren.
Fähren nach Sylt fahren zu anderen Zeiten
Wegen anhaltender Sturmböen konnten einige Nordsee-Fähren nicht fahren. Der Katamaran „Halunder Jet“ kann wegen des Wetters seit Montag bis einschließlich Mittwoch nicht auslaufen, wie die FRS Helgoline mitteilte. Die Fähre steuert Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland von Hamburg, Brunsbüttel und Cuxhaven aus an. Wer mit dem Auto auf der Fähre zwischen der dänischen Insel Römö und Sylt pendeln möchte, muss laut FRS Syltfähre mit geänderten Abfahrtzeiten rechnen.

Bei den Fähren zwischen Dagebüll und den nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum kommt es nach Angaben der Wyker Dampfschiffs-Reederei ebenfalls zu Änderungen im Fahrplan – einige Fahrten fallen wegen des Sturms aus.
In Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) musste der feierliche Start der Dithmarscher Kohltage wegen des Unwetters kurzfristig verschoben werden. Die Auftaktveranstaltung soll nun am Mittwoch nachgeholt werden.
Höhere Pegelstände an der Nordsee
Der erste Herbststurm der Saison sorgt auch für höhere Pegelstände in Hamburg: In der Hansestadt soll das Wasser am Fischmarkt in St. Pauli nach Daten des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) aber mit etwa 1,25 Meter über dem normalen Hochwasser noch unterhalb der Sturmflutmarke bleiben.
Auch an der nordfriesischen Küste war laut BSH mit deutlich erhöhten Wasserständen zu rechnen. Von einer Sturmflut wird an der Nordsee gesprochen, wenn die Flut um mindestens 1,5 Meter über den normalen Hochwasserstand steigt.
Nach Herbststurm: So sind jetzt die Wetter-Aussichten
In der Nacht zum Dienstag waren nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) orkanartige Böen mit elf Windstärken (mehr als 100 Kilometer pro Stunde) auf der Hallig Hooge gemessen worden – in Fuhlsbüttel waren es maximal acht Windstärken.
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Laut DWD ist das Wetter für diese Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Meteorologischer Herbstanfang ist der 1. September, kalendarisch beginnt der Herbst erst am 22. September.
Das Sturmtief ziehe sich jetzt zurück, es wird den Meteorologen zufolge schwächer. Seinen Höhepunkt sollte es bis zum Dienstagnachmittag erreicht haben. Anschließend wird laut Vorhersage der Wind abflauen. Im Norden seien dann maximal sieben bis acht Windstärken zu erwarten. An der Nordseeküste seien Böen von bis zu 90 Kilometern pro Stunde (9 Windstärken) möglich. Bis zum Mittwochabend kann es weiterhin stürmische Böen geben. (dpa/mp)
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