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Heidi Kabel
  • Ein Bild der Hamburger Volksschauspielerin Heidi Kabel (*1914-2010†) aus den 1960er Jahren.
  • Foto: imago/United Archives

Heidi-Kabel-Platz: Straßennamen sollen auf NS-Vergangenheit hinweisen

Hamburg soll elf weitere Straßen umbenennen, weil deren Namensgeber Nationalsozialisten waren. Elf weitere Straßennamen sollen einen erklärenden Hinweis erhalten, darunter auch die der Hamburger Ikone Heidi Kabel (†). Zu diesem Ergebnis kommt eine Kommission, die sich im Auftrag der Kulturbehörde mit der Umbenennung von NS-belasteten Straßennamen befasst hat. Am Donnerstag haben die Experten ihren Abschlussbericht vorgestellt.

Die 2010 verstorbene Volksschauspielerin Heidi Kabel gilt auch heute noch als echtes Hamburger Original. Sie spielte jahrelang am Ohnsorg-Theater und machte sich auch als Sängerin von Hamburger Volksliedern einen Namen. Seit 2011 gibt es im Stadtteil St. Georg einen Heidi-Kabel-Platz.

Heidi Kabel und die NS-Zeit

In ihrer 1979 erschienen Autobiographie setze sich Kabel selbstkritisch mit ihrem Handeln in der NS-Zeit auseinander, sie war zum Beispiel Mitglied der NS-Frauenschaft. Der nach ihr benannte Platz soll deshalb ein Erläuterungsschild erhalten, teilte die Kommission am Donnerstag mit. „Aktivismus jenseits der formalen Mitgliedschaft ist ihr nicht nachweisbar“, hatte die Kommission bereits 2020 festgestellt.

Der Heidi-Kabel-Platz in St. Georg (Archivbild). dpa
Heidi-Kabel-Platz
Der Heidi-Kabel-Platz in St. Georg (Archivbild).

„Der Umgang mit problematischen Straßennamen wird uns auch künftig begleiten“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). „Es ist gut und wichtig, dass wir uns dem endlich umfassend stellen, hilft es uns doch, uns unserer Geschichte bewusster zu werden, uns zu ihr zu verhalten und aus ihr für die Zukunft zu lernen.

Das sind die Kriterien zur Umbenennung von Straßen

Die acht Experten, darunter die ehemaligen Senatorinnen Christa Goetsch (Grüne) und Herlind Gundelach (CDU), sollten seit September 2020 Entscheidungskriterien entwickeln und Empfehlungen zu möglichen Umbenennungen aussprechen. Bisher war die einzige Voraussetzung zur Umbenennung einer Straße eine Verletzung „heutiger Wertvorstellungen in eklatanter Weise“.

Hamburgs Kultursenator dpa
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD)
Hamburgs Kultursenator

Die Kommission empfiehlt nun eine Umbenennung, wenn „eine Benennung nach einer Person erfolgt ist, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen oder wissentlich bei ihren Handlungen den Tod eines Menschen, zum Beispiel im Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Eugenik, einkalkuliert hat.“ Dies gelte auch für Benennungen nach Personen, die aktiv anderen Menschen aufgrund der durch sie vertretenen NS-Ideologie dauerhaft geschadet haben.

Diese Hamburger Straßen sollen umbenannt werden

Allein eine NSDAP-Mitgliedschaft sei dabei aber kein Grund für eine Umbenennung. Es bedürfe grundsätzlich der Einzelfallprüfung. Wichtig sei auch ein Augenmerk auf Brüche oder Uneindeutigkeiten in der Biografie, ebenso wie auf „eine spätere kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln während der NS-Zeit zu legen“.

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Unter anderem empfahl die Kommission die Umbenennung des Högerdamm. Die Straße wurde nach dem Architekten Fritz Höger (*1877-1949†) benannt, der 1932 Mitglied der NSDAP wurde und schon im Januar 1933 einem jüdischen Mitarbeiter kündigte. Auch nach 1945 hatte er sich in privaten Aufzeichnungen antisemitisch geäußert.

Folgende Straßen in Hamburg sollen umbenannt werden:

  • Högerdamm
  • Julius-Brecht-Straße
  • Walter-Bärsch-Weg
  • Heynemannstraße
  • Oehleckerring
  • Paul-Stritter-Brücke/Paul-Stritter-Weg
  • Strüverweg
  • Reinckeweg
  • Elingiusplatz
  • Schorrhöhe
  • Albert-Schäfer-Weg

Diese Hamburger Straßen sollen ein Hinweisschild erhalten

Weiterhin hat die Kommission empfohlen für elf weiteren Straßenbenennungen nach NS-belasteten Personen, das Straßenschild zu kontextualisieren. Dies eröffne die Möglichkeit, sich mit den Biografien und dem Geschehenen zu beschäftigen und aus der Geschichte zu lernen. Dies betrifft folgende Straßenbenennungen:

  • Elsa Bromeis
  • Felix Dahn
  • Theodor Fahr
  • Carsten Fock
  • Heidi Kabel
  • Rudolf Klophaus
  • Friedrich Köhne
  • Kurt A. Körber
  • Friedrich Lademann
  • Carl-Hans Lungershausen
  • Walter Schlenzig

Diese Straße erhalten ihren alten Namen zurück

Die Kommission hat auch Straßenbenennungen und -umbenennungen in den Blick genommen. Einige Straßen wurden in der NS-Zeit umbenannt etwa weil ihre Namensgeber Juden waren oder nach der rassistischen NS-Ideologie als Juden galten. Die Kommission empfiehlt in drei Fällen eine Rück- beziehungsweise Wiederbenennung nach der Person, nach der die Straße ursprünglich benannt war, wenn sie in der Zwischenzeit keine neue Straßenbenennung an anderer Stelle erhalten haben.

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Folgende Straßen sollen rückbenannt werden: Der Walter-Flex-Straße in Wilstorf, die vor der Umbenennung 1933 Käthe-Kollwitz-Straße hieß. Der Kraepelinweg in Barmbek-Süd, der vor der Umbenennung 1938 Juliusweg hieß. Der Wurmsweg in Hamm, der vor 1938 Veitsweg hieß, sollte nicht umbenannt werden, da sein Namensgeber weiterhin geehrt werden solle. Dafür solle aber prioritär eine Straße neu nach dem ursprünglichen Namensgeber Philipp Veit benannt werden.

Abschlussbericht ist erst der Anfang

„Dieser Abschlussbericht ist ein Startpunkt“, sagte Senator Brosda. Alle Vorschläge sollen jetzt gemeinsam mit den Bezirken diskutiert werden. Diese werden dann die Umbenennungen zusammen mit neuen Namensvorschlägen beim Staatsarchiv einreichen, bevor diese der Senatskommission zur abschließenden Entscheidung vorgelegt werden. „Es wird ganz sicher Umbenennungen geben“, so Brosda. In einem weiteren Schritt sollen auch Straßennamen aus der Kolonialzeit kritisch betrachtet werden.

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