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Eine Touristin fotografiert die steigende Flut auf dem Fischmarkt im Jahr 2018.
  • Eine Touristin fotografiert die steigende Flut auf dem Fischmarkt im Jahr 2018.
  • Foto: (c) dpa

Drastisch steigende Meeresspiegel – säuft der Norden ab?

Der neueste Bericht des Klimarats zeichnet eine düstere Zukunft. Weltweit könnte der Meeresspiegel aufgrund der Erderwärmung um bis zu zwei Meter ansteigen. Was bedeutet das für Hamburg und die Küsten im Norden? Die MOPO hat sich erkundigt.  

Was steht im Klimabericht?

Mehr als 230 Expert:innen aus 66 Ländern haben in ihrem Bericht die neuesten Erkenntnisse zum Klimawandel ausgewertet. Der Meeresspiegel steigt weiter: Ende des Jahrhunderts werde er um bis zu 62 Zentimeter höher sein als 1995 bis 2014. Selbst wenn es gelingen sollte bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, könne dieser Prozess nicht mehr aufgehalten werden. Die Meeresspiegel würden weiter ansteigen und „für tausende Jahre erhöht bleiben“, heißt es in dem Bericht.

Klimaneutralität würde bedeuten, dass höchstens so viel Treibhausgas ausgestoßen wird wie die natürlichen Reservoirs aufnehmen können. Wenn der globale Temperaturanstieg auf zwei Grad begrenzt wird, wird der Anstieg des Meeresspiegels laut Klimabericht bis 2300 fast zwei Meter betragen. Im ungünstigsten Szenario wird der Anstieg um zwei Meter sogar bereits um das Jahr 2100 erreicht – in weniger als 80 Jahren.

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Der Meeresspiegelanstieg ist laut den Forschern grundsätzlich unaufhaltsam, wie ein Blick in die weit entfernte Vergangenheit zeigt: Als die Erdatmosphäre das letzte Mal so warm war wie heute, vor etwa 125.000 Jahren, lag der Meeresspiegel fünf bis zehn Meter höher.

Warum steigt der Meeresspiegel?

Mit neuen Messmethoden sei klar, dass praktisch der gesamte Klimawandel seit Ende des 19. Jahrhunderts auf den Menschen zurückzuführen ist, sagte der zweite Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe des Klimarats, Panmao Zhai. Der Meeresspiegel steige aktuell so schnell wie seit rund 3000 Jahren nicht mehr.

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Maßgeblich verantwortlich für den Anstieg des Meeresspiegels ist nicht mehr das Abschmelzen der Gletscher, sondern es sind die schwindenden Eisschilde der Pole. „In der Arktis sind Dreiviertel des Meereisvolumens im Sommer schon abgeschmolzen“, sagte Mitautor Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. „Wir werden es vermutlich nicht mehr verhindern können, dass das Nordpolarmeer bis 2050 im Sommer zumindest in einzelnen Jahren weitgehend eisfrei sein wird.“

Was tut Hamburg, wenn der Meeresspiegel steigt?

Die norddeutschen Küstenländer haben sich im Jahr 2020 gemeinsam darauf verständigt, dass sie bis Ende des Jahrhunderts einen Anstieg von einem Meter über dem Meeresspiegel als Vorsorgemaß für den Küstenschutz annehmen. Die letzten Spezial-Berichte des Klimabeirats legten diesen Wert als möglich Obergrenze nahe, heißt es aus der Hamburger Umweltbehörde.

Anpassung an den Klimawandel: Die Flutschutzanlage am Baumwall, die als Promenade dient. / Florian Quandt
Flutschutzanlage am Hafen
Anpassung an den Klimawandel: Die Flutschutzanlage am Baumwall, die als Promenade dient.

Hamburg hat zum Beispiel zwischen Elbphilharmonie und Landungsbrücken eine Hochwasser-Schutzanlage eingerichtet, die aussieht wie eine Hafen-Promenade mit Freilufttreppe. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) nannte den Bericht des Klimarats „alarmierend“. „Der Klimawandel wird uns auch in Hamburg mit Wucht treffen, wenn wir jetzt nicht sofort Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen der Erderwärmung zu bremsen.“ Die Weltklimakonferenz im November in Glasgow sei gefordert, härtere und verbindlichere Vorgaben zur Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes festzulegen.

Was würde es für Hamburg bedeuten, wenn der Meeresspiegel um zwei Meter steigt?

„Durch die stete Überprüfung der Randbedingungen kann Hamburg auch relativ ,kurzfristig‘ auf veränderte Verhältnisse reagieren“, sagt Renate Pinzke, Sprecherin der Umweltbehörde. Mit dem aktuell laufenden Bauprogramm werde man den Meeresspiegelanstieg bis 2050 schon einmal sicher im Griff haben. Rechtzeitig vor Ende dieses Bauprogramms würden die Grundlagen für das nächste gelegt, dass sich an aktuellen Erkenntnissen orientiere. Klar ist jetzt schon: Höhere Werte als der bisher angenommene eine Meter würden auch den Platzbedarf für die Deiche erheblich erhöhen.

Land unter am Hamburger Fischmarkt im Jahr 2017. Der steigende Meeresspiegel könnte auch für eine verstärkte Flutgefahr sorgen. (Archivbild) (c) dpa
Land unter am Hamburger Fischmarkt im Jahr 2017. Der steigende Meeresspiegel könnte auch für eine verstärkte Flutgefahr sorgen. (Archivbild)
Land unter am Hamburger Fischmarkt im Jahr 2017. Der steigende Meeresspiegel könnte auch für eine verstärkte Flutgefahr sorgen. (Archivbild)

Was bedeutet der Anstieg des Meeresspiegels für die norddeutsche Küste?

Immer mehr Strände und Küsten verschwinden. Der steigende Meeresspiegel beschleunigt das Abtragen der Küsten und begünstigt Überflutungen. Laut einer Risikoanalyse des Bundesumweltministeriums sind zum Beispiel die Ostfriesischen Inseln wie Langeoog, Borkum und Norderney gefährdet. An der Nordseeküste werden aktuell viele alte Deiche durch sogenannte Klimadeiche ersetzt. Diese Deiche sind höher und obenauf breiter als die alten. So verlieren die Wellen ihre Wucht, bevor sie die Spitze des Deichs erreichen können. Außerdem können die Deiche, falls nötig, leichter erhöht werden.

Die deutsche Ostseeküste verliert jedes Jahr schon jetzt im Durchschnitt 35 bis 40 Zentimeter durch Abtragungen. Würde der Meeresspiegel um zwei Meter ansteigen, wäre von beliebten Urlaubsparadiesen wie Timmendorfer Strand nicht mehr viel übrig. Mit dem Strategieplan „Entwicklung Ostseeküste 2100“ will das Land Schleswig-Holstein die Küste mit Schutzmaßnahmen fit für die Zukunft machen.

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