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Die Front des Hauses Grindelallee 80
  • Seit Jahren rottet das Mietshaus aus der Gründerzeit in der Grindelallee 80 vor sich hin.
  • Foto: Patrick Sun

„Skandal“: Mietshaus mitten in Hamburg rottet vor sich hin – und es passiert nichts

Ein Gründerzeit-Altbau mit 26 Wohnungen im Hamburger Stadtteil Rotherbaum sorgt für heftigen Ärger in der Lokalpolitik: Das Gebäude in der Grindelallee 80 steht seit Jahren leer, der Immobilien-Investor bleibt untätig, das einst imposante Mietshaus rottet vor sich hin. Eigentlich sollte ein Treuhänder für klare Verhältnisse sorgen, doch immer noch geschieht nichts. Die Linke spricht von einem „demokratischen Skandal“.

Der Putz der eigentlich eleganten Balkone blättert ab, Holzbretter sind vor den Eingang genagelt: Das Haus mit der einst prachtvoll verzierten, weiß-gelben Fassade ist völlig heruntergekommen. Mitten im Bezirk Eimsbüttel, in hochbegehrter Lage, stehen seit Jahren 26 Wohnungen leer.

Immobilieninvestor Sven B. lässt Mietshaus an der Grindelallee verrotten

Seit zehn Jahren gehört die Immobilie dem Investor Sven B. – doch der scheint nicht an der Instandhaltung seines Eigentums interessiert, sondern wendet offenbar eine Masche an, die er schon einmal durchgezogen haben soll: Auch in Buxtehude im Kreis Stade ließ B. ein Wohnhaus einfach verfallen. Die dortige Verwaltung musste nach Jahren selbst den Brandschutz sichern.

An der Grindelallee kam es einige Jahre nach dem Kauf von Sven B. zu Wasserschäden und Schimmel, zudem war die Wärmeversorgung immer wieder unterbrochen. Der Investor unternahm nichts – und das trotz zahlreicher Bußgeldbescheide, die sich mittlerweile auf 130.000 Euro aufsummiert haben.

Trauriger Anblick: Der Putz der Balkone bröckelt ab. Nicola Daumann
Trauriger Anblick: Der Putz der Balkone bröckelt ab.
Trauriger Anblick: Der Putz der Balkone bröckelt ab.

2019 hieß es dann für die verbliebenen acht Mietparteien: Alle müssen raus! Weil der Brandschutz nicht mehr gewährleistet werden konnte, ordnete das Bezirksamt Eimsbüttel eine Zwangsräumung an.

Der Bezirk soll einen Treuhänder für die Immobilie einsetzen, das hat die Bezirksversammlung vor einem halben Jahr beschlossen. „Das ist wie eine Enteignung auf Zeit“, erklärte Rolf Bosse, Chef des Hamburger Mietervereins. Dieser Treuhänder übernehme die Pflichten des Eigentümers, bis der Rechtsstreit beigelegt ist. In diesem Fall würden die leer stehenden Wohnungen saniert werden, damit endlich wieder Menschen einziehen könnten.

Zwangsversteigerung verhindert Treuhänder

Das Problem: Auch eine Zwangsversteigerung des Gebäudes stand im Raum. Der Treuhänder kann aber erst eingesetzt werden, wenn klar ist, dass der Eigentümer noch der alte ist. Es galt eine Frist von sechs Monaten, in der die Eigentümerfrage geklärt werden sollte.

Diese Frist ist nun abgelaufen – doch Klarheit über die Zukunft des Gründerzeitbaus in der Grindelallee 80 gibt es immer noch nicht, wie jetzt die Antwort der Bezirksversammlung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Roland Wiegmann und Mikey Kleinert zeigt: Demnach wurde zwar eine Zwangsversteigerung durchgeführt, allerdings gibt es jetzt vor dem Landgericht Hamburg einen Rechtsstreit um den Kaufpreis.

Treuhänder für die Grindelallee: Immer noch offene Fragen

Gleichzeitig werde laut Bezirksamt die Übernahme eines Treuhänders weiterhin geprüft – allerdings seien noch einige Aspekte ungeklärt, zum Beispiel der Zeitpunkt der Ausschreibung und die Kostenübernahme.

Dass es immer noch offene Fragen gibt, wertet die Linke als Skandal: „Spätestens seit sechs Monaten hätte man es ernsthaft prüfen müssen, nach dem Beschluss der Bezirksversammlung. Das Bezirksamt verschleppt lieber weiter das Verfahren“, so Mikey Kleinert von der Linksfraktion Eimsbüttel.

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Der demokratisch gefasste Beschluss, einen Treuhänder einzusetzen, werde schlichtweg nicht umgesetzt. Kleinert spricht von „Arbeitsverweigerung“ und einem „demokratischen Skandal.“ Die Linke erwäge nun, eine Beschwerde beim Senat einzulegen. (elu)

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