Skandal-Haus am Grindel: Bezirk prüft drastische Maßnahme
Der Eingang ist mit einer großen Holzplatte vernagelt, der Putz an den Balkonen blättert ab, die Fenster sind verdreckt, Scheiben teilweise zerbrochen: Das Gründerzeithaus an der Grindelallee bietet einen traurigen Anblick. Seit Jahren wohnt hier niemand mehr, seit Jahren verhängt der Bezirk Eimsbüttel Bußgelder in mittlerweile sechsstelliger Höhe, damit der Eigentümer endlich etwas unternimmt. Doch es nützt alles nichts. Der Politik reicht es jetzt.
Der Eingang ist mit einer großen Holzplatte vernagelt, der Putz an den Balkonen blättert ab, die Fenster sind verdreckt, Scheiben teilweise zerbrochen: Das Gründerzeithaus an der Grindelallee bietet einen traurigen Anblick. Seit Jahren wohnt hier niemand mehr, seit Jahren verhängt der Bezirk Eimsbüttel Bußgelder in mittlerweile sechsstelliger Höhe, damit der Eigentümer endlich etwas unternimmt. Doch es nützt alles nichts. Der Politik reicht es jetzt.
Grindelallee 80: Seit Jahren stehen hier Wohnungen leer
Eigentümer des Gebäudes in Rotherbaum ist seit zehn Jahren der Immobilieninvestor Sven B. Einige Jahre nach dem Kauf kam es bereits zu Wasserschäden, Schimmel, die Wärmeversorgung war immer wieder unterbrochen. Doch es passierte nichts. 2019 ordnete das zuständige Bezirksamt Eimsbüttel dann für die verbliebenen acht Mietparteien die Zwangsräumung an.

„Hintergrund war, dass die im Haus ursprünglich sechs genehmigten Wohnungen illegal in 26 Einheiten umgebaut worden waren. Das führte dazu, dass der Brandschutz nicht mehr gewährleistet werden konnte und Gefahr für Leib und Leben bestand“, sagte Sprecher Kay Becker. Allen Mietern sei eine Ersatzwohnung im nahen Umfeld vermittelt worden.
Der Plan ist nun, einen sogenannten Treuhänder für die Immobilie einzusetzen. „Das ist wie eine Enteignung auf Zeit“, erklärt Rolf Bosse, Chef des Hamburger Mietervereins, der MOPO. Dieser Treuhänder übernehme dann die Verpflichtung des eigentlichen Eigentümers, bis der Rechtsstreit beigelegt ist. In diesem Fall würden die leer stehenden Wohnungen saniert werden, damit endlich wieder Menschen einziehen könnten.
Buß- und Zwangsgelder wurden für die Grindeallee 80 nie bezahlt
Hinter der Untätigkeit des Eigentümers scheint eine Masche zu stecken. Auch in Buxtehude im Kreis Stade ließ B. ein Hochhaus mit 74 Wohnungen einfach verfallen. Die dortige Verwaltung musste nach Jahren selbst den Brandschutz sichern, inzwischen ist das Gebäude an einen neuen Eigentümer versteigert worden.
Der Bezirk Eimsbüttel fordert B. seit Jahren auf, die Wohnungen in der Grindelallee 80 wieder auf Vordermann zu bringen – denn dazu sind Eigentümer verpflichtet. Bußgeldbescheide und -fristen wurden rausgeschickt und verstrichen, ohne dass etwas passierte. Zuletzt stieg die geforderte Summe auf 129.000 Euro.
Der Politik reicht es jetzt. Am vergangenen Donnerstag stimmte die Eimsbütteler Bezirksversammlung – mit Gegenstimmen der CDU und AfD – dem Antrag der Linken zu, besagten Treuhänder für die Grindelallee 80 einzusetzen. Es sei denn, es werde innerhalb der nächsten sechs Monate ein Termin für eine Zwangsversteigerung angesetzt.
Treuhänder oder Zwangsversteigerung? So geht‘s weiter
„Dass die Verwaltung immer noch auf Buß- und Zwangsgelder setzen will, obwohl die Gelder nicht gezahlt werden, ist absurd“, sagt Mikey Kleinert von den Eimsbütteler Linken. „Die Einsetzung eines Treuhänders ist die einzig effektive Maßnahme, um das Trauerspiel zu beenden.“
Aus dem Bezirksamt hieß es auf Nachfrage, dass dieses letzte, verfügbare Mittel der Verwaltung jetzt erst einmal geprüft werden müsse. In drei Monaten soll die Behörde laut Beschluss der Bezirksversammlung darüber sowie über eine mögliche Zwangsversteigerung Bericht erstatten. Letztere ist übrigens gar nicht unwahrscheinlich: Bereits im April erfuhr die MOPO aus mehreren Quellen, dass die Grindelallee 80 möglicherweise bald verkauft werden könnte.