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Ein Angeklagter steht im Prozess um die Vergewaltigung einer Jugendlichen im Stadtpark im Sitzungssaal im Strafjustizgebäude und hält sich einen roten Aktenordner vor das Gesicht.
  • Ein Angeklagter steht im Prozess um die Vergewaltigung einer Jugendlichen im Stadtpark im Sitzungssaal im Strafjustizgebäude und hält sich einen roten Aktenordner vor das Gesicht.
  • Foto: picture alliance/dpa/Pool-dpa | Marcus Brandt

Gruppenvergewaltigung im Stadtpark: Welche Rolle der Hintergrund der Täter spielt

Zehn junge Männer sollen im September 2020 im Hamburger Stadtpark eine damals 15-Jährige missbraucht haben. Seit anderthalb Jahren stehen sie vor Gericht, am Dienstag soll das Urteil fallen. Eine Psychiaterin erklärt, welche Rolle der soziale Hintergrund der Tätergruppe spielt.

Das Mädchen hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft am 19. September 2020 eine Party auf der Festwiese des Stadtparks besucht. In der Corona-Zeit war die Grünanlage ein beliebter Treffpunkt. Stark alkoholisiert sei die 15-Jährige in jener Nacht in einem Gebüsch von zehn jungen Männern missbraucht worden. Ein Elfter wurde der Beihilfe beschuldigt und bereits im April freigesprochen. Die Gruppe, damals zwischen 17 und 21 Jahren alt, soll auch Gewalt gegenüber dem Mädchen angewendet haben.

Gruppenvergewaltigung im Stadtpark: Psychiaterin erklärt die Dynamik

Vier der Angeklagten sind nach Angaben des Senats Deutsche. Die anderen Männer haben armenische, afghanische, kuwaitische und montenegrinische Staatsangehörigkeiten, bei zwei Beschuldigten sollte die Nationalität vom Gericht geklärt werden. Sechs von ihnen wurden laut „Spiegel“ in Hamburg geboren, die Anderen kamen in Polen, Ägypten, Libyen, Kuwait und dem Iran zur Welt. Ihre eigene Migrationserfahrung könne eine Rolle bei der Gruppenvergewaltigung gespielt haben, sagte die Psychiaterin Nahlah Saimeh dem Nachrichtenmagazin.

Die Herkunft sei dann wichtig zu betrachten, wenn sie die Täter an den Rand der Gesellschaft drückt und eine soziale Integration nicht möglich ist. Das könne durch Schwierigkeiten mit der Sprache, Arbeitslosigkeit oder Probleme mit der Wohnsituation passieren, gepaart mit einem „Gefühlsmix aus Wut, Trauer, Ohnmacht, Depression, Größenfantasien als Kompensationsversuch, das eigene Elend zu bewältigen, und Suchtmittel-Konsum“, erklärte Saimeh. „Ungeordnete, unvorbereitete Migrationserfahrungen und sozio-kulturelle Obdachlosigkeit steigern das Risiko für Suchterkrankungen und auch für Psychosen“. Zugleich steige auch das Risiko, kriminell zu werden.

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Sex könne laut der Psychiaterin als „Mittel dienen, Frust und Wut abzulassen“. Er wirke in einer Gruppe, die das gleiche Schicksal hat, identitätsstiftend und stärke das Gruppengefühl. Zwar galten die Angeklagten weder als Intensivtäter, noch waren sie vorbestraft, wohl aber waren drei von ihnen wegen ihrer Neigung zur Gewalttätigkeit aufgefallen.

Auch das spiele eine Rolle bei der Dynamik der Gruppenvergewaltigung, sagte Saimeh: „Das Opfer wird zu einem reinen Instrument der eigenen sexuellen Befriedigung. Es geht um ein unmittelbares Bedürfnis, Gelegenheit, die innere Überzeugung und das Recht des Stärkeren.“ So gilt sexualisierte Gewalt in der Wissenschaft längst als eine Kriegswaffe: Es geht dabei um Aspekte wie Rache, Demütigung und Demoralisierung, aber auch um Machtverhältnisse und Möglichkeiten, frei von Schuldgefühlen alle Hemmungen fallen zu lassen. (dpa/fbo)

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