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Elbtower
  • Die Elbtower-Baustelle an den Elbbrücken. Die Arbeiten ruhen dort bereits seit Oktober, die Bauherrin ist inzwischen insolvent.
  • Foto: Patrick Sun

„Elbtower ist unverantwortlich“: Stadtforscher rechnet mit Hamburger Senat ab

Seit Oktober stehen die Kräne still. Und wie die MOPO exklusiv berichtete, will der wichtigste Mieter wohl aussteigen: Der umstrittene Elbtower in der HafenCity gerät immer mehr ins Wanken, nachdem die Bauherrin Signa pleite ist. Was nun mit dem Baustumpf passiert, ist weiter unklar. Der Hamburger Stadtforscher Dieter Läpple bezeichnet das Prestigeprojekt als ein Scheitern mit Ansage und ein falsches Signal an der falschen Stelle. Er hätte sich dort etwas komplett anderes gewünscht.

„Ich war entsetzt über die Entscheidung des Senats“, sagte der ehemalige Professor für Internationale Stadtforschung an der HafenCity-Universität dem evangelischen Magazin „Chrismon“. René Benko sei zu dem Zeitpunkt der Entscheidung schon bekannt gewesen für riskante Geschäfte und „fragwürdige Finanzierungstricks“.

Elbtower-Kritik schon lange vor dem Baustopp im Oktober

Tatsächlich ist die Kritik am Elbtower schon so alt wie der Deal selbst. Kein Wunder – auch heute ist immer noch vieles unklar. Am 5. Februar 2018 fiel bei der Aufsichtsratssitzung der HafenCity GmbH die Elbtower-Entscheidung für René Benko und seine inzwischen strauchelnde Signa.

Dass Olaf Scholz, damals SPD-Bürgermeister von Hamburg, an der Sitzung teilgenommen hatte, bestätigte der Senat erst, nachdem die „Bild“-Zeitung erfolgreich auf Herausgabe der Informationen geklagt hatte. Sogar der Ort der Zusammenkunft blieb lange geheim.

So sollte sich der Tower (eigentlich) im Jahr 2025 in die Höhe recken. Doch wer baut ihn nach der Pleite Signas fertig? picture alliance / SIGNA_Chipperfield/HafenCity Hamburg GmbH/dpa
So sollte sich der Tower (eigentlich) im Jahr 2025 in die Höhe recken. Doch wer baut ihn nach der Pleite Signas fertig?
So sollte sich der Tower (eigentlich) im Jahr 2025 in die Höhe recken. Doch wer baut ihn nach der Pleite Signas fertig?

Wenige Tage nach der Sitzung präsentierte Scholz das Elbtower-Projekt 2018 der Presse als „eleganten“ und „raffinierten“ Entwurf und sprach von einem „hervorragenden“ Gebäude, das da an den Elbbrücken entstehen soll. Heute hat die Baufirma ihre Arbeiten aufgrund von fehlenden Zahlungen in Millionenhöhe eingestellt. Der Insolvenzverwalter der Signa bereitet jetzt den Verkauf des Projekts vor, um einen neuen Investor zu finden. Gelingt das nicht, könnte die Stadt von ihrem Rückkaufsrecht Gebrauch machen.

Elbtower: Stadtforscher rechnet mit Hamburger Senat ab

„Die Quittung (für die damalige Entscheidung, Anm. der Red.) bekommen jetzt wahrscheinlich die Handwerksfirmen und Bauunternehmen, deren offene Rechnungen nicht bezahlt werden, und möglicherweise am Ende auch wir Steuerzahler. Sehr bitter“, resümierte Läpple in dem Magazin.

Der Hamburger Stadtforscher Dieter Läpple rechnet mit dem Elbtower-Projekt ab. Hier ist er bei einer vergangenen Veranstaltung des Neuen Amtes Altona zu sehen. Florian Quandt
Der Hamburger Stadtforscher Dieter Läpple rechnet mit dem Elbtower-Projekt ab. Hier ist er bei einer vergangenen Veranstaltung des Neuen Amtes Altona zu sehen.
Der Hamburger Stadtforscher Dieter Läpple rechnet mit dem Elbtower-Projekt ab. Hier ist er bei einer vergangenen Veranstaltung des Neuen Amtes Altona zu sehen.

Sowieso sei der Elbtower „ein falsches Symbol an der falschen Stelle“, ist er überzeugt. „Dieses Investorenprojekt entstand an dem sozial sensibelsten Ort der Stadt. An dem Übergang der HafenCity zu den Einwandererquartieren der Elbinsel, wie Rothenburgsort oder der Veddel, wo jedes zweite Kind unter Armutsbedingungen aufwächst“, so der Stadtforscher. Er hätte sich eher ein Gebäude mit Bildungs-Lern- und Unterhaltungsangebot gewünscht, „ein Zeichen der Versöhnung der Stadtgesellschaft“.

Dazu komme das aus seiner Sicht betriebene „Greenwashing“. Die Bauherrin des Elbtowers warb immerhin damit, das Gebäude nach Fertigstellung klimaneutral betreiben zu können. Darüber kann Läpple nur den Kopf schütteln. „Beim Elbtower, der ja verrückterweise im Elbschlick geplant wurde, mussten Gründungspfähle bis 70 Meter in die Tiefe gerammt werden“, sagte er. Allein für das Fundament seien Unmengen Beton und Stahl verbaut worden. Das mache den Elbtower „auch ökologisch unverantwortlich“.

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