25 Jahre „Poletto“: Hamburgs Spitzenköchin über Glück, Trauer und Peinlichkeiten
Italienisch-mediterrane Speisen auf Spitzen-Niveau: Seit 25 Jahren betreibt Cornelia Poletto (54) ihr gleichnamiges Restaurant in Eppendorf. Zum Jubiläum blickt die Promi-Köchin zurück – und erzählt der MOPO von ihren schönsten, schrecklichsten und romantischsten Momenten. Von einer überschwemmten Küche, Verlobungsringen in Ravioli und ihrem treuesten Stammgast.
Cornelia Poletto: Meine schönste Erinnerung
„Als meine Tochter Paola noch ein Baby war, ein paar Monate alt, haben meine Mitarbeiter mir eine kleine Hängematte für sie geschenkt. Diese habe ich mit einem Fleischerhaken an der Lüftungsanlage in der Küche aufgehängt. Paola lag da sehr entspannt drin. Das Rauschen der Anlage hat sie wahrscheinlich an die Zeit im Bauch erinnert. Und ich stand dabei und habe in Ruhe Pasta gemacht. Später saß Paola auch oft auf der Küchenplatte und hat mir geholfen – und überall jede Menge Mehl verteilt.“ (lacht)

Mein größter Erfolg
„Als ich 2002 an einem späten Nachmittag erfahren habe, dass ich einen ,Michelin’-Stern verliehen bekomme. Ein Journalist hatte es mir gesteckt. Das war wirklich die größte Anerkennung meines Lebens. Vor allem, weil es bis heute nicht viele Sterneköchinnen gibt. Ich habe an dem Abend direkt eine große Party im Restaurant gefeiert, mit Freunden, Kollegen und Gästen. Und natürlich floss auch Champagner in großen Mengen.“ Zehn Jahre lang hat Cornelia Poletto ihren Stern gehalten.
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Das schrecklichste Erlebnis
„Am selben Tag! Gegen 17 Uhr kam der Anruf, dass ich den Stern verliehen bekomme. Um 18 Uhr stand die Restaurantküche unter Wasser! Die Spüle war offenbar verstopft, das Wasser kam die Spüle hoch – und stand in der Küche 15 Zentimeter hoch. Das Restaurant war voll gebucht, die Servicekräfte mussten durch das flussartige Wasser laufen, wir hatten alle nasse Füße. Und eine Mitarbeiterin ist auch noch gestürzt. Es war furchtbar! Der Hausmeister kam zum Glück schnell mit einer Pumpe und hat das Wasser beseitigt.“
Mein peinlichstes Malheur
„Da gibt es mehrere. Ein Gast hat seinen 50. Geburtstag mit 50 Gästen bei mir gefeiert. Es sollte Trüffel-Ravioli geben. Aber als ich sie ins Wasser gegeben habe, haben sie sich komplett aufgelöst – es schwammen nur noch Nudel-Fetzen im Topf herum. 150 Trüffel-Ravioli, die nicht mehr zu servieren waren! Ich habe dann als Ersatz ein schnelles Risotto gekocht – mit Trüffel, natürlich.“

Die romantischsten Abende
„Mein Restaurant wird oft von Männern oder Frauen ausgewählt, um ihren Partnerinnen oder Partnern hier einen Heiratsantrag zu machen. Wir haben die Verlobungsringe schon in kleine Kuchen eingebacken und in Ravioli versteckt. Bisher haben alle ,Ja’ gesagt und oft feiern die Paare dann auch ihre Hochzeit bei uns. Das ist immer wieder schön mit anzusehen.“
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Der traurigste Tag
„Mein ältester Stammgast ist dieses Jahr verstorben. Er hat mit seiner Frau seit 25 Jahren fast jeden Dienstag bei mir im Restaurant gegessen. Natürlich hat auch seine Trauerfeier hier stattgefunden – mit all seinen Lieblingsgerichten. Das war ein trauriger, aber gleichzeitig schöner Tag. Ich würde sagen, mein Erfolgsrezept sind wirklich meine Stammgäste. Sie kommen in guten und in schlechten Zeiten – und viele sind zu Freunden geworden.“
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