In der Halfpipe holte Chinas Superstar Eileen Gu die dritte Medaille.

In der Halfpipe holte Chinas Superstar Eileen Gu die dritte Medaille. Foto: imago/ZUMA Press

Zweites Gold! US-Model Gu verzaubert China – Hass aus der Heimat

China erlebt seine erfolgreichsten Winterspiele. Die 18-jährige Eileen Gu überstrahlt dabei alles, auch die weniger glücklichen Auftritte der Gastgeber. Im ganzen Land wird die Freestylerin für ihre Erfolge gefeiert – in ihrem Heimatland USA dürfte es allerdings ein eher frostiger Empfang werden.

Der importierte Superstar Eileen Gu stieg mit dem zweiten Gold endgültig zu Chinas Gesicht der Winterspiele von Peking auf, das perfekte Lächeln des Teenagers verdrängte sogar die bisweilen peinlichen Auftritte der Gastgeber.

Die Sino-Amerikanerin Eileen Gu bzw. Ailing Gu ist sowohl US-Model als auch China-Athletin. Bei den Olympischen Spielen ist sie das Ausgehängeschild Chinas. Getty Images/Mike Coppola/Staff
Die Sino-Amerikanerin Eileen Gu bzw. Ailing Gu ist sowohl US-Model als auch China-Athletin. Bei den Olympischen Spielen ist sie das Ausgehängeschild Chinas.
Die Sino-Amerikanerin Eileen Gu bzw. Ailing Gu ist sowohl US-Model als auch China-Athletin. Bei den Olympischen Spielen ist sie das Ausgehängeschild Chinas.

Die erst seit 2019 für das Riesenreich startende 18-Jährige hatte abgeliefert – ihre eigenen, aber vor allem die Erwartungen der Staatsführung erfüllt. Mit zweimal Gold und einmal Silber trug die Ski-Freestylerin maßgeblich zur besten Bilanz der Volksrepublik bei Winterspielen bei. Bei allem Glanz von Gu bleibt indes auch eine Vielzahl skurriler Auftritte hängen.

Olympia Peking 2022: Eileen Gu ist das Gesicht der Spiele

Doch womöglich dürfte sich in ein paar Jahren kaum noch einer an so manchen abgehängten Biathleten oder nicht besonders weit gehüpften Skispringer erinnern. An Gu sehr wohl. Die gebürtige Amerikanerin, die für das Heimatland ihrer Mutter antrat, war eine der schillerndsten Figuren dieser Spiele. Begab sie sich nach ihren Wettkämpfen auf den Weg zu den Interviews, rannten sich die Reporter gegenseitig fast über den Haufen. Die Botschaften, die sie sendete, dürften sich für Chinas Staatschef Xi Jinping wie Musik in den Ohren angehört haben.

Das könnte Sie auch interessieren: Nächste Medaille für Chinas Superstar Gu

„Mein größtes Ziel ist es, junge Mädchen für den Sport zu begeistern“, sagte Gu nach ihrem Medaillen-Hattrick. „Ich hoffe, dass ich durch meine Erfolge dazu beitragen kann, dass Ski-Freestyle in China populärer wird. Es waren die intensivsten zwei Wochen meines Lebens.“ So hatte Xi sich das vorgestellt. China sollte nicht nur Gastgeber sein, sondern endlich auch Gewinner. Bei 14 Medaillen stand das chinesische Team nach Gus Gold am Freitag. Mehr als elf wie 2006 in Turin oder 2010 in Vancouver waren es zuvor im Winter nie.

China ist noch weit von Wintersportnation entfernt

30 Jahre nachdem Eisschnellläuferin Ye Qiaobo mit Silber in Albertville Chinas erste Plakette bei Winterspielen geholt hat, ist das Land noch weit davon entfernt, eine Wintersportnation zu sein. Dank eines massiven staatlichen Sportprogramms, der Einbürgerung ausländischer Spitzenathleten und dem Einsatz von fast 100 Trainern aus dem Ausland war es zumindest bei einigen Wettkämpfen in Peking, Yanqing und Zhangjiakou durchaus konkurrenzfähig.


Was ist in dieser Woche im Volkspark passiert? Jeden Freitag liefert Ihnen die Rautenpost Analysen, Updates und Transfer-Gerüchte – pünktlich zum Wochenende alle aktuellen HSV-News der Woche kurz zusammengefasst und direkt per Mail in Ihrem Postfach. Hier klicken und kostenlos abonnieren.


Im Eiskanal wurden die millionenschweren Investitionen bislang aber nur mit einer Medaille belohnt: Skeletoni Yan Wengang, der in einer internen Qualifikation überraschend Chinas ersten Weltcupsieger Geng Wenqiang ausgestochen hatte, holte Bronze. Mehr war auch mithilfe des deutschen Ex-Weltmeisters und renommierten Schlittenbauers Willi Schneider nicht drin.

Das könnte Sie auch interessieren: Wegen Chinas Internetzensur: Gold-Gu blamiert sich auf Instagram

Im Skispringen, beim Langlauf, in der Nordischen Kombination oder in den alpinen Skiwettbewerben blieb diese aus. Auch im Biathlon reichte es trotz des teuer eingekauften Trainers Ole Einar Björndalen und dessen Frau Darja Domratschewa zu keinem Top-Ten-Platz. Das mit Amerikanern, Kanadiern und einem Russen verstärkte chinesische Eishockey-Team der Männer kassierte nur Niederlagen. Doch all das scheint im Schatten von Skistar, Model und Werbeikone Gu zu verblassen. Chinas Gesicht dieser Spiele.

Chinas Bemühungen bei Olympia nur teilweise erreicht

Zurück in den USA wird vieles anders sein. Dort wuchs das 18 Jahre alte Teilzeit-Model auf und will ab Herbst an der kalifornischen Elite-Universität Stanford studieren. Statt Jubelstürmen droht ihr ein Empfang, der ähnlich frostig wie die Temperaturen im Genting Snow Park ausfallen könnte. „Eileen Gu, die Verräterin“ war nach ihrem ersten Triumph in Peking als Hashtag getrendet, die Sozialen Medien füllten sich mit Hasskommentaren aus den USA.

Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp
test