Claus Costa und Stefan Kuntz auf dem Spielfeld im Gespräch

Die Kader-Chefs beim HSV: Claus Costa (l.) und Stefan Kuntz Foto: WITTERS

Kuntz betont das Wunsch-Szenario: Wo im HSV-Kader noch Lücken klaffen

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Stefan Kuntz schätzt das Trainerteam um Merlin Polzin auch deshalb so sehr, weil es die Transferphilosophie des HSV verinnerlicht hat. Und zu ebendieser zählt, dass über Spielerentwicklungen und Wertsteigerungen perspektivisch vermehrt erlösbringende Verkäufe vollzogen werden sollen. „Das geht am besten mit jungen Spielern“, erklärte Kuntz nun – und untermauerte auch noch mal das Wunsch-Szenario mit Blick auf den Kader.

„Wir haben die Vorstellung, dass alle Positionen im Idealfall von Leistungsträgern besetzt werden, dass wir aber dahinter jeweils einen jungen Herausforderer haben“, beschrieb Kuntz gegenüber „ran“. Die Idee, das HSV-Aufgebot auf lange Sicht so zusammenstellen zu wollen, hatte der Sportvorstand schon in der Vergangenheit mal geäußert. Wie aber steht es aktuell, da der HSV bislang zwei Sommerzugänge verpflichtet hat, um diese Wunschvorstellung?

HSV will auf Leistungsträger und Herausforderer setzen

Mindestens ein Leistungsträger, dahinter ein junger Herausforderer – hinsichtlich der Torhüterposition erfüllt der HSV diese interne Kadervorgabe: Daniel Heuer Fernandes (32) und Matheo Raab (26) ist zuzutrauen, in Topform als Nummer eins in der Bundesliga zu agieren; dahinter prognostizieren die HSV-Verantwortlichen dem jungen Hannes Hermann (20) eine Zukunft im Profibereich. Möglich ist aber auch, dass noch ein neuer (junger) Keeper kommen wird – zumal dann, wenn Raab gehen sollte. In der Innenverteidigung sieht die Situation zumindest vergleichbar aus.

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Klammert man Vorjahresleihgabe Dennis Hadzikadunic (26) aus, dessen Zukunft noch ungeklärt ist, hat der Verein derzeit in Aboubaka Soumahoro (20) einen vielversprechenden Youngster als Herausforderer für die drei zentralen, erfahrenen Abwehrspieler Jordan Torunarigha (27), Daniel Elfadli (28) und Sebastian Schonlau (30). Mindestens ein neuer Innenverteidiger soll noch kommen, eventuell sogar zwei, wenn Schonlau den HSV verlässt. Dann könnte es womöglich darauf hinauslaufen, dass die Bosse noch ein Abwehrjuwel verpflichten, um zwei Herausforderer für die zwei zentralen Positionen in der Viererkette zu haben. Wobei sie bereits jetzt große Stücke auf Soumahoro halten.

Soumahoro soll innen Druck machen – und wer auf rechts?

Definitiv zu erwarten ist, dass der HSV sich mit mindestens einem neuen Außenverteidiger verstärken wird. Mit Miro Muheim (27) und dem verletzten, aber noch entwicklungsfähigen Noah Katterbach (24) scheint man auf der linken Seite gut aufgestellt. Hinten rechts war in der abgelaufenen Saison aber weder Silvan Hefti (27) noch William Mikelbrencis (21) dauerhaft ein Leistungsträger. Eher noch der Franzose, der den Schweizer zumeist verdrängte, der künftig aber wieder der junge Herausforderer sein könnte – für einen anderen, neuen Leistungsträger, der zur Konstanten auf der Rechtsverteidigerposition werden soll. Nicolas Oliveira (21) ist als Eigengewächs wohl außen vor.

Sportdirektor Claus Costa begrüßt Nicolai Remberg beim HSV. WITTERS
Claus Costa und Nicolai Remberg bei der HSV-Vorstellung
Sportdirektor Claus Costa begrüßt Nicolai Remberg beim HSV.

Im defensiven Mittelfeld hat der HSV bereits einen jungen Zugang gefunden, der Druck ausüben soll auf Platzhirsch Jonas Meffert (30) und dem viele Startelfeinsätze zuzutrauen sind: Nicolai Remberg (24). Weiter vorne im zentralen Mittelfeld aber hat der HSV den wohl größten Nachholbedarf – spätestens dann, wenn Ludovit Reis (25) als einer der klaren Leistungsträger des Aufstiegsendspurts zum FC Brügge wechseln sollte. Es entstünde ein Vakuum, das weder Immanuel Pherai (24) noch Lukasz Poreba (25) allein füllen könnten. Und auch Adam Karabec (21) wäre, wenn er denn fest verpflichtet wird, in der Bundesliga wohl erst mal wieder einer der Herausforderer auf der Acht.

Geht Reis? Bleibt Karabec? Im HSV-Zentrum droht Vakuum

Auch wenn Remberg ebenfalls auf dieser offensiveren Mittelfeldposition spielen könnte, so scheint es dennoch offensichtlich zu sein, dass der HSV noch mindestens einen Leistungsträger für die Schaltzentrale benötigt, hinter dem Talente reifen können. Wobei auch an dieser Stelle eher eine Lücke klafft – denn hier fehlt es mit Ausnahme von Bilal Yalcinkaya (19), der aber verliehen werden könnte, und gegebenenfalls Karabec derzeit an Herausforderern mit großem Entwicklungspotenzial, die dem Verein in Zukunft die erhofften Transfererlöse bescheren könnten. Ob die HSV-Bosse darauf mit einem Investment reagieren? Vieles im Mittelfeld dürfte an der Personalie Reis hängen.

Alexander Røssing-Lelesiit, der knapp drei Millionen Euro kostete, kam in der Rückrunde zu zwei Kurzeinsätzen. WITTERS
Alexander Røssing-Lelesiit in einem HSV-Spiel
Alexander Røssing-Lelesiit, der knapp drei Millionen Euro kostete, kam in der Rückrunde zu zwei Kurzeinsätzen.

In der vorderen Angriffsreihe scheint der HSV schon dichter an der Wunschvorstellung zu sein – vor allem auf dem linken Flügel, wo Alexander Røssing-Lelesiit (18) zu Jean-Luc Dompé (29) aufschauen kann. Auch Fabio Baldé (19) gilt weiterhin als Herausforderer mit Potenzial, der auch rechts vorne auflaufen kann. Hier ist es fraglicher, inwieweit die erfahrenen Emir Sahiti (26) und Bakery Jatta (27) auf Bundesliga-Niveau konstant performen können. Vielleicht werden Kuntz und Sportdirektor Costa daher noch mit dem Transfer eines schnellen Flügelstürmers reagieren, der zweifellos das Zeug zum Leistungsträger hat – wie Robert Glatzel (31) und Ransford Königsdörffer (23) ganz vorne.

HSV-Sturm: Stange kann von Glatzel lernen – und Philippe?

Mit Otto Stange (18) hat der HSV einen aufstrebenden Torjäger schon in seinem Kader. Unklar ist dagegen noch, wie die Kaderpositionen um ihn, Glatzel und Königsdörffer herum vergeben werden. Davie Selke (30) wäre, sollte er seinen Vertrag verlängern, auf Anhieb wieder der Kategorie Leistungsträger zuzuordnen. Rayan Philippe (24), der vor einem Wechsel steht, könnte beides sein: entweder einer, der Druck macht auf Glatzel und Co. in der zentralen Spitze – oder einer, der sich wegen seiner Vielseitigkeit sogar auf dem rechten Flügel schnell unverzichtbar macht.

Bleibt Selke? Wird Königsdörffer in der Bundesliga zum Tempo-Trumpf? Erreichen Jatta und Glatzel wieder ihre Top-Form von vor den Verletzungen? Kann Røssing-Lelesiit erste große Duftmarken setzen? Ohne all die Antworten zu kennen, scheint der HSV seinem Wunsch-Szenario im Angriff schon ziemlich nah zu sein. Anders als im Mittelfeld. Doch Kuntz setzt ohnehin auf Besonnenheit, sagt: „Wir wollen wieder mehr auf jüngere Spieler setzen, dabei aber auch von vornherein sagen, dass sie Geduld und Zeit brauchen.“ Auch das gehört zur neuen Transferphilosophie.

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