„Kann trotzdem nicht reichen“: Das bittere HSV-Problem in der Bundesliga
Auch wenn sie stolz auf ihre gezeigte Leistung sein durften und es auch waren: Das nackte Ergebnis, die 1:2-Pleite bei RB Leipzig, ärgerte die HSV-Profis ein paar Tage lang. „Wir haben unverdient verloren“, sagte Albert Sambi Lokonga den Klubmedien mit etwas Abstand zum Spiel. Und: „Ein Unentschieden wäre fairer gewesen.“ Dass anständige Auftritte nicht zwangsläufig belohnt werden, weil die Gegner viele Fehler eiskalt ausnutzen, spürt der HSV jetzt noch viel mehr als in der 2. Liga. Merlin Polzin bringt dieses bittere Problem auf den Punkt.
„Wir wissen, dass wir in jedem Spiel bei unseren 100 Prozent sein müssen“, sagt der HSV-Trainer. „Und selbst, wenn wir bei diesen 100 Prozent sind, kann es in der Bundesliga trotzdem so sein, dass es nicht reicht, Punkte oder einen Sieg zu holen.“ Das ist die Realität im Oberhaus, die der HSV am vergangenen Samstag erstmals seit dem Aufstieg zu spüren bekam. Die vorherigen Niederlagen gegen den FC St. Pauli (0:2) und den FC Bayern (0:5) waren auch in der Höhe verdient, das 1:2 in der Red Bull Arena eher unglücklich. Aber: So läuft das Knallhart-Geschäft in Liga eins.
HSV-Trainer Polzin: „Wir waren in Leipzig am Optimum“
„Wenn ich unser Spiel inhaltlich bewerte, waren wir in Leipzig sehr nah dran an unserem Optimum“, findet Polzin. Die meisten Statistiken geben ihm recht. Die vielen zahlenmäßigen Vorteile brachten dem HSV aber nichts – weil er ein Tor weniger schoss als RB. Gegen Wolfsburg möchten Polzins Mannen die Ergebnistendenz auf der Anzeigetafel umkehren. Der Coach ist aber weit davon entfernt, seine Mannschaft vor der Heimpartie gegen den Tabellen-15. als Favoriten zu bezeichnen. „Ich sehe die Tatsachen“, sagt er. „Die lauten: Wir sind Aufsteiger und treffen zu Hause auf eine Mannschaft, die mit einem hohen Kaderwert ausgestattet ist und die über fantastische Einzelspieler verfügt.“

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Waren es am Samstag noch Christoph Baumgartner, Antonio Nusa und Co., die den HSV ärgerten, zählt Polzin nun Maximilian Arnold, Christian Eriksen, Vinicius Souza und Mohammed Amoura auf. „Das sind ganz, ganz spannende Spieler“, meint der 34-Jährige und betont: „Wir sind definitiv gewarnt. Wir wissen genau, was auf uns zukommt. Es wird definitiv ein heißer Fight mit harten Duellen. Wir brauchen eine fokussierte Mannschaft, wollen in Verbindung mit dem Stadion für ein Heimspiel sorgen, das dem Volkspark gerecht wird.“ Polzin erwartet 100 Prozent von allen.
„Unsere größten Kritiker“: Was Polzin vor Wolfsburg fordert
Die Fans sollen den HSV während der 90 Minuten beflügeln, außerhalb des Spieltags hält Polzin jedoch nichts von zu vielen externen Einflüssen – zumal dann, wenn sie kontraproduktiv sind. „Mir ist wichtig, dass wir uns weniger darauf fokussieren, was von außen kommt, welche Zielsetzungen es da gibt“, sagt er. „Es geht darum, dass wir uns intern weiterentwickeln wollen.“ Diesbezüglich ist der HSV in den ersten Saisonwochen viele Schritte gegangen. Sich darauf auszuruhen, wäre jedoch das falsche Signal – zumal jeder Bundesligist jeden anderen für Nachlässigkeiten bestrafen kann. Dass Polzin sich deshalb keine Sorgen macht, erklärt er mit dem Charakter der Spieler und Trainer.
„Es zeichnet uns alle aus, dass wir nicht zufrieden sind mit dem, was wir heute haben – sondern immer ein Stück weit besser werden wollen. Im besten Fall können wir am letzten Spieltag eine andere Performance abliefern als am ersten Spieltag“, sagt der Bramfelder und führt aus: „Wir bleiben unser größter Kritiker, um uns zu verbessern. Und zugleich wissen wir, dass in der Bundesliga jede Woche eine unfassbare Qualität auf uns wartet. Wir sind definitiv der Herausforderer – wollen es aber auf unsere Art und Weise machen. Wir reden uns nicht kleiner als wir sind, weil wir wissen, was wir können. Wir wissen aber auch, was wir noch nicht können – und wo wir ansetzen müssen.“
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Das Ziel heißt: Gute Spiele mit guten Resultaten krönen. Dass das nicht immer gelingt, ist bitter. Und das weiß der HSV seit Leipzig. Damit es für den Klassenerhalt reicht, müssen die Hamburger mit diesem Problem klarkommen.
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