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HSV-Trainer Tim Walter nach Niederlage gegen den SC Paderborn
  • Tim Walter verlässt nach dem 1:2 gegen Paderborn geknickt den Rasen im Volkspark.
  • Foto: WITTERS

HSV-Heimpleite mit Folgen: Jetzt geht es für Walter auch um seinen Job

Die Frage stand im Raum. „Wie angeschlagen ist der HSV wirklich?“, titelte die MOPO vor dem Auftritt gegen Paderborn, ehe die Profis antworteten: sehr angeschlagen. Nach dem überflüssigen Pokal-Aus bei Hertha BSC folgte die erste Heimpleite der Saison. Eine mit Folgen. Der Rückstand auf die Aufstiegsplätze ist auf vier Zähler angewachsen – und zudem mehren sich die Zweifel, ob Tim Walter wirklich der richtige Trainer ist, um die hohen Saisonziele erreichen zu können.

Jonas Boldt hörte genau hin, so wie er es nach Spielen immer tut. Mit verschränkten Armen und größtenteils regungslos verfolgte der Sportvorstand des HSV die Pressekonferenz nach dem 1:2 und nahm dabei zur Kenntnis, worauf Walter seine Hoffnung auf Besserung fußt: Weil es ja immer so gewesen sei. „Weil ich weiß, was in meiner Mannschaft steckt. Und ich weiß auch, dass sie es wieder abruft.” Boldt presste während dieser Worte seine Lippen zusammen, was zumindest eines dokumentierte: Die Zeit der Leichtigkeit im Volkspark ist vorbei.

HSV kassiert erste Saison-Niederlage im Volksparkstadion

Nun hat es sie also auch daheim erwischt, dort, wo sie zuvor alle sieben Saison-Heimspiele gewonnen hatten. Die Geräuschkulisse sprach für sich, erstmals seit vielen Monaten hagelte es nach dem Abpfiff wütende Pfiffe von einem Teil der 52.244 Anwesenden. Nur ein paar Sekunden lang, aber deutlich hörbar. „Natürlich sind auch die Zuschauer enttäuscht, so wie wir es auch waren”, erklärte Keeper Daniel Heuer Fernandes.

Kritik an Walter gab es schon zuvor, vor allem, weil der HSV auswärts (nur sieben Zähler aus acht Partien) zu oft erfolglos spielt und sich Fehler in unschöner Regelmäßigkeit wiederholen. Dass der HSV nun auch daheim patzte und nach dem schon glücklichen 2:1 gegen Braunschweig erstmals Punkte liegen ließ, sorgte in den sozialen Netzwerken für recht heftige Attacken gegen Walter. Die häufig formulierte Botschaft: Der Trainer muss weg.

Fakt ist: Walter wird auch am Samstag in Nürnberg auf der Bank sitzen. Wie es danach weitergeht, dürfte vor allem von der Art und Weise abhängen, wie sich der HSV im Frankenland präsentiert. Mit einem weiteren schlechten Auftritt könnte es für Walter sehr eng werden. Auch, weil der Zeitpunkt einer Ablösung vergleichsweise soft wäre. So hätten die Profis die Winter-Vorbereitung über Zeit, sich an einen neuen Trainer zu gewöhnen.

HSV muss gegen den 1. FC Nürnberg eine Reaktion zeigen

Nach dem Nürnberg-Spiel soll es zur großen Halbzeit-Analyse zwischen Walter und der Vereinsführung kommen. Einiges wird davon abhängen, wie der Coach die immer wiederkehrenden Schwächen seines Teams erklärt. Grundsätzlich hat Boldt, dem die Entscheidung über Walters Zukunft obliegt, die Absicht, mit ihm weiterzuarbeiten. Ein simples „Wir kriegen schon wieder die Kurve, weil es immer so war” wird ihm diesmal aber nicht reichen.

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Ist Walter noch der Richtige? Der Trend spricht dagegen. Seit Sommer 2021 ist der Trainer im Amt und erhielt so viel Zeit wie keiner seiner Vorgänger in Liga zwei. Der Kader des HSV ist der am besten besetzte der Liga, auch auf transfermarkt.de wird der Marktwert des Aufgebots (43,73 Millionen Euro) fast doppelt so hoch eingestuft wie etwa der von den Lokalrivalen St. Pauli (23,8) oder Kiel (22,1).

Tim Walter braucht Argumente für Jonas Boldt und Co.

Möglichkeiten, aus denen der HSV deutlich zu wenig macht. Die so oft von Walter angepriesene Entwicklung ist seit geraumer Zeit nicht mehr erkennbar. Nach wie vor mangelt es viel zu häufig an einer stabilen defensiven Absicherung, zahlreiche Profis wirken noch immer verunsichert ob Walters mutiger, aber eben auch riskanter Spielweise. „Wenn ich so viele Fehler in der Defensive und Offensive mache, reicht das nicht, um in der starken Zweiten Liga Spiele zu gewinnen”, klagte Walter nach dem Paderborn-Spiel zum wiederholen Male. Nur: Er ist letztlich dafür verantwortlich, seinen Spielern Lösungen aufzuzeigen und für die Minimierung wiederkehrender Fehler zu sorgen.

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Noch hat Walter die Chance, den Umschwung einzuleiten. Dafür braucht es einen überzeugenden Vortrag in Nürnberg. Ansonsten könnte der Glaube der Klubführung schwinden. Daran, dass ihr mutiger und von sich und seiner Spielidee so überzeugter Coach auch ein Aufstiegstrainer sein kann. Ein Beweis, den Walter trotz 30 Monaten Zeit bislang nicht hat erbringen können.

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