„Das ist die Kehrseite“: Verschärft sich dieses HSV-Problem jetzt wieder?
Das Training am Dienstagmittag war bereits beendet, da schnappte sich Yussuf Poulsen die beiden Zugänge Albert Sambi Lokonga und Fábio Vieira noch einmal. Der HSV-Kapitän legte seine Arme auf die Schultern des Belgiers und des Portugiesen, dann gab es einen rund zweiminütigen Plausch. Poulsen scheint es wichtig zu sein, dass sich die beiden Neuen sofort wohlfühlen in Hamburg, dass sie zügig Anschluss finden und dass sie schnell in das interne Mannschaftsgefüge passen. Zumal sich dieses im Sommer stark verändert hat. Und nun?
Mit Sebastian Schonlau verabschiedete sich vor zwei Wochen der vierte Leader aus der Aufstiegssaison. Vor ihm taten das bereits Ludovit Reis, Davie Selke und Tom Mickel – mit der Konsequenz, dass Merlin Polzin die Hierarchie innerhalb seines Teams komplett neu ordnen musste. Er ernannte Poulsen zum neuen Spielführer und Nicolás Capaldo sowie Jonas Meffert zu dessen Stellvertretern. Danach kürte Daniel Heuer Fernandes zur Nummer eins und ließ beim 0:0 in Gladbach und beim 0:2 gegen St. Pauli jeweils dieselbe HSV-Startelf beginnen. Problem gelöst?
Zwei späte HSV-Transfers – mit Folgen für die Hierarchie?
Die Verantwortlichen waren sich schon vor Wochen einig: Die Hierarchiefrage würde sich von selbst beantworten, sobald die Saison erst einmal läuft – da die sportlichen Leistungen die interne Rangordnung mitbestimmen würden. „Am Ende des Tages ist entscheidend: Wer bringt was auf den Platz? Darüber entwickeln sich die Rollen im Team“, hatte auch Keeper Heuer Fernandes erklärt – einer von wenigen Aufstiegshelden, der seinen Stammplatz behielt.

Mittlerweile gibt es längst klare Tendenzen, mit wem Polzin plant – und wer unter ihm hinten dran ist. Robert Glatzel, Bakery Jatta, Jonas Meffert und Co. waren jahrelang Gesichter der Mannschaft – die Trainer haben ihnen aber klar kommuniziert, wie ihre Rollen im Hier und Jetzt aussehen. Polzin hat erste Antworten gegeben. Nun aber steht er vor einer neuen Herausforderung: Wie baut er Luka Vuskovic, Vieira und Lokonga in sein System ein? Und welche Wertigkeit nimmt das Trio nicht nur sportlich, sondern auch in der Kabine ein? Die drei späten Transfers nehmen jetzt, da die Saison bereits läuft, neuen Einfluss auf das Hierarchieproblem, das vorerst bestehen bleiben könnte.
HSV-Boss Costa: „Wir haben einen guten Spirit im Team“
Claus Costa ist optimistisch, dass der HSV es aber bald hinter sich lassen wird. „Die Gruppe hat sich bis jetzt sehr gut entwickelt und gefunden“, findet der Sportdirektor. „Das ist die Kehrseite, wenn man einen Umbruch macht, dass sich die Hierarchien ein bisschen neu ordnen und dass die Struktur neu aufbricht. Aber ich glaube, das haben die Coaches sehr gut begleitet.“ Auch Polzin nahm sich am Dienstag viel Zeit für seine beiden Neuzugänge, ging mit Vieira und Lokonga in den individuellen Austausch, als während ihrer ersten Einheit im Volkspark Fragen aufkamen.
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„Wir haben mittlerweile einen guten Spirit, eine gute Energie in der Gruppe“, meint Costa, dem es am wichtigsten war, den Kader auf den letzten Metern erneut zu verstärken. Deshalb nimmt der HSV es bewusst in Kauf, dass die späten Verpflichtungen das Teamgefüge noch einmal beeinflussen, zumal Vuskovic, Vieira und Lokonga sofort in die Startelf drängen. „Mit den beiden neuen Spielern und auch Luka gibt es noch mal ein bisschen Veränderung“, weiß der Costa, der Kaderplaner. „Aber ich habe noch keine Mannschaft erlebt, die sich gegen Qualität von außen wehrt.“
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