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St. Pauli-Präsident Oke Göttlich bei der Mitgliederversammlung
  • Musste den Mitgliedern des FC St. Pauli ein Minus von fast Millionen Euro erklären: Präsident Oke Göttlich
  • Foto: WITTERS

St. Paulis Millionen-Verlust: So will der Kiezklub aus der Finanz-Krise kommen

Besser geht es nicht. Zumindest sportlich. Der FC St. Pauli ist Spitzenreiter der Zweiten Liga, steuert auf Aufstiegskurs. Wirtschaftlich dagegen hat der Kiezklub Probleme, ächzt unter einem Millionen-Minus. Bei der Mitgliederversammlung im Congress Center Hamburg (CCH) kündigte das Präsidium ein neues Finanzierungsmodell an.

Mit einer Verspätung von einer guten Viertelstunde begann die Veranstaltung im schmucklosen Saal G des CCH. Auch die Profi-Mannschaft war für die erste Stunde vor Ort, erntete großen Applaus. Präsident Oke Göttlich sprach in seiner 35-minütigen Eingangsrede, dem Bericht des Präsidiums, ein „Kompliment“ an die Spieler, an Trainer Fabian Hürzeler und auch Sportchef Andreas Bornemann für die geleistete Arbeit aus.

St. Pauli macht ein Minus von 4,87 Millionen Euro

Die Mannschaft habe den Mitgliedern und Fans in den vergangenen Monaten „Glücksmomente“ beschert. „Das ist eine riesige Geschichte, deren Ende noch nicht geschrieben ist.“ An das Team gerichtet sagte er: „Nehmt diesen Schwung bitte mit in die nächsten beiden Spiele und lasst unser braun-weißes Herz höher schlagen!“ In Rostock und gegen den HSV. Als die Mannschaft nach einer Stunde den Saal verließ, gab es Jubel.

So erfreulich, ja überragend, die sportliche Situation ist, so problematisch stellt sich die wirtschaftliche Lage des Vereins dar, der für das Geschäftsjahr 2022/23 ein Minus von 4,87 Millionen Euro ausweist – und das trotz Rekordumsatzerlösen von 62 Millionen Euro. Gründe für den Fehlbetrag sind unter anderem die ungeplant hohen Kosten eines Umzugs eines Lagers (1,6 Millionen Euro) sowie gestiegene Kosten in vielen Bereichen, etwa bei Energie oder Personalausgaben in der Verwaltung.

Präsident Göttlich: „St. Pauli braucht Eigenkapital“

Von einer „komplizierten Situation“ sprach Göttlich. Der Verein habe nach der Corona-Pandemie nicht die wirtschaftliche Stärke der Zeit davor wiedererlangt. „Der FC St. Pauli braucht Eigenkapital.“

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Der braun-weiße Weg dafür: das schon seit Jahren erwogene Genossenschaftsmodell. Im ersten Halbjahr 2024 soll die zeitnahe Gründung geprüft werden. Auf diese Weise könne der Kiezklub eine unabhängige und selbstbestimmte Finanzierung ermöglichen, so Göttlich, und weiter am Grundsatz festhalten, keine Investoren in den Verein zu lassen.

St. Pauli muss Kosten reduzieren

St. Pauli habe „kein Ertragsproblem, sondern ein Aufwandsproblem“, betonte Wilken Engelbracht, seit 1. November der neue Geschäftsleiter Wirtschaft. St. Pauli muss Kosten reduzieren.

Mit deutlichen Worten sprach Göttlich auch das Thema Fan-Gewalt – auch in den eigenen Reihen und untereinander – an, wies in diesem Zusammenhang aber auch auf Polizei-Gewalt hin. Zudem erläuterte er, warum Pyrotechnik für den Verein ein Problem sei, so lange es dafür Geldstrafen durch den DFB setzt. Er appellierte an die Eigenverantwortung – denn niemand wolle, dass das Millerntor zum Sicherheitstrakt wird.

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Das Präsidium genießt weiterhin großes Vertrauen, wurde von den rund 750 anwesenden Mitgliedern mit einer hohen Zustimmung von 94 Prozent entlastet.

Hanna Obersteller mit großer Mehrheit ins Präsidium gewählt

Mit stolzen 97,4 Prozent wurde Hanna Obersteller neu ins Präsidium gewählt. Sie übernimmt den Bereich Finanzen und nahm nach der Wahl auf dem Podium Platz.

AFM-Vorsitzender outet sich als Bornemann-Fan

Für den Lacher des Abends sorgte Alexander Gunkel, Vorsitzender der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM), der am Ende seines AFM-Berichts sagte: „Eigentlich ist man Fan von einzelnen Spielern, manchmal von Funktionären. Ich bin auf jeden Fall Fan von Andreas Bornemann.“ Weil dieser es „ausgehalten“ habe, trotz zum Teil heftiger Kritik schwierige Personalentscheidungen durchzuziehen, die sich als richtig erwiesen haben. Abzulesen an der aktuellen Tabelle der 2. Liga.

Ehrungen für Klaus Thomforde und Roger Hasenbein

Standind Ovations gab es anschließend für Klaus Thomforde. Das „Tier im Tor“, das mit 390 Einsätzen für St. Pauli in der Liste der Rekordspieler auf Platz drei hinter Jürgen Gronau und André Trulsen liegt, wurde für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Und auch Roger Hasenbein bekam Standing Ovations. Dem langjährigen Aufsichtsrat wurde die Ehrenmitgliedschaft für sein jahrelanges vielfältiges Engagement im Verein verliehen.

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