St. Paulis Frühstarter: Wer jetzt schon trainiert und warum – ein Neuer dabei
Die Vermutung, das Trainingsgelände des FC St. Pauli sei derzeit eine grüne Oase der Ruhe und das Funktionsgebäude verwaist, schließlich ist Sommerpause, der irrt gewaltig. Die U23 ist schon Mitte Juni in die Vorbereitung gestartet, aber auch Spieler der ersten Mannschaft schwitzen an der Kollaustraße, während der Großteil der Kollegen noch den Urlaub genießt. Welche Profis längst schon wieder ackern, obwohl offizieller Trainingsauftakt erst am 3. Juli ist, warum sie einen Frühstart hingelegt haben – und weshalb Philipp Treu ein perfektes Beispiel ist.
Es handelt sich weder um Streber im braun-weißen Gewand, noch wissen sie nichts mit ihrer freien Zeit anzufangen oder langweilen sich so sehr, dass sie einfach das tun, was sie die meiste Zeit des Jahres tun: an die Kollaustraße zu fahren und zu trainieren. Nichts von alledem. Es ist schlichtweg notwendig.
James Sands hat in der Pause fürs Comeback geackert
„Die Spieler, die angeschlagen aus der Saison gegangen sind oder einer Reha-Phase kommen, fangen etwas früher an, um körperliche Defizite aufzuholen und sich in eine möglichst gute Verfassung für die Vorbereitung zu bringen“, erklärt Sportchef Andreas Bornemann auf MOPO-Nachfrage. „Davon profitieren die Spieler selbst und natürlich auch wir.“
Stammgast an der Kollau war in den letzten Wochen James Sand. Der Winter-Zugang, der nach nur sieben Spielen aufgrund einer schweren Sprunggelenksverletzung für den Rest der Rückrunde ausgefallen war, hat sich in den vergangenen Wochen seit dem letzten Saisonspiel am 17. Mai nach und nach in eine körperliche Verfassung gebracht, in der er bereit für den offiziellen Start der Vorbereitung auf St. Paulis zweite Bundesliga-Spielzeit ist.
Ceesay und Aigbekaen starteten früher ins Training
Sprunggelenkprobleme hatte im Saisonendspurt Stürmer Abdoulie Ceesay, der deshalb pausieren musste und in der Sommerpause den dadurch entstandenen Rückstand wieder aufholt. Zunächst bei zwei selbst organisierten Trainingscamps auf Mallorca und in Portugal und nun auch wieder in Hamburg. Nachwuchs-Angreifer Romeo Aigbekaen (seit Januar mit Profivertrag), der die letzten Saisonspiele der U23 angeschlagen verpasst hatte, hat in den Reihen der zweiten Mannschaft das Training wieder aufgenommen, soll dann bereits vorbereitet in die Vorbereitung der Profis einsteigen.

Neuland ist die Kollaustraße für Jannik Robatsch, der sich schon einmal eingewöhnen kann an seiner Wirkungsstätte. Der Anfang Juni von Austria Klagenfurt verpflichtete Innenverteidiger hatte das letzte Saisonspiel seines ehemaligen Klubs aufgrund von Achillessehnenproblemen verpasst und sich dann fast direkt in die Hände der medizinischen Abteilung von St. Pauli begeben, die sich auch künftig um ihn kümmert und das Aufbauprogramm für ihn ausarbeitete. Das ergibt Sinn – und beschleunigt das Ankommen beim neuen Verein.
Robatsch kennt das Trainingsgelände jetzt schon
Elias Saad wiederum, der sich am drittletzten Spieltag der Saison eine strukturelle Muskelverletzung zugezogen hatte, war während der Sommerpause bereits für einige Einheiten auf dem Trainingsgelände.
„Es ergibt Sinn, dass die Spieler dafür die Möglichkeiten und Infrastruktur unseres Trainingsgeländes und die Zusammenarbeit mit unserem Staff nutzen. Das passiert in enger Abstimmung“, erläutert Bornemann die Praxis, die sich bewährt hat. „Wir haben damit in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht, Philipp Treu ist ein gutes Beispiel dafür.“ Ein Paradebeispiel sogar.

Defensiv-Turbo Treu hatte im April 2024, im Endspurt um den Aufstieg, einen Wadenbeinbruch erlitten und operiert werden müssen. Er hatte auf einen Urlaub verzichtet, war in der Sommerpause in Hamburg geblieben und hatte sich voll und ganz seiner Reha und dem anschließenden Aufbautraining gewidmet, in einer Zusammenarbeit mit St. Paulis Ärzten, Physios und Fitnesscoaches. Alles für die anstehende Bundesligasaison.
Treu verzichtete auf Urlaub, ackerte und startete durch
Der Lohn: Bereits Ende Juli hatte Treu sein Comeback im Testspiel gegen Lyon gegeben und zudem berichtet, sich körperlich stärker zu fühlen als vor seiner Verletzung. In der folgenden Spielzeit war er von Beginn an Stammspieler, startete voll durch und war einer der besten St. Paulianer.
Ein Frühstart kann sich lohnen. Übrigens werden sich alle Spieler schon vor dem offiziellen Startschuss am 3. Juli an der Kollaustraße einfinden. In den Tagen zuvor stehen für den Kader die obligatorischen Medizinchecks und Laktattests an, um zu wissen, wo jeder einzelne Spieler steht und welche Belastungen er verträgt oder aber benötigt, bevor die Mannschaft in die Vorbereitung auf die zweite Mission Klassenerhalt startet.
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