James Sands im schwarzen St. Pauli-Trikot

Stammkraft und Stabilisator: James Sands ist derzeit gesetzt beim FC St. Pauli - aber bleibt das so? Foto: WITTERS

„Speziell“: So sieht St. Paulis Sands die Konkurrenz mit Irvine und seine WM-Chancen

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Es läuft für ihn. Richtig gut sogar. Könnte kaum besser sein. Das Entscheidende: Er läuft – und zwar absolut rund, richtig viel und regelmäßig. Der zweite Anlauf von James Sands beim FC St. Pauli gestaltet sich bislang vielversprechend. Die schwere Verletzung kurz nach seiner Ankunft im kalten Hamburger Winter ist nur noch eine schlechte Erinnerung, die Gegenwart ein Grund zur Freude, die dem Mittelfeldspieler anzusehen ist. Sands ist im bisherigen Saisonverlauf Stammspieler, Leistungsträger und sprüht vor Tatendrang und Selbstvertrauen. Auch der nahende teaminterne Kampf mit Kapitän Jackson Irvine um einen Platz in der Startelf macht ihm keine Sorgen. Oder?

Strahlender Sonnenschein auf dem Trainingsgelände der Kiezkicker und ein strahlender James Sands. „Ich fühle mich gut. Ich bin glücklich, dass ich zurück von meiner Verletzung bin und schon sechs Spiele inklusive des Pokalspiels absolvieren konnte“, sagt der US-Amerikaner zu seiner aktuellen Situation. „Das ist ein gutes Gefühl und für mich nicht selbstverständlich.“ Nicht nach dieser Vorgeschichte.

James Sands „glücklich“ über den zweiten St. Pauli-Start

Schon einmal war Sands ziemlich gut gestartet im St. Pauli-Trikot. Im Januar war der 25-Jährige auf Leihbasis von New York City FC zum Kiezklub gekommen, hatte die Mannschaft auf Anhieb verstärkt und sich einen festen Platz im defensiven Mittelfeld erspielt, bevor die Rückrunde nach nur sechs Spielen von einer heftigen Verletzung beendet worden war. Komplexe Sprunggelenkverletzung mit Innenbandriss und ein Wadenbeinbruch. OP, monatelange Pause.

„Sehr schmerzhaft“ sei die Verletzung gewesen und er habe auch gleich gewusst, dass sie das vorzeitige Saisonaus bedeutete, blickt Sands nur kurz zurück. „Aber ich bin sehr glücklich, dass ich es geschafft habe, zurückzukommen.“

Reha in Hamburg als Zeichen an den Kiezklub

Die Reha absolvierte der robuste Rechtsfuß auf eigenen Wunsch in Hamburg, denn die Leihe war eigentlich für länger geplant. Das war jedoch an Bedingungen geknüpft: entweder eine bestimmte Anzahl von Einsätzen, was durch seinen Ausfall nicht mehr zu schaffen war, oder den Klassenerhalt der Kiezkicker. Diese Bedingung wurde kurz vor Saisonende erfüllt, womit die Leihe wie ursprünglich angedacht um eine volle Saison verlängert werden konnte.

St. Paulis James Sands und BVB-Star Jobe Bellingham im Zweikampfduell WITTERS
James Sands und Jobe Bellingham im Zweikampfduell
St. Paulis James Sands und BVB-Star Jobe Bellingham im Zweikampfduell

„Es war schon ein bisschen schwer, nicht zu wissen, wo man nächste Saison spielt“, so Sands. „Aber ich wollte wiederkommen. Die Reha in vor Ort zu machen, hat dem Klub gezeigt, dass ich gerne hierbleiben will, dass ich Teil des Teams und des Klubs sein will. Wenn ich zurück zu meinem Klub in New York gegangen wäre, hätten sie vielleicht gedacht, dass ich nicht interessiert bin.“ Ein Signal, das Mannschaft und Verantwortliche sehr zu schätzen wussten und das Standing von Sands gestärkt hat.

„Starker Start“: Sands bei allen Pflichtspielen in erster Elf

All in. Das trifft auch auf die Spielweise des abseits des Platzes ruhigen Zeitgenossen zu. Sands haut sich voll rein, spielt mit hoher Intensität, was Läufe und Zweikämpfe angeht, bringt damit Stabilität im Zentrum, wenngleich nicht immer alles perfekt läuft. Aber: Er hat in bislang jedem Pflichtspiel in der Startelf gestanden und zumeist überzeugt.

Findet er selbst übrigens auch. „Ich denke, es war ein starker Start, mit dem zufrieden bin“, sagt Sands und schiebt gleich hinterher: „Aber ich bin auch mein eigener größter Kritiker. Von daher sehe ich auch noch viele Aspekte, in denen ich mich noch steigern muss.“ Im Spiel nach vorn könne er noch aktiver, mutiger und zielstrebiger sein. „Ich fühle mich defensiv sehr stark, aber ich muss im Offensiv-Spiel einen weiteren Schritt machen. Es müssen nicht direkt Tore sein, aber Schlüsselpässe oder Vorlagen sind für mich der nächste Schritt.“ Dazu zählt er auch, den Ball nicht immer sofort weiterzuspielen, sondern auch häufiger mit der Pille am Fuß zu marschieren, als Ballträger, wie er es nennt.

Sands will sich in jedem Spiel verbessern und etablieren

Ein persönliches Ziel, das er mit seinem Wechsel zu St. Pauli verfolgt, hat Sands schon erreicht: Er spielt auf Bundesliga-Niveau, kann in einer der europäischen Topligen mithalten und auch mehr. Davon, sich in der ersten Liga schon etabliert zu haben, könne er aber noch nicht sprechen. „Ich denke, ich bin auf einem guten Level. Ich habe noch keine 50 Spiele in der Bundesliga absolviert.“ Es sind bislang saisonübergreifend zwölf Spiele. „Es ist also bisher nur eine kleine Stichprobe, aber ich versuche jede Woche besser zu werden und wir haben eine gute Mannschaft hier. Es gibt einen starken Konkurrenzkampf. Ich versuche, ein Spiel nach dem anderen zu nehmen und hoffe, dass ich mich in jedem Spiel verbessern kann.“

James Sands (r./mit Athletiktrainer Frederic Bokelmann) hat die Sommerpause über an der Kollaustraße an seinem Comeback gearbeitet. WITTERS
James Sands mit Athletiktrainer Frederic Bokelmann)
James Sands (r./mit Athletiktrainer Frederic Bokelmann) hat die Sommerpause über an der Kollaustraße an seinem Comeback gearbeitet.

Apropos Konkurrenz. Die ist groß und wird jetzt noch größer. Kapitän Jackson Irvine ist nach seinem zwischenzeitlichen Rückschlag wieder auf dem Weg zurück zur Spielfähigkeit und wird voraussichtlich in Kürze voll in den Kampf um einen Startelfplatz gehen, den der Australier in seiner bisherigen Zeit bei St. Pauli immer innehatte, wenn er fit war. Die beiden Plätze im zentralen Mittelfeld sind aktuell von Sands und Neuzugang Joel Chima Fujita vergeben, wobei Sands den defensiveren und der Japaner den offensiveren Part spielt.

James Sands über Jackson Irvine und den Platzkampf

Wie sieht Sands die sich verändernde und verschärfende Konkurrenzsituation, wenn Irvine wieder fit und einsatzfähig ist?

„Jeder weiß, was er unserem Team gibt: Seine Leader-Fähigkeiten, und seine fußballerischen Qualitäten sind speziell“, lobt Sands den Kapitän, der es nach seiner Verletzung im April und einer langen Reha nicht erwarten kann, wieder zu spielen. „Ich bringe etwas anderes mit als er. Wir haben im letzten Jahr gezeigt, dass wir sehr gut zusammenspielen können.“ In fünf Spielen, um genau zu sein.

Eine Handvoll Spiele haben auch Sands und Fujita als sogenannte Doppelsechs absolviert. Der japanische Nationalspieler mache „ebenfalls einen guten Job“, findet Sands. Beide seien unterschiedliche Spielertypen. „Er mag es mit nach vorn zu gehen und sich in der Offensive einzuschalten. Für mich ist es wichtig zu erkennen, wann er nach vorn geht. Ich muss mich dann mehr auf die Defensive konzentrieren und die Kette beschützen. Es geht darum, eine Beziehung zueinander aufzubauen. Wir haben erst fünf Spiele gemeinsam absolviert, deswegen gibt es noch Raum für Verbesserungen.“

„Ein großes Ziel“: Sands will über St. Pauli zur WM 2026

Sands ist ein eher ruhiger Vertreter, keiner, der Sprüche raushaut, Kampfansagen macht oder Ansprüche stellt, sondern sich bei heiklen Themen zurückhaltend oder diplomatisch äußert. Bei dieser Thematik ist das nicht viel anders, aber er klingt nicht wie jemand, der um seinen Platz bangen muss oder die Sorge hat, ihn aus Leistungsgründen zeitnah zu verlieren. Es wird spannend werden. Sands sieht es positiv: „Diese vielen Optionen im Mittelfeld werden uns in Zukunft sehr stark machen.“

Apropos Zukunft. Im kommenden Jahr steigt in seiner Heimat USA die Fußball-Weltmeisterschaft. „Das ist natürlich ein großes Ziel für mich“, stallt Sands klar. „In der Bundesliga starten zu können, viel zu spielen und viele Erfahrungen sammeln zu können, wird mir helfen. Alles andere liegt außerhalb meiner Kontrolle. Ich hoffe es passiert, aber ich werde hier einfach weitermachen, bis es passiert.“

Das Warten auf die erneute Berufung ins Nationalteam

Mit seinen bislang starken Leistungen in dieser Saison hat sich Sands immerhin wieder ins Blickfeld gespielt, um wieder für Länderspiele nominiert zu werden. Das war zuletzt im Januar 2024 der Fall. Lange her. In dieser Woche wird der Kader für die anstehenden Länderspiele bekanntgegeben. Die USA spielen gegen Ecuador und Australien mit Kiezkicker Connor Metcalfe. Es wäre ein besonderes Aufeinandertreffen. St. Paulis Ami wird von US-Medien als Kandidat für den Kader gehandelt. Nationaltrainer Mauricio Pochettino habe sich aber noch nicht bei ihm gemeldet, sagt Sands.

„Ich hatte bisher noch keinen Kontakt mit dem Trainer. Er hat viel zu tun, viele Spieler, bei denen er Zuschauen muss“, gibt sich der 13-malige Nationalspieler gelassen, betont aber auch: „Es wäre eine große Ehre für mich. Und wenn nicht dieses Mal, dann vielleicht im November. Ich hoffe, dass noch einige Spiele in der Nationalmannschaft dazukommen.“ Bedingung dafür dürfte sein, dass in den kommenden Wochen und Monaten nicht nur einige, sondern viele Spiele im Trikot des FC St. Pauli hinzukommen, überzeugende. Egal, an wessen Seite.

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