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Lawrence, Burgstaller, Makienok, St. Pauli
  • Ihre Routine wird St. Pauli fehlen: James Lawrence, Guido Burgstaller, Simon Makienok (v. l.)
  • Foto: WITTERS

Kommentar: St. Paulis Verjüngungskur braucht auch Führungskraft

Man ist im Fußball schnell dabei, die Dinge auf nackte Zahlen zu reduzieren. Und natürlich ist es so, dass dem FC St. Pauli die Tore eines Guido Burgstaller fehlen werden. Doch das ist nur ein Teilaspekt der Lücke, die der Abgang des Österreichers zu Rapid Wien reißt.

Es ist offensichtlich, dass da gerade eine Menge passiert beim Kiezklub. Die zahlreichen Abgänge im Vergleich zur vergangenen Saison lassen den Schluss zu, dass die Verantwortlichen im alten Kader Defizite ausgemacht haben, die eine Weiterentwicklung zumindest nicht gefördert haben. Allein altersstrukturell geht es in diesem Sommer gleich um mehrere Etagen abwärts, die Denke ist augenscheinlich langfristig auf eine erfolgreiche Zukunft ausgerichtet: Manolis Saliakas ist mit 25 Jahren der älteste externe Neuzugang, Carlo Boukhalfa (23), Connor Metcalfe (22) und David Nemeth (21) haben das Gros ihrer Karriere noch vor sich.

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Das klingt für sich genommen sinnvoll, folgt einer klaren Idee – birgt bisher allerdings noch ein großes Risiko. Natürlich ist niemand ein besserer Fußballer, nur weil er mehr Erfahrung mitbringt. Für die Bildung einer mannschaftsinternen Hierarchie sind Profis, die schon einiges auf dem Buckel haben, allerdings von großer Wichtigkeit. Und diesbezüglich hat St. Pauli einen enormen Aderlass zu verkraften.

Beginnend natürlich bei Burgstaller, den Vorzeige-Teamplayer, der allein mittels Präsenz die Kollegen mitgerissen hat und ob seiner zahlreichen Erfolge eine Respektsperson aus dem Lehrbuch ist. Aber auch andere Verluste wiegen schwer: Philipp Ziereis und Christopher Buchtmann als routinierte Strategen mit hoher Vereinstreue, James Lawrence, immerhin Nationalspieler von Wales, die intern schwer anerkannten Maximilian Dittgen und Simon Makienok, der Ruhepol Sebastian Ohlsson – sie alle sind nicht mehr da.

Im aktuellen St. Pauli-Kader sind Führungsspieler nur erahnbar

So ehrenvoll es auch ist, dass sich ein Spieler wie Luca Zander der Verantwortung stellen will: Führungsspieler kann man nur schwer lernen, die Basis dafür muss einem in die Wiege gelegt sein. Beim Blick auf den aktuellen Kader gibt es neben Zander zwar gefühlt einige Kandidaten (Leart Paqarada, Jackson Irvine, eventuell trotz seiner jungen Jahre David Nemeth). Um dem Gebilde noch mehr Stabilität zu verleihen, wäre ein Mann von der Kategorie eines Tore Reginiussen sehr hilfreich. Im Idealfall um einiges jünger als die 34 Lenze, die der Norweger bei seiner Verpflichtung im Januar 2021 zählte, aber von ähnlicher Aura wie der in Europas Wettbewerben gestählte Innenverteidiger, der inzwischen seine Karriere beendet hat.

Mag sein, dass wir längst im Zeitalter der flachen Hierarchien angekommen sind. Dennoch hat es noch keiner Mannschaft geschadet, in kritischen Situationen Spieler auf dem Platz zu haben, die vorweg marschieren, Zeichen setzen, mitreißen. Eben solche könnte der FC St. Pauli noch gut gebrauchen.

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