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Fabian Boll mit Kind am Millerntor
  • Fabian Boll (mit Nachwuchs) bei seinem bis dato letzten Besuch am Millerntor – beim Abschiedsspiel von Jan-Philipp „Schnecke“ Kalla Ende März
  • Foto: WITTERS

Legende Boll vor Kiel-Spiel: „Mein Bauch sagt, dass der Knoten bei St. Pauli platzt“

Für den einen Klub spielte er zwölf Jahre und wurde zur Legende, der andere war seine bislang letzte Station im Profi-Fußball – als Co-Trainer. Klar, dass Fabian Boll mit besonderem Interesse auf das Nordduell des FC St. Pauli gegen Holstein Kiel am Sonntag im Millerntor-Stadion schaut. Der MOPO erzählt die Kiezklub-Legende, was sie über die Vereine denkt, wie sie St. Paulis Tor-Krise bewertet, wer ihr bei den Braun-Weißen besonders gefällt und welche Mannschaft als Sieger vom Platz geht.

Natürlich wird Boll den Fernseher einschalten am Sonntag. Wie viel er dann vom Spiel sehen wird, hängt auch von seinem dreijährigen Sohn ab, der den Papa ganz schön auf Trab hält – manchmal auch Galopp. „Ich bin mal gespannt“, sagt der 44-Jährige vor dem Nordduell im Gespräch mit der MOPO. Auch wenn er mittlerweile etwas „emotionalen Abstand“ gewonnen habe, so verfolgt Boll die Zweite Liga nach wie vor sehr interessiert und „allen voran natürlich die Spiele von St. Pauli und auch Kiel, wo ich jeweils eine schöne Zeit hatte“. Bei Holstein war Boll von 2019 bis Sommer 2022 Co-Trainer – sein bis dato letzter Job im Fußball.

Boll glaubt an „flottes Spiel“ zwischen St. Pauli und Kiel

„Das wird ein flottes Spiel“, prognostiziert „Boller“, der von 2002 bis zu seinem Karriereende 2014 stolze 273 Partien für die Kiezkicker bestritten und 30 Tore geschossen hat. „Bei den letzten Duellen war ja fix was los.“ Im Mai hatte St. Pauli in einem irren Kick mit 4:3 in Kiel gewonnen.

Vier Tore in einem Spiel. In dieser Saison haben die „Boys in Brown“ in fünf Spielen gerade einmal drei Treffer zustande gebracht. „Das ist natürlich viel zu wenig“, sagt Boll, „vor allem für den Aufwand, den sie in jedem Spiel betreiben. Spielerisch ist St. Pauli oberstes Regal in der Liga.“ Dennoch hat der Kiezklub nach fünf Spielen nur sieben Punkte auf dem Konto, ist Tabellenneunter. „Ich denke, sie haben sich mehr erhofft nach der überragenden Rückrunde und auch der starken Saisonvorbereitung.“

Boll sieht einen starken Kontrast beim Vergleich seiner Ex-Klubs und deren Saisonstarts: „Bei Holstein passen die Ergebnisse.“ Kiel hat neun Tore erzielt, zwölf Punkte, ist Zweiter. „Spielerisch hat mich das noch nicht so überzeugt, aber die sind effizient und haben auch das nötige Spielglück. Bei St. Pauli ist es anders herum.“

Boll: „Mein Bauch sagt, dass der Knoten bei St. Pauli platzt“

Und am Sonntag, im direkten Duell? „Mein Bauch sagt mir, dass der Knoten bei St. Pauli platzt“, verkündet Boll. „Irgendwie habe ich im Gefühl, dass die ihr erstes Tor am Millerntor in dieser Saison schießen – und nicht nur eins.“ Die St. Pauli-Fans wären aus dem Häuschen, wenn sich die Prophezeiung vom einstigen „Fußball-Gott“ erfüllt.

St. Paulis derzeit gefährlichster Offensivspieler und bester Torschütze ist Elias Saad (zwei Saisontreffer). Ein Kiezkicker, der es Boll ganz besonders angetan hat. „Ich bin ein großer Fan von Saad. Es ist Wahnsinn, wie der sich entwickelt hat in so kurzer Zeit“, sagt Boll über den 23-Jährigen, der im Winter von Viertligist Eintracht Norderstedt zu St. Pauli gewechselt war und voll durchgestartet ist. „Der Junge ist ’ne Granate. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Er spielt mit viel Intuition, macht auch mal was Überraschendes. Ich hoffe, dass er sich das bewahrt.“

Fabian Boll hatte Elias Saad schon lange im Blick

Boll hat Saad schon lange auf dem Schirm. „Ich wollte ihn 2019 zu Vicky holen“, erzählt der frühere Mittelfeldmann, der zu der Zeit Co-Trainer beim Hamburger Oberligisten SC Victoria war. Doch Saad entschied sich anders, wechselte zu Barmbek-Uhlenhorst – und auch Boll veränderte sich, wurde im Sommer 2019 Co-Trainer bei Holstein Kiel.

Doch die Geschichte ging weiter. Auch in seiner Kieler Zeit behielt Boll das Talent im Blick. Mehr noch. „Ich habe Saad später auch in Kiel empfohlen, als Kandidaten für die U23, der dann für die Profis aufgebaut wird“, verrät Boll, „aber als das konkret wurde, war es zu spät.“ Und der Kiezklub hatte schon zugeschlagen. „Bei allem Respekt vor Holstein: St. Pauli ist eine ganz andere Nummer“, so Boll. „Im Nachhinein muss man sagen: Glückwunsch, der Junge hat es richtig gemacht.“ Und St. Pauli auch.

Gleiches könnte Boll auch über Innenverteidiger Hauke Wahl sagen, der im Sommer nach fünf Jahren in Kiel zu St. Pauli gewechselt ist. Eine „Topverpflichtung“, findet Boll. Beide kennen, schätzen und mögen sich aus den gemeinsamen drei Jahren bei Holstein und sind in Kontakt geblieben.

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„Sehr gespannt“ ist Boll dagegen auf Simon Zoller, den derzeit noch angeschlagenen Last-Minute-Stürmer. „Zoller ist natürlich ein Name. Wenn der hier funktioniert und die Dinger vorne reinmacht, dann kann das richtig nach vorne losgehen. Das würde ich St. Pauli wünschen.“

Die eigene Trainerkarriere liegt seit seinem Abschied aus Kiel auf Eis. „Im Moment haben Family und Friends Priorität“, sagt Boll. „Im Sommer gab es einige Anfragen. Natürlich könnte ich mir vorstellen, wieder was zu machen im Fußball, aber das muss passen und mich auch reizen.“ Derzeit genießt er den geregelten Job als Hauptkommissar beim LKA in der City Nord – vor allem freie Wochenenden. „Das grenzt schon an Freizeitstress!“, lacht Boll. „Meine Lebenszufriedenheit ist gerade auf dem Peak.“

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