„Klar in der Birne“: St. Paulis Krisen-Management für die Wende
Anderer Wettbewerb, anderes Resultat? Nach fünf Niederlagen in Serie in der Bundesliga hofft der FC St. Pauli im DFB-Pokal auf ein Erfolgserlebnis, um sich Rückenwind zu holen für den folgenden Kampf um Punkte. In den vergangenen Tagen war bei den Kiezkickern nicht nur harte Trainingsarbeit mit einem klaren Fokus auf die Schwächen angesagt, sondern auch Krisen-Management abseits des Rasens. Es gibt eine Menge Redebedarf bei den Braun-Weißen, die den Abwärtstrend stoppen und die Wende schaffen wollen.
Ein Rezept: „Wir führen viele Einzelgespräche“, sagt Alexander Blessin vor dem Zweitrunden-Duell im Pokal gegen Hoffenheim am Dienstagabend am Millerntor (20.45 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) zu den wichtigsten Maßnahmen der letzten Tage. Es geht gegen jenen Gegner, der nur Tage zuvor an gleicher Stelle das Liga-Duell mit 3:0 gewonnen und St. Pauli einen weiteren Tiefschlag verpasst hatte, dem in der Liga das 0:2 in Frankfurt folgte.
FC St. Pauli: Viele Einzelgespräche und Feedback
Aufbauarbeit ist nötig in diesen Tagen, verbale Rückendeckung, aber auch detaillierte Manöverkritik sowie Handlungsanweisungen. Durch die erst Mitte Oktober erfolgte Verpflichtung von Niklas Lanwehr für das Trainerteam, der für den Bereich Spiel- und Gegneranalyse zuständig ist und den langfristig erkrankten Co-Trainer Thomas Risch ersetzt, gebe es „jetzt auch wieder mehr Zeit für Individualgespräche“, wie Blessin betont. Das hatte der Chefcoach bereits im großen MOPO-Interview Anfang Oktober angekündigt. Die Einzelgespräche werden mit Videoanalyse verbunden. „Ich merke, dass es dann wieder ganz gut von den Jungs aufgenommen wird. Da kommen auch ganz gute Äußerungen von den Spielern, das gefällt mir ungemein.“

Bei der klassischen Trainingsarbeit sei die Mannschaft auch im sportlichen Tief voll auf der Höhe und bei der Sache und „wirkt wie letztes Jahr“, schildert Blessin seinen Eindruck. „Wir wollen uns auf die Sache konzentrieren. Wir wissen, dass wir jedes Spiel an unsere 100 Prozent kommen müssen. Das haben wir nicht geschafft in den letzten Spielen – und darum geht es.“
Kiezkicker „selbstkritisch“, aber noch nicht verunsichert
Die Serie des Misserfolges wiegt schwer. „Natürlich steht diese Zahl von diesen fünf Spielen“, weiß auch Blessin. Gleichzeitig sei trotz des starken Saisonstarts mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien klar gewesen, dass auch schwierige Phasen kommen werden.
Die Mannschaft wirkt noch nicht verunsichert. Die sportliche Führung setzt auf Ruhe, aber packt die Profis auch nicht in Watte, sondern spricht Missstände und Defizite klar an – öffentlich und auch hinter verschlossenen Türen. Bei einer Sache sind sich (noch) alle einig: bloß keinen Aktionismus und Alarmismus.
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„Intern ist vieles klar, wir haben vieles angesprochen“, betont Blessin. „Die Jungs sind sehr selbstkritisch. Wir müssen wieder diese Einheit finden. Die Jungs ziehen weiter mit, sie sind gewillt und klar in der Birne. Deshalb habe ich vollstes Vertrauen, dass wir den Karren aus dem Dreck ziehen. Wir müssen es nüchtern einordnen und die richtigen Schlüsse ziehen.“
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