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Guido Burgstaller & Co. jubeln über den St. Pauli-Heimsieg
  • Das Heim-Gesicht: Beim 4:1 gegen Ingolstadt präsentierten sich Guido Burgstaller & Co. mal wieder in Torlaune. Der vierte Sieg zu Hause.
  • Foto: WITTERS

Darum ist St. Pauli zu Hause viel stärker als auswärts

Besser hätte es gar nicht laufen können für die Kiezkicker am Millerntor im bisherigen Saisonverlauf. Vier Spiele, vier Siege, 12:3 Tore und Rang eins in der Heimtabelle. Das Stadion ist eine energiegeladene Festung, in der sich der FC St. Pauli ausnahmslos von seiner Schokoladenseite zeigt. Es könnte alles so schön sein, geradezu perfekt, wäre da nicht das andere Gesicht.

St. Pauli zwischen den Spieltagen. Das ist auch eine Mannschaft zwischen zwei emotionalen Extremen: Freude und Fern-Weh. Feierlaune nach den Heimsiegen, Frust nach den Auswärtsspielen. Ein Muster im bisherigen Saisonverlauf. Aktuell unbefriedigend, zunehmend besorgniserregend, mittelfristig gefährlich.

FC St. Pauli: Beste Heim-Mannschaft der 2. Liga, aber auswärts ohne Sieg

„Die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen ist einfach zu groß“, bekannte Trainer Timo Schultz unter dem Eindruck des dominanten 4:1-Heimsieges gegen den FC Ingolstadt, der im starken Kontrast zum 0:1 in Hannover eine Woche zuvor stand. „Das sehe ich auch. Aber da werden wir Lösungen finden.“

St. Pauli muss Lösungen finden, denn wie es ist, kann es nicht bleiben. In der Fremde haben die Kiezkicker aus drei Spielen nur einen mickrigen Punkt geholt, beim 0:0 in Aue. In der Auswärtstabelle ist der FC St. Pauli Vorletzter bei einem Torverhältnis von 1:4. Schlechter ist nur noch Darmstadt mit einem Punkt und 3:7 Treffern. Ein Tor in 270 Minuten – für eine offensiv ausgerichtete, angriffslustige und torhungrige Mannschaft wie den FC St. Pauli ist diese Ausbeute geradezu kläglich.

So deutlich wie am Sonntag hat Schultz das Problem bislang noch nicht benannt. Im Vorfeld der Niederlage in Hannover hatte er noch gesagt, dass er „die Schere zwischen Heim- und Auswärtsspielen nicht so groß“ sehe. Die schlechteste Saisonleistung bei 96 und die darauffolgende beeindruckende und mitreißende Darbietung gegen Ingolstadt haben die Sichtweise verändert. Mittlerweile ist besagte Schere „zu groß“.

St. Pauli-Trainer Timo Schultz: Diskrepanz ist „zu groß“

Es ist nicht so, dass der FC St. Pauli in fremden Stadien nicht wiederzuerkennen wäre oder gar desolat auftritt. „Wir haben auswärts nicht jedes Spiel schlecht gespielt“, merkt Schultz zu Recht an. Bei der Nullnummer in Aue war seine Mannschaft besser, beim 1:3 in Paderborn hatte St. Pauli nach der frühen Roten Karte für Philipp Ziereis 80 Minuten in Unterzahl gespielt.

Dennoch: In keinem der Auswärtsspiele erreichten die Kiezkicker die Qualität und Intensität ihrer Heim-Auftritte. Das mag in hohem Maße an der Unterstützung am Millerntor liegen, an den Fans, die Schultz als „Faktor“ oder auch „Trumpf“ lobt. Als Erklärung ist das jedoch unzureichend.

Es ist die Summe der Defizite, die St. Pauli auswärts bislang nicht auf Topniveau performen lässt. Sei es Laufbereitschaft, Aggressivität, Spielfreude, Chancenverwertung, Präzision und Konzentration, Vehemenz, Wucht oder auch der letzte Wille, ein Tor erzielen oder gar erzwingen zu wollen. Die Mängel mögen sich hier und da nur im einstelligen Prozentbereich bewegt haben, aber die sind in einer engen Liga ausschlaggebend und damit entscheidend. Nur ein bisschen weniger ist zu wenig, um zu gewinnen.

Timo Schultz: St. Pauli leidet unter mangelnder Effektivität

„Unsere Effektivität bleibt ein Thema“, monierte Schultz nach dem Sieg gegen Ingolstadt, der höher hätte ausfallen können, sogar müssen. Auswärts bekommt man in der Regel nicht so viele Chancen, muss diese deshalb umso konsequenter nutzen.

Nicht der eine Punkt aus den drei Auswärtsspielen ist das Schlimmste, sondern der eine Treffer. Mit nur einem Tor in jedem der drei Spiele hätte St. Pauli vier Punkte mehr auf dem Konto, wäre in der Heimtabelle im Mittelfeld und im richtigen Ranking klarer Spitzenreiter.

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Konjunktiv, klar. Theorie, zugegeben. Aber: Ein Tor auswärts ist von einer Offensive, die im eigenen Stadion im Schnitt drei Treffer pro Partie erzielt, nicht zu viel verlangt. An spielerischer Qualität und geeignetem Personal mangelt es nicht.

Zum vierten Mal in dieser Saison holen die Kiezkicker nun Anlauf, um endlich den ersten Auswärtssieg zu landen. Im Karlsruher Wildpark soll am Samstag der Bann gebrochen werden. Es wäre gut für das Punktekonto. Aber noch wichtiger für die Köpfe der Kiezkicker.

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