St. Pauli feiert Philipp Treu
  • Kollektiver Jubel: Ganz St. Pauli feiert den Siegtreffer durch Philipp Treu.
  • Foto: WITTERS

„Geist vom Millerntor“: Erst Pfiffe für St. Pauli, dann der Last-Minute-Jubel!

Am Ende kann das, was sich beim 2:1-Sieg des FC St. Pauli gegen den Karlsruher SC auf den Rängen ereignete, gewissermaßen sinnbildlich für die 90 Minuten auf dem Platz gesehen werden: Bis weit in die zweite Halbzeit hinein tat sich St. Pauli extrem schwer, erntete stellenweise sogar Pfiffe der 29.125 Zuschauenden. In der Schlussphase machte der Anhang dann aber mächtig Alarm – und peitschte die Mannschaft so zu einem letztlich verdienten Heimsieg.

Ähnlich wie der SC Paderborn in der Vorwoche präsentierte sich auch der KSC gegen den Ball weitgehend abwartend, setzte stattdessen auf ein sehr kompaktes Zentrum und hatte damit lange Erfolg. Während die Kiezkicker in der ersten Hälfte zwar mehr vom Spiel hatten, aber kaum gefährlich in des Gegners Sechzehner vordrangen, wurde Karlsruhe bei seinen seltenen Vorstößen gleich richtig gefährlich: Einmal scheiterte Fabian Schleusener an Nikola Vasilj (8.), einmal stand Igor Matanovic am Fünfmeterraum goldrichtig – und schloss trocken unter die Latte zum 0:1 ab (43.). Ausgerechnet der Ex-Kiezkicker, der über die Hälfte seines Lebens in braun und weiß kickte.

FC St. Pauli tut sich schwer gegen gut stehenden Karlsruher SC

Bis dahin war es sicherlich kein enttäuschender, aber eben ein wenig durchschlagskräftiger Auftritt des Kiezklubs, an dem nach Meinung von St. Pauli-Coach Fabian Hürzeler beide Teams ihren Anteil hatten. So habe der KSC seine Mannschaft zwar „vor maximale Aufgaben gestellt“, seine Mannen seien aber eben auch „unsauber, im Kopf nicht schnell genug und extrem behäbig“ gewesen.

Das sollte sich in der zweiten Hälfte ändern, Hürzeler setzte auf eine Systemumstellung und Elias Saad, der zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, zur Pause aber für Oladapo Afolayan ins Spiel kam und ordentlich Schwung reinbrachte. Umstellungen, die kurz gewirkt hätten, dann aber sei es „wild“ geworden, bemängelte Hürzeler. Es begann, unruhig zu werden auf den Rängen. Ließ sich St. Pauli im Aufbauspiel Zeit, waren von den Rängen sogar vereinzelt Pfiffe zu vernehmen.

Simon Zoller, Danel Sinani und Johannes Eggestein (v.l.) bejubeln das zwischenzeitliche 1:1. WITTERS
St. Pauli jubelt am Millerntor
Simon Zoller, Danel Sinani und Johannes Eggestein (v.l.) bejubeln das zwischenzeitliche 1:1.

Johannes Eggestein gleicht aus, Philipp Treu mit dem Lucky Punch

Zur Schlussphase brachte Hürzeler die Offensivkräfte Danel Sinani und Simon Zoller für die Außenverteidiger Lars Ritzka (66.), ging mit dieser Maßnahme All-in – und erntete den Lohn. Wenngleich es dafür einer herausragenden Einzelaktion bedurfte: Johannes Eggestein, lange Zeit im Stafraum quasi beschäftigungslos, pflückte eine Flanke von Connor Metcalfe im Sechzehner technisch fein herunter, kann sich unter freundlichem Geleitschutz zweier Karlsruher Verteidiger drehen und schließt ab – 1:1 (80.).

Lob von Hürzeler: „Mannschaft hat immer daran geglaubt“

Ein Treffer, der alle am Millerntor aufweckte, die Mannschaft – und den Anhang: „Die Fans haben gemerkt, dass wir den Push brauchten. Das hat nochmal die letzten Kräfte rausgeholt“, lobte Marcel Hartel. Kräfte, mit denen St. Pauli die Schlagzahl mehr und mehr erhöhte, bis zur erlösenden 93. Minute. Eine Ecke köpfte KSC-Verteidiger Marcel Franke direkt auf den Spann des kurz zuvor eingewechselten Philipp Treu, der den Ball aus gut 14 Metern mit vollem Risiko in den rechten Giebel jagte.

Ekstase am Millerntor, Trainer, Mitspieler, Ersatzleute, sie alle rannten zur Eckfahne und begruben den Torschützen unter sich. Der Dreier war besiegelt, St. Pauli wieder Tabellenführer.

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„Die Mannschaft hat immer daran geglaubt, auch wenn sie in Rückstand war. Das spricht für den Charakter der Jungs“, lobte Hürzeler. Kapitän Jackson Irvine stimmte mit ein: „Ich glaube jeden Tag und jede Sekunde an dieses Team.“ Ebenso wie die Zuschauenden. „Das“, schwärmte Abwehrmann Hauke Wahl, „war der Geist vom Millerntor.“

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