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Eine S-Bahn fährt aus dem Hamburger Hauptbahnhof aus.
  • Zum 1. Mai soll das Deutschlandticket starten. Es soll den Zugverkehr einfacher machen – ist aber ganz schön kompliziert. (Symbolbild)
  • Foto: dpa / Daniel Bockwoldt

Zusatzregeln und Rabatte: So kompliziert ist das 49-Euro-Ticket

Das neue Deutschlandticket sollte eigentlich so einfach werden wie das 9-Euro-Ticket. Doch schon vor den finalen Beschlüssen ist klar: Das wird es nicht. Und das beginnt schon beim Preis: Nicht für jeden wird das sogenannte 49-Euro-Ticket 49 Euro kosten.

Für viele Schüler:innen, Studierende, Auszubildende und Senior:innen wird das geplante Deutschlandticket weniger als 49 Euro kosten – allerdings nur, wenn sie in bestimmten Bundesländern leben. Denn einige, aber nicht alle Länder planen, das Ticket für bestimmte Personengruppen günstiger anzubieten und die Differenz aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Das geht aus einer Umfrage unter den Landesverkehrsministerien und einigen Verkehrsverbünden hervor.

Deutschlandticket: Alle paar Kilometer neue Regeln?

Ein Flickenteppich droht vor allem bei Mitnahmeregelungen. Eigentlich sieht das Deutschlandticket keine Mitnahme von anderen Personen, Tieren oder Fahrrädern vor – in einigen Regionen werden die Verkehrsverbünde das aber erlauben oder spezielle Zusatzfahrscheine anbieten, die dann nur dort gelten. In Deutschland gibt es sehr viel mehr Verkehrsverbünde als Bundesländer – es könnten also alle paar Kilometer andere Regeln gelten. Selbst die Bindung des Tickets an jeweils eine Person könnte regional aufgehoben werden.

Das bundesweit gültige Deutschlandticket soll nach einer Verständigung von Bund und Ländern am 1. Mai starten. Das Ticket wird nur digital als Handyticket oder als Chipkarte ausgegeben. In seiner Ursprungsform ist das Ticket nicht übertragbar, ermöglicht keine Mitnahme von anderen Personen, Fahrrädern oder Tieren und kostet zunächst 49 Euro pro Monat.

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Bayern wird nach Angaben des Verkehrsministeriums eine vergünstigte Version des Deutschlandtickets für Studierende und Auszubildende im Freistaat für 29 Euro anbieten. Ähnlich geht Niedersachsen vor: Die dortige Landesregierung erwägt, ein geplantes landesweites 29-Euro-Ticket für Schüler:innen, Azubis und Freiwilligendienstler:innen als vergünstigtes Deutschlandticket einzuführen, also mit bundesweiter Gültigkeit. Auch in Mecklenburg-Vorpommern denkt die Landesregierung über einen ermäßigten Preis für Auszubildende und Senior:innen nach.

Bereits im Januar kündigte das Saarland ein Junge-Leute-Ticket für Schülerinnen und Schüler, Azubis und Freiwilligendienstleistende mit Wohnsitz im Saarland an, welches 30,40 Euro kosten soll. Die Differenz von 18,60 Euro will das Land übernehmen. In Baden-Württemberg gibt es seit dem 1. März ein Jugendticket für 365 Euro im Jahr. Eine Kopplung mit dem Deutschlandticket sei zwar denkbar, aber derzeit gebe es noch zu viele ungeklärte Faktoren, hieß es aus dem Verkehrsministerium in Stuttgart.

Rabatte in Bayern, Niedersachsen und im Saarland geplant

Andere Landesregierungen erwägen, als Reaktion auf das Deutschlandticket günstigere Angebote zu entwickeln, die dann aber nur landesweit gültig sind. So deutete sich zuletzt in Berlin an, dass das 29-Euro-Ticket für den Innenstadtbereich auch über das bisherige Enddatum 30. April hinaus erhalten bleibt. In der Hauptstadt verhandeln CDU und SPD derzeit über ein neues Bündnis.

Hessen plant ein vergünstigtes, landesweites Nahverkehrsticket für Geringverdienende. Der „Hessenpass Mobil“ für 31 Euro im Monat soll für alle Menschen gelten, die Anspruch auf Bürgergeld, Wohngeld Plus oder Sozialhilfe haben. Derzeit laufen die Gespräche mit den Verkehrsverbünden und Kommunen, wie ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Wiesbaden mitteilte.

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Gemeinsam zwischen dem Bund und allen Ländern vereinbart wurde das Deutschlandticket als Jobticket: Wenn Arbeitgeber:innen ihren Beschäftigten einen Zuschuss von mindestens 25 Prozent auf das 49-Euro-Ticket gewähren, können bis zum 31. Dezember 2024 zusätzlich fünf Prozent Übergangsabschlag gewährt werden. Das Ticket kostet dann also nur noch 34,30 Euro.

Unübersichtlich wird die Lage bei den Mitnahmeregelungen. Bereits absehbar ist, dass sich hier ein sehr bunter Mix aus Regeln entwickeln wird. In einigen Ländern wird zum Beispiel die Hundemitnahme mit dem Deutschlandticket problemlos möglich sein (Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg), andernorts wird derzeit über passende Zusatzfahrscheine zum Deutschlandticket entschieden.

Zahlreiche Ideen für Mitnahmeregelungen und Upgrades

Beim Verkehrsverbund Oberelbe (Sachsen) ist beispielsweise ein Zusatzticket zur Mitnahme von einem Fahrrad oder Hund und Personen für 10 Euro pro Monat in Planung – gültig dann aber nur in dieser Region. Zudem wird im VVO ein Zusatzticket für den Fernverkehr zwischen Dresden und Riesa in Aussicht gestellt.

Ein Sprecher des Großraum-Verkehr Hannover (GVH) teilte mit, dass es ein Zusatzangebot für monatlich 4,90 Euro geben soll. Damit sollen Inhaber:innen, die von einem bisherigen Monatsticket auf das Deutschlandticket wechseln, die Option zur Mitnahme weiterhin nutzen können. An Wochenenden sowie abends ab 19 Uhr darf ein:e Kund:in einer Monatskarte im GVH eine:n Erwachsene:n und bis zu drei Kinder mitnehmen.

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In seiner ursprünglichen Idee ist das Deutschlandticket, das am 1. Mai starten soll, an eine Person gebunden und nicht übertragbar – doch selbst diese Regel könnte regional aufgeweicht werden. Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) will ein sogenanntes TicketPlus verkaufen, dass neben Mitnahmeregelungen auch die Übertragbarkeit ermöglicht – zumindest im VVS-Bereich.

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