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Erdogan
  • Verfügt über ein gutes Netzwerk in Deutschland: der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan.
  • Foto: picture alliance/dpa/Pool Reuters/AP | Yves Herman

So verbreiten Erdogans Schergen Angst in Deutschland

In Deutschland leben Tausende türkische Oppositionelle. Die wenigsten können in ihr Heimatland zurück, ihnen droht die sofortige Verhaftung. Doch das Regime von Recep Tayyip Erdogan versucht auch in Deutschland mit fast allen Mitteln, Kritiker mundtot zu machen. Nun wurde ein türkischer Journalist in Berlin attackiert.

Der regierungskritische türkische Reporter Erk Acarer wurde in Innenhof seines Berliner Hauses von drei Männern angegriffen. Sie prügelten auf ihn ein, zückten ein Messer und brüllten: „Du wirst nicht schreiben“. Erst als Augenzeugen sich nährten, ließen sie von dem 42-Jährigen ab, schilderte das Opfer die Tat.

Erk Acarer verdächtigt türkische Faschisten

„Ich kenne die Täter. Ich werde niemals vor dem Faschismus kapitulieren“, sagte Acarer später in einem Video, in dem sein verbeultes Gesicht gut zu erkennen ist. Acarer hält Anhänger von Erdogans islamistischer AKP und deren Koalitionspartner, der nationalistischen MHP, für die Täter.

Der Reporter und seine Familie stehen – wie viele andere Erdogan-Kritiker hierzulande – unter Polizeischutz. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Anlass des Angriffs könnten Enthüllungen Acarers über den Tod eines türkischen Geheimdienstlers im Bürgerkriegsland Libyen sein. Außerdem recherchiert der Journalist regelmäßig zu den Enthüllungen des türkischen Mafia-Paten Sedat Peker, der Erdogan innenpolitisch schwer in Bedrängnis bringt.

Can Dündar: „Eine direkte Botschaft Erdogans“

Der ebenfalls im deutschen Exil lebende türkische Journalist Can Dündar wertete den Angriff auf Acarer als „direkte Botschaft“ Erdogans, der damit deutlich machen wolle, dass die Türkei „einen regimekritischen Journalisten sogar in Berlin angreifen“ könne.

Tatsächlich versucht Erdogan mit allen Mitteln auch in Deutschland Einfluss zu nehmen. So wurde der „Welt“-Journalist Deniz Yücel nun erneut in der Türkei angeklagt, weil er in einem – nur auf Deutsch erschienenen Artikel – Erdogan einen „Putschisten“ nannte und vom „Völkermord an den Armeniern“ sprach. Gyde Jensen (FDP), Vorsitzender im Menschenrechtsausschuss des Bundestags, sprach mit Blick auf den Prozess von einem „unverhohlenen Angriff Erdogans auf die Meinungsfreiheit in Deutschland“.

Der Journalist Denz Yücel ist in der Türkei erneut angeklagt worden – für einen Artikel, der nur auf Deutsch erschienen ist. picture alliance/dpa | Annette Riedl
Deniz Yücel
Der Journalist Denz Yücel ist in der Türkei erneut angeklagt worden – für einen Artikel, der nur auf Deutsch erschienen ist.

Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass Erdogans Netzwerke in Deutschland weit reichen. Auch deshalb wird der türkische Geheimdienst im Verfassungsschutzbericht offiziell als Beobachtungsobjekt geführt. Auch den umstrittenen türkischen Moscheeverein Ditib hatten die Geheimdienstler bereits im Visier.

Sevim Dağdelen: „Türkische Faschos fühlen sich hier pudelwohl“

Die Linke-Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen forderte die Bundesregierung nach dem Angriff auf Acarer dazu auf, Erdogans Netzwerke in Deutschland zu zerschlagen. Sie seien eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit.

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Auch Cem Özdemir (Grüne) kritisiert die Untätigkeit der Regierung Merkel: „Türkische Faschos fühlen sich hierzulande pudelwohl“, sagte er der „taz“. Özdemir fordert schon lange ein Verbot der rechtsradikalen, türkischen „Grauen Wölfe“ in Deutschland. Ein solches Verbot gibt es bisher nur in Frankreich.

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