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Wie bedient man einen russischen Panzer? Diese Ukrainerin erklärt es ihren Landsleuten auf Tiktok.
  • Wie bedient man einen russischen Panzer? Diese Ukrainerin erklärt es ihren Landsleuten auf Tiktok.
  • Foto: twitter.com/AsaadHannaa

Panzer-Tiktoks und Internet-Guerilla: Wie ganz normale Ukrainer ihr Land verteidigen

Auf dem Papier ist die Lage eindeutig: In Sachen Ausrüstung und Mannstärke ist die russische Armee den ukrainischen Soldaten haushoch überlegen. Dennoch rücken die Invasoren nicht so schnell vor, wie man es im Kreml erwartet hätte. Das liegt nicht zuletzt auch an ganz normalen Ukrainerinnen und Ukrainern, die alles tun, um ihre Streitkräfte zu unterstützen.

Sie sind Schauspieler, Künstler, Software-Spezialisten, Manager: Im ganzen Land haben zehntausende Ukrainer in den vergangenen Tagen teils stundenlang an den offiziellen Regierungsstellen Schlange gestanden, um sich freiwillig für den Verteidigungsdienst zu melden. „Die Eindringlinge wollen mein ganzes Land besetzen und alles zerstören, das ich liebe“, schilderte ein junger Programmierer in Kiew jüngst gegenüber Reportern der „New York Times“. „Ich bin nur ein ganz normaler Zivilist und habe mit Krieg oder ähnlichen Sachen nichts zu tun. Aber ich habe keine wirkliche Wahl, denn das hier ist meine Heimat“.

Die Freiwilligen erhalten von ukrainischen Streitkräften eine kurze Einweisung und eine Waffe – wenn es denn noch welche gibt. Reporter des US-Senders CNN berichteten am Montag, an einigen Ausgabestellen stünden mittlerweile mehr Freiwillige als Equipment vorhanden sei.

„Wir wollen euren ‚Frieden‘ nicht! Wir hatten Frieden bis zu eurer Ankunft!“

Wer keine Waffe abbekommen hat, schreckt oft trotzdem nicht davor zurück, auf die Straße zu gehen. Im ganzen Land stellen sich Ukrainerinnen und Ukrainer – wohl mit dem Mute der Verzweiflung – gänzlich unbewaffnet den russischen Angreifern in den Weg.

Videoaufnahmen aus Berdyansk im Südosten des Landes zeigen zum Beispiel, wie die russische Armee, die die Stadt weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht haben sollen, nach ihrem Einmarsch von den Einwohner:innen „begrüßt“ wurde. „Geht heim, geht heim“, rufen die aufgebrachten Bürgerinnen und Bürger den Invasoren entgegen.

Ein weiteres Video zeigt, wie eine Frau in Berdyansk die russischen Soldaten beschimpft. Die ukrainische Nachrichtenseite „Euromaidan Press“ hat ihre Aussagen übersetzt: „Ihr seid auf fremdem Territorium! Geht weg von mir, wir wollen euren ‚Frieden‘ nicht! Wir hatten Frieden bis zu eurer Ankunft!“

Ukrainerin googelt, wie man Molotow-Cocktails baut

Wessen Stadt noch nicht eingenommen wurde, versucht sich weiter, mit allen Mitteln zu verteidigen. So berichtet CNN-Reporterin Clarissa Ward von einer älteren ukrainischen Dame, die versucht, ihr Zuhause mit selbstgebauten Molotow-Cocktails zu schützen.

„Lasst diese russischen Scheiße hierher kommen“, so die Frau in dem Video. „Wir sind bereit, sie zu begrüßen.“ Auf die Frage, wo sie denn gelernt habe, solche Molotow-Cocktails zu bauen, antwortet die Ukrainerin: „Ich habe es gegoogelt.“

Auf Tiktok kann man lernen, einen Panzer zu fahren

Überhaupt bringen sich die Ukrainerinnen und Ukrainer derzeit sehr viel selbst bei. So berichtet etwa der Journalist Asaad Hanna, dass auf der Social Media-Plattform Tiktok, normalerweise bekannt für lustige Gesangs-Videos, mittlerweile auch praktische Anleitungen für Ukrainer im Krieg geteilt werden.

Ein Clip soll zeigen, wie eine junge Frau ihren Landsleuten die Bedienung von russischen Panzern erklärt. Wenn diese aufgegeben oder erbeutet würden, könne man sie so übernehmen.

Anonymous ruft zu Internet-Guerilla auf

Im Netz kursiert derzeit außerdem ein großangelegter Aufruf, der unter anderem vom Hacker-Kollektiv Anonymous verbreitet wird. Demnach sollen Nutzerinnen und Nutzer – nicht nur ukrainische – in einer Art Internet-Guerilla-Aktion dafür sorgen, dass Nachrichten über den Krieg die russische Bevölkerung erreichen. Diese erfährt nämlich bislang aufgrund von Kreml-gesteuerter Propaganda kaum etwas aus dem Krisengebiet.

„Öffnen Sie Google Maps. Schwenken Sie auf Russland. Finden Sie ein Restaurant oder Geschäft und schreiben Sie eine Bewertung. Wenn Sie die Bewertung schreiben, erklären Sie, was in der Ukraine passiert“, heißt es in dem Aufruf, der unter anderem auf Twitter geteilt wird.

Dazu haben die Hacker zusammen mit russischsprachigen Menschen sogar einen Vorlage-Text entworfen. Darin heißt es: „Das Essen war großartig! Leider hat Putin uns den Appetit verdorben, indem er in die Ukraine einmarschiert ist. Treten Sie Ihrem Diktator entgegen, hören Sie auf, unschuldige Menschen zu töten! Ihre Regierung lügt Sie an. Stehen Sie auf!“

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