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Das von der Pressestelle des Asow-Regiments der ukrainischen Nationalgarde zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen im Gesicht verwundeten ukrainischen Soldaten, der im Stahlwerk Azovstal steht. Die letzten ukrainischen Kämpfer dort berichten über schweren Beschuss durch russische Truppen.
  • Ein Kämpfer des umstrittenen Asow-Regiments im Inneren des Stahlwerks
  • Foto: picture alliance/dpa/Azov Special Forces Regiment of the Ukrainian National Guard Press Office | Dmytro \'orest\' Kozatskyi

Mariupol: Wie geht es weiter mit den Stahlwerk-Kämpfern?

Mehrere Hundert ukrainische Kämpfer aus dem seit Wochen belagerten Asow-Stahlwerk ergaben sich der russischen Armee. Einige Hundert sollen weiter in der Fabrik ausharren. Bei beiden Gruppen ist unklar: Was wird mit den Kämpfern passieren? Die Ukraine möchte ihr Leben retten, einige russische Vertreter fordern ihren Tod.

Asow-Stahl wurde über die Wochen zum Symbol. Für beide Seiten. Die Ukraine inszenierte den Widerstand in dem belagerten Fabrikgelände als Zeichen des Widerstandes des gesamten Landes gegen den russischen Angriffskrieg. Und der Kreml sieht in der Belagerung die Essenz des Kampfes gegen den Faschismus. Mit diesem angeblichen Kampf versucht er, den  Angriff auf die Ukraine international zu rechtfertigen.

Meiste Stahlwerk-Kämpfer gehören dem Asow-Regiment an

Tatsächlich rekrutiert sich das Gros der kämpfenden Ukrainer vor Ort aus dem umstrittenen Asow-Regiment. Das wurde 2014 von dem bekannten Rechtsradikalen Andrij Bilezkyj gegründet, unterhält bis heute Kontakte zu seiner rechtsradikalen Partei National Corps. Wie stark das Regiment bis heute mit Rechtsradikalen durchzogen ist, ist umstritten. Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk ist Fan der Einheit. Verehrt aber ebenfalls den Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera.

Klar ist: Die russische Propaganda, dass der gesamte ukrainische Staat ein „Nazi-Staat“ sei, ist hanebüchen. Ganz abgesehen von rechtsradikalen Söldnern in den eigenen Reihen. Bei den Asow-Kämpfern aber scheint die Verbindung ins rechtsradikale Milieu zum Knackpunkt zu werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte: Man wolle die Kämpfer in russischer Gefangenschaft retten, indem man einen Gefangenen-Austausch organisiert. Und auch die Verbliebenen im Stahlwerk sollen noch gerettet werden – irgendwie.

Kreml und Duma sperren sich gegen Gefangenen-Tausch

Das mit dem Gefangenen-Tausch könnte schwierig werden. Der Sprecher des russischen Parlaments, Wjatscheslaw Wolodin, sagte nun: „Nazi-Verbrecher sollten nicht ausgetauscht werden“, stattdessen gehörten sie vor ein Kriegsgericht. Dies fordern Kreml-Vertreter seit Wochen, erinnern an die Nürnberger Prozesse, in denen Verantwortliche des Hitler-Regimes einst zur Rechenschaft gezogen wurden.


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Leonid Sluzkij, Chef der liberaldemokratischen Partei, will gar das Moratorium für die Todesstrafe aufheben. Die gefangenen ukrainischen Kämpfer könnte dann die absolute Höchststrafe ereilen. Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat zudem das Oberste Gericht dazu aufgefordert, das Asow-Regiment als Terrorgruppe einzustufen.

Rotes Kreuz und UNO halfen beim Verhandeln

Dabei hatte es zunächst nach verhältnismäßig kooperativen Verhandlungen ausgesehen. Zunächst hatten die Marinesoldaten und Asow-Kämpfer um freies Geleit gebeten. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und Vertreter der UNO fungierten dann offenbar als Mittler. Gut 260 Kämpfer, darunter rund 50 Verletzte, begaben sich am Dienstag in russische Gefangenschaft, wurden in eine nahe Klinik auf prorussischem Gebiet gebracht.

Der Kreml sprach gestern sogar von mittlerweile 959 Ukrainern, die sich in Mariupol ergeben hätten, darunter 80 Verletzte. Allein 700 hätten sich in den vergangenen 24 Stunden ergeben. Die Ukraine bestätigte diese Zahlen zunächst nicht.

Lesen Sie auch: Nach Evakuierung: Selenskyj will restliche Kämpfer aus Asow-Stahlwerk retten

Wie viele Kämpfer sich derzeit  noch auf dem Werksgelände aufhalten, ist unklar. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge sollen es vor Beginn der Evakuierungsmission zwischen 1000 und 2500 gewesen sein. Die letzten Zivilisten waren bereits vor rund eineinhalb Wochen in Sicherheit gebracht worden.

Präsident Selenkyj betonte, man wolle „unsere Jungs nach Hause bringen“.

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