„Dschihad“-Rufe und Nazi-Symbole: Sie kämpfen um Mariupol
Knapp 450.000 Menschen lebten in Mariupol. 5000 von ihnen sollen gestorben sein, Tausende sind geflohen. Großteile der Stadt sind zerstört. Auf ukrainischer Seite kämpft vor Ort unter anderem das berüchtigte Regiment Asow, auf russischer Seite sollen mittlerweile die Gruppe Wagner und die tschetschenischen Kadyrowzy beteiligt sein. Wer sind diese Truppen?
Seit Wochen ist die ostukrainische Hafenstadt belagert. Mehr als 80 Prozent der Gebäude sollen nach ukrainischen Angaben zerstört sein, auch vor Schulen, Kulturstätten und einer Geburtsklinik machten die russischen Streitmächte nicht Halt. Der Kreml indes bestreitet, zivile Ziele anzugreifen. Von den Verstorbenen sollen laut Bürgermeister Wadym Bojtschenko allein 2187 Zivilist:innen sein. Rund 160.000 Menschen seien noch in der Stadt, die meisten ohne Strom, Wasser, Heizung. Rund 290.000 seien evakuiert worden. Auch für gestern wurden wieder Fluchtkorridore vereinbart.
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Knapp 450.000 Menschen lebten in Mariupol. 5000 von ihnen sollen gestorben sein, Tausende sind geflohen. Großteile der Stadt sind zerstört. Auf ukrainischer Seite kämpft vor Ort unter anderem das berüchtigte Regiment Asow, auf russischer Seite sollen mittlerweile die Gruppe Wagner und die tschetschenischen Kadyrowzy beteiligt sein. Wer sind diese Truppen?
Seit Wochen ist die ostukrainische Hafenstadt belagert. Mehr als 80 Prozent der Gebäude sollen nach ukrainischen Angaben zerstört sein, auch vor Schulen, Kulturstätten und einer Geburtsklinik machten die russischen Streitmächte nicht Halt. Der Kreml indes bestreitet, zivile Ziele anzugreifen. Von den Verstorbenen sollen laut Bürgermeister Wadym Bojtschenko allein 2187 Zivilist:innen sein. Rund 160.000 Menschen seien noch in der Stadt, die meisten ohne Strom, Wasser, Heizung. Rund 290.000 seien evakuiert worden. Auch für gestern wurden wieder Fluchtkorridore vereinbart.
Das Asow-Regiment
Immer wieder wird in einem Atemzug mit Mariupol das Asow-Regiment genannt. Der Kreml nennt die Gruppe „faschistisch“. Viele Ukrainer:innen feiern die Truppe jedoch für ihre Härte und Kampfkraft. Fakt ist: Mit seinen 2000 bis 3000 Kämpfern ist das Regiment in Mariupol beheimatet. Und verteidigt erbittert die Stadt.
Gegründet wurde der Kampf-Verband kurz nach Beginn des Ostukraine-Konflikts 2014. Mittlerweile ist die Truppe in die ukrainische Nationalgarde integriert, äußert sich aber oft skeptisch über die Führung in Kiew. Laut Andreas Umland vom Stockholm-Zentrum für Osteuropa-Studien habe die Gruppe anfangs einen klaren „rechtsextremen Hintergrund“ gehabt. Mittlerweile aber habe sie sich „entideologisiert“.
Allerdings wird weiter das auch bei der SS verwendete Symbol der Wolfsangel genutzt. Weiterhin gilt die Gruppe als ultranationalistisch. Umland aber schätzt, dass die meisten mittlerweile weniger aus ideologischen Gründen beitreten, sondern weil die Truppe als besonders kampfstark gilt und einen legendären Ruf genießt.
Die Gruppe Wagner
Auch auf russischer Seite kämpfen nationalistische Gruppierungen. Darunter die „Gruppe Wagner“, die als eine Art geheime „Schattenarmee“ Russlands gilt. Laut britischem Verteidigungsministerium sollen Mitglieder derzeit in der Ostukraine aktiv sein. Zudem kursieren Bilder der Truppe, wie sie in Vororten Mariupols vorrücken.
Die bezahlte Söldnertruppe soll 3500 bis 4000 Mann stark sein. Unklar ist, wie viele derzeit in der Ukraine kämpfen. Gründer ist der Nazi-Fan Dmitri Utkin. Seine Schultern zieren Tattoos von SS-Runen und dem Rangabzeichen eines SS-Hauptsturmführers, die Brust der NS-Reichsadler.
Die Kadyrowzy
Die tschetschenische Kampftruppe unter Ramsan Kadyrow soll schon länger im Land weilen, mit dem Auftrag, Präsident Wolodymyr Selenskyi und andere ukrainische Persönlichkeiten wie die Klitschko-Brüder zu töten. Als sie vor Wochen in den Krieg zogen, riefen sie, dass sie in den „Dschihad“ zögen, in den „Heiligen Krieg“ – davon zeugen zumindest Videos.
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Kadyrow ist der vom Kreml geförderte Machthaber Tschetscheniens. Er und seine Kampftruppe gelten als „Bluthunde“ Putins. Laut russischen Angaben wurde er nun zum Generalleutnant befördert und soll nach Mariupol gereist sein, um die Stadt endgültig zu „befreien“. (km/mik)