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Ein Dachdecker deckt ein Walmdach.
  • Ein Dachdecker deckt ein Walmdach. Im Bau-Gewerbe fehlen besonders viele Fachleute.
  • Foto: IMAGO / Arnulf Hettrich

Krasse Zahlen: So viele Handwerker fehlen in Deutschland

Wer derzeit in Haus oder Garten ein Großprojekt plant, der hat die bittere Erfahrung bereits gemacht: In Deutschland fehlen Handwerker und Handwerkerinnen. Aktuelle Zahlen zeigen nun, wie krass das Problem wirklich ist.

Fachleute sind Mangelware: Deutschlands Handwerksbetriebe suchen derzeit eine sechsstellige Zahl von Mitarbeitern. Bei den Arbeitsagenturen sind nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) derzeit 150.000 offene Stellen gemeldet.

Aber: Da nicht alle Betriebe unbesetzte Stellen an die Agenturen melden, geht der Verband von schätzungsweise sogar rund 250.000 fehlenden Handwerkerinnen und Handwerkern aus, wie eine ZDH-Sprecherin berichtete – „Tendenz steigend“. Grundlage sind Rückmeldungen aus den Handwerkskammern.

Die Handwerker werden für die Energiewende in Deutschland gebraucht

Der Personalmangel hemmt nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern gefährdet die politischen Ziele der Bundesregierung, wie nicht nur Handwerksfunktionäre seit Jahren warnen. Ein Beispiel: In Deutschland gibt es etwa 43 Millionen Wohnungen, bis 2040 sollen diese komplett klimaneutral werden. Da ein großer Teil des Gebäudebestands bislang nicht energieeffizient ist, gehen Fachleute von einem jährlichen Umbaubedarf von an die zwei Millionen Wohnungen aus.

„Häuser energieeffizient sanieren, Ladesäulen und Solardächer installieren, Windanlagen aufbauen und warten und vieles mehr“, heißt es beim ZDH. „Das machen Handwerkerinnen und Handwerker, sie sind für all diese Zukunftsaufgaben unverzichtbar.“

Diese Berufsgruppen verzeichnen den größten Handwerker-Mangel

Dementsprechend zählen zu den Gewerken mit dem größten Fachkräftemangel auch mehrere Bauberufe: Laut ZDH sind dies Installateure und Heizungsbauer, Kälteanlagenbauer, Rollladen- und Sonnenschutztechniker, außerdem Elektrotechniker, Elektromaschinenbauer, Augenoptiker, Hörakustiker und Metallbauer.

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Anders als 2020 und 2021 gibt es derzeit kaum Corona-Einschränkungen, daher wollen Handwerker bundesweit die Gelegenheit nutzen, um in einem „Sommer der Berufsbildung“ nach Kräften Nachwuchs zu werben.

Zehntausende Ausbildungsplätze im Handwerk sind unbesetzt

Gut eine Million Handwerksbetriebe mit knapp 5,6 Millionen Mitarbeitern – das sind etwa 12 Prozent aller Erwerbstätigen – sind in Deutschland eingetragen. Weit größere Bedeutung hat das Handwerk noch für die Berufsausbildung. Handwerker bilden etwa 360.000 Lehrlinge aus, laut ZDH sind das 29 Prozent aller Azubis.

Im vergangenen Jahr schlossen die deutschen Handwerker 132.129 neue Lehrverträge ab, 2000 mehr als im ersten Corona-Jahr 2020. Doch rund 18.800 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt. „Aktuell befinden wir uns mit Blick auf die Zahl der Neuverträge in etwa auf Vorjahresniveau, mit Blick auf die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen liegen wir klar über dem Vorjahreswert“, heißt es beim ZDH. Nach Daten der Handwerkskammern waren im Mai noch 33.705 Ausbildungsplätze unbesetzt. Allerdings sei der Ausbildungsmarkt im Moment noch stark in Bewegung.

Krisen treffen das Handwerk hart

Die wirtschaftliche Lage im Handwerk ist laut ZDH aktuell noch recht stabil, aber durch „die multiplen und ineinandergreifenden Krisen“ gefährdet. Denn der Fachkräftemangel ist keineswegs das einzige Problem. So haben in diesem Jahr in einer ZDH-Umfrage 39 Prozent der bayerischen Handwerksbetriebe eine Verdopplung ihrer Energiekosten im Vergleich zu 2021 gemeldet. Experten bezweifeln, dass diese Kostensteigerung vollständig an Kunden weitergegeben werden können.

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Der Materialmangel trifft das Handwerk ebenso wie die Industrie und hat sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs noch verschärft. Die Folge: Bauarbeiten können nicht termingerecht und zum vereinbarten Preis ausgeführt werden. (dpa)

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