E-Fuel: So lief der Geheim-Chat zwischen Lindner und dem Porsche-Chef
Im Jahr 2022 sorgte ein ZDF-Bericht über angebliche Äußerungen des Porsche-Chefs Blume über seinen engen Draht zu Ex-Finanzminister Lindner für Aufsehen. Nun veröffentlichte SMS-Unterhaltungen zwischen Lindner und Blume geben einen tieferen Einblick: Wie viel Kontakt hatten die beiden wirklich?
„Lieber Herr Blume“, „Lieber Herr Lindner“: Es geht um insgesamt zwölf Textnachrichten zwischen dem Ex-Finanzminister und dem heutigen VW-Chef Blume, welche „Abgeordnetenwatch“ freigelegt und nun veröffentlicht hatte. Mit der Veröffentlichung der SMS beginnt eine Zeitreise zurück ins Jahr 2022, als Lindner und Blume mit der „Porsche-Gate-Affäre“ für Schlagzeilen sorgten.
Nachrichtenaustausch zwischen Lindner und Blume veröffentlicht
Blume soll damals bei einer Betriebsversammlung vor Mitarbeitern gesagt haben, dass Porsche „sehr großen Anteil“ daran gehabt habe, dass eine weitere Nutzung von synthetisch hergestellten E-Fuels für Verbrennungsmotoren „in den Koalitionsvertrag miteingeflossen“ sei. Das hatte ein ZDF-Bericht bekanntgemacht. FDP und Porsche beteuerten kurz nach dem Bericht, dass es eine solche Einflussnahme nicht gegeben habe.

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Ein Rückblick: Auf EU-Ebene wurde im Sommer 2022 über ein Ende der Neuzulassungen von Verbrennerautos ab 2035 diskutiert. Als es darum ging, sich innerhalb der Ampel-Koalition auf Deutschlands Position zu einigen, lehnte die FDP ein solches Verbot strikt ab. Die Partei forderte eine Ausnahme für Verbrennerautos, die nur mit E-Fuel betankt werden. Eine solche Ausnahme hatte die Ampel 2021 auch in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten.
Lindner bittet um „argumentative Unterstützung“
Am Tag der EU-Abstimmung, am 28. Juni 2022, wandte sich Lindner dann an Porsche-Chef Blume, wie die veröffentlichten SMS zeigen. So schrieb Lindner um kurz nach 14 Uhr, er habe gerade einen Bericht der Deutschen Presseagentur (dpa) zum „Verbrennerverbot“ gelesen. „Vielleicht wäre auch eine andere Stimme ratsam, die auf das Potenzial von E-Fuels hinweist?“, so die Nachricht weiter. Lindner könne „argumentative Unterstützung gebrauchen“. Blume sicherte dem Ex-Finanzminister daraufhin „volle Unterstützung von Porsche Seite“ zu und bedankte sich für Lindners Einsatz.
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Wenige Stunden später habe Lindner einen Artikel der Deutschen Presseagentur an Blume weitergeleitet. Die Meldung: Die Ampel hat sich dafür ausgesprochen, sich in der EU-Abstimmung für eine Ausnahme für die E-Fuels einzusetzen. Blumes Antwort daraufhin: „Sehr gut! Das ist Klimaschutz ganzheitlich gedacht. Jetzt die Tür für die E-Fuels zu schließen, wäre falsch. Dann würde keiner mehr investieren, auch nicht für die Schiff- und Luftfahrt. Vielen Dank für Ihren Einsatz.“
Porsche: Keine Einflussnahme
Einen Tag später, am 29. Juni, soll Blume dann die angeblichen Äußerungen gemacht haben, die zur „Porsche-Gate-Affäre“ geführt hatten. „Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten“, wurde der Porsche-Chef in der ZDF-Sendung zitiert. Porsche bedauerte damals die Vorfälle: „Im Rahmen einer internen Veranstaltung im Juni ist überspitzt formuliert worden, dafür entschuldigen wir uns“, so ein Sprecher. Eine Einflussnahme habe es nicht gegeben, so der Konzern. (mp)
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