• Foto: Pierre G./ Twitter

Proteste in den USA: Polizisten fahren absichtlich in Demonstrantengruppe

New York –

Auf den Straßen in den USA kehrt keine Ruhe ein: Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd (†46) am vergangenen Montagabend demonstrieren in vielen amerikanischen Städten Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. In New York kam es zu einem gefährlichen Vorfall: Zwei Polizeiautos fuhren plötzlich in eine Menschenmenge.

Zunächst hinderten die Demonstranten in Brooklyn mit einer Absperrung ein Polizeiauto am Weiterfahren und bewarfen es mit diversen Gegenständen. Daraufhin fuhr ein zweiter Polizeiwagen auf die Demonstranten zu, wurde langsamer und drängelte sich schließlich ohne anzuhalten durch die Menschenmenge. Plötzlich setzte sich auch der erste NYPD-Wagen in Bewegung und fuhr direkt in die Menge: Einige Menschen konnten noch ausweichen, andere wurden durch den Aufprall jedoch zu Boden geschleudert.

USA: Polizisten gehen massiv gegen Demonstranten vor

In mehreren US-Städten gingen die Polizisten am langen Wochenende massiv gegen die Demonstranten vor. So zeigte ein Video, das auf Twitter geteilt wurde, wie die Nationalgarde in ein Wohngebiet in Minneapolis einmarschierte – mit Panzern und bewaffnet mit Tränengas und Farbgeschossen. Doch nicht nur hier rückte die Nationalgarde aufgrund der anhaltenden Proteste an: In mindestens 15 der 50 US-Bundesstaaten wurde sie mobilisiert. 

In den vergangenen Tagen und Nächten war es bei Protesten in zahlreichen Städten zur Gewalt gekommen – von New York an der Ostküste bis Los Angeles an der Westküste. Nach Angaben örtlicher Behörden wurden Hunderte Menschen festgenommen. Alleine in Los Angeles meldeten die Sicherheitskräfte am Sonntag rund 400 Festnahmen, in Chicago mehr als 200.

Proteste: 40 US-Städte verhängen Ausgangssperren

Nach „CNN“-Angaben verhängten mindestens 40 Städte in den USA nächtliche Ausgangssperren, darunter auch Washington. Von den Maßnahmen waren demnach insgesamt zehn Millionen Menschen betroffen. Der Gouverneur des Bundesstaats Arizona, Doug Ducey, erließ diese sogar für die gesamte Woche bis zum 8. Juni.

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US-Präsident Trump machte am Sonntag erneut linksradikale Gruppen und die Antifa für die Ausschreitungen in den Städten verantwortlich. Er kündigte an, die Antifa solle als Terrororganisation eingestuft werden. Details ließ er offen. 

Doch nicht nur zwischen der Polizei und den Demonstranten kam es zu gewalttätigen Szenen. So fuhr in Minneapolis ein Tankwagen auf einer Autobahn, die Tausende Demonstranten blockiert hatten, ebenfalls in die Menschenmenge. Der Fahrer sei mittlerweile festgenommen worden, teilten die Behörden mit. Die Hintergründe sind bislang unklar – verletzt wurde aber offenbar niemand.

Sohn von Floyd appelliert an Demonstranten

Nachdem die Proteste auf beiden Seiten immer gewalttätiger wurden, meldete sich nun auch einer der Söhne von George Floyd zu Wort. In einem TV-Interview mit dem „CNN“-Tochtersender „KBTX“ appellierte Quincy Mason Floyd an die Demonstranten, friedlich zu bleiben. Zugleich äußerte er sich bewegt über die große Anteilnahme am Tod seines Vaters: „Jeder kommt und zeigt ihm Liebe. Mein Herz ist sehr berührt von all dem.“

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Auch der Polizeichef von Minneapolis, Medaria Arradondo, bezog nun öffentlich Stellung zu der tödlichen Festnahme. Er entschuldigte sich am Sonntagabend bei den Angehörigen Floyds. „Wenn ich irgendetwas tun könnte, um Herrn Floyd zurückzubringen, würde ich Himmel und Erde bewegen, um es zu tun“, sagte Arradondo bei einem Auftritt an dem Ort, an dem Floyd getötet worden war. Arradondo hatte die vier beteiligten Polizisten entlassen. Einer davon – der über acht Minuten hinweg sein Knie auf Floyds Nacken gedrückt hatte – wird wegen „Mordes dritten Grades“ angeklagt. 

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