Person auf Lastenfahrrad von hinten
  • Für Kinder in der Transportkiste sind Unfälle mit Lastenfahrrädern besonders gefährlich (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance /ABB

Nach Babboe-Desaster: Unfallforscher warnen auch vor anderen Lastenrädern

Nach dem Rahmenbruch-Desaster des Marktführers Babboe mit anschließender Rückrufaktion nun auch das noch: Kinder sind beim Transport auf Lastenfahrrädern nach einer Studie der Unfallforschung der Versicherer schlecht gegen Unfälle geschützt, unabhängig von der Marke. Vor allem dreirädrige Lastenräder seien schwer zu fahren und „hochgradig kippanfällig“, sagte die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer, Kirstin Zeidler. Bei einem Unfall böten sie den Kindern keinerlei Schutz für Kopf und Oberkörper.

Ein Mann fährt zügig mit seinem Kind im Lastenfahrrad, da zieht plötzlich ein orangefarbener Wagen von rechts auf die Straße. Der Radler erschrickt, will nach links ausweichen und verliert die Kontrolle: Das schwere Rad stürzt um. Der Mann und das Kleinkind knallen auf den Asphalt. „Die Folgen wären fatal – beide könnten schwer verletzt sein“, sagt Unfallforscherin Kirstin Zeidler nach dem Live-Crashtest mit Dummys bei einer Presseveranstaltung in der Fahrradstadt Münster.

Schärfere Sicherheitsauflagen gefordert

Die Unfallforscherin rät zu schärferen Sicherheitsauflagen – etwa zu stabilen Sitzen mit Kopfschutz statt eines einfachen Sitzbretts, wirksamen Gurten und einer Sicherheitszelle als Aufprallschutz. Eine Neigetechnik für die Lastenfahrräder – wie von manchen Herstellern bereits angeboten – schaffe zusätzliche Stabilität, sagte sie.

Eltern sollten den Kindern zudem konsequent einen Helm aufsetzen. Bisher tragen der Untersuchung zufolge nur rund die Hälfte der Kinder im Lastenfahrrad einen Helm.

Kinder bei Radunfällen besonders gefährdet

Die Unfallforscher hatten zum Vergleich Fahrradanhänger und Kindersitze auf dem Gepäckträger untersucht. Auch hier gab es Kritik: Kinder-Anhänger seien leicht zu übersehen und stellten sich bei scharfen Bremsungen leicht quer, bemängelte Zeidler. Bei Kindersitzen auf dem Gepäckträger seien die Fallhöhe bei einem Unfall und der hohe Schwerpunkt problematisch. Das Fahrrad werde instabil – etwa beim Ausweichen und Stehenbleiben. 

Radunfälle mit verletzten Kindern sind bisher eher selten, ihre Zahl steigt aber. 2022 seien laut der polizeilichen Unfallstatistik 222 mitfahrende Kinder bei Radunfällen verletzt worden, 12 davon schwer, sagte Zeidler. Der Wert liege um 45 Prozent über dem Wert von 2019. 

Lastenräder oft für Kindertransport genutzt

Lastenfahrräder werden laut einer Online-Umfrage im Rahmen der Studie mit 274 Teilnehmern von knapp einem Drittel der Eltern für den Kindertransport genutzt. Die Verkaufszahlen steigen. Es sei mit einem weiter steigenden Anteil der Lastenräder für Kindertransporte zu rechnen, sagte Zeidler.

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Den Verkauf von Babboe-Lastenfahrrädern hatten niederländische Behörden im Februar 2024 wegen Sicherheitsmängeln verboten. Zuvor hatte es zahlreiche Meldungen gegeben, dass Fahrradrahmen ohne äußere Einwirkung gebrochen waren – Babboe hatte die Mängel aber nicht gemeldet. Kurz darauf hatte das der Marktführer eine Rückrufaktion für vier seiner Modelle auch in Deutschland eingeleitet. Behördliche Prüfungen hatten ergeben, dass die Sicherheit dieser Modelle nicht gewährleistet werden kann. (dpa/ste)

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