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Mikroplastik
  • Reifenspuren: Durch den Abrieb des Gummis wird Mirkoplastik freigesetzt (Symbolbild).
  • Foto: IMAGO/mhphoto

Mikroplastik: Wie Reifenabrieb in unseren Salat gelangt

Substanzen aus dem Abrieb von Autoreifen können sich in Salat anreichern. Das hat jetzt eine Laborstudie der Universität Wien ergeben. Die Pflanzen nähmen das sogenannte Mikroplastik und andere Chemikalien über die Wurzeln auf.

Die Wurzeln der Pflanzen nähmen in Reifen enthaltene Zusatzstoffe prinzipiell auf, sagte Thilo Hofmann vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien. Auch wenn die im Fachjournal „Environmental Science & Technology“ erschienene Laborstudie nicht ohne weiteres auf die Verhältnisse im Freiland übertragbar sei, deute sich hier ein möglicherweise großes Problem an.

Abrieb von Autoreifen: Einige Chemikalen gelten als hochgiftig

„Die Hälfte des Mikroplastiks in der Welt stammt vom Abrieb von Autoreifen“, so Hofmann. Der Abrieb enthält wie andere Arten von Mikroplastik Zusatzstoffe, sogenannte Additive, die für bestimmte Eigenschaften wie bessere Haltbarkeit sorgen sollen. Einige dieser Chemikalien gelten als hochgiftig.

Das Bild zeigt den Experimentaufbau, bei dem die Forscher den Nährlösungen von Salatpflanzen Reifenabrieb zusetzten. dpa
Salat
Das Bild zeigt den Experimentaufbau, bei dem die Forscher den Nährlösungen von Salatpflanzen Reifenabrieb zusetzten.

Partikel der Reifen würden zum Beispiel bei Regen in Kläranlagen geschwemmt, der dort anfallende Klärschlamm werde oft als Dünger auf Felder gebracht, erklärte Hofmann. Dies sei unter anderem in Deutschland, in Österreich, in Israel, den USA und Kanada eine gängige Praxis. Die Schweiz hingegen habe das Düngen mit Klärschlamm bereits verboten, so der Forscher.

Klärschlamm bringt Reifenabrieb auf Felder

Auch über Wind und Abwasser gelangen Reifenabrieb-Partikel von den Straßen auf Ackerflächen, wie es von der Universität Wien hieß. In Deutschland werden laut Studie allein über ausgebrachten Klärschlamm jährlich zwischen 1400 und 2800 Tonnen Reifenabrieb auf landwirtschaftliche Flächen aufgebracht.

In der Studie wurden sechs Substanzen untersucht. Einer der Zusatzstoffe – 6PPD genannt – gilt laut Hofmann als Grund für das Sterben fast aller Lachse in bestimmten Flussabschnitten an der Nordwestküste der USA. In die Gewässer wird der Reifenabrieb etwa bei Regen gespült.

Gefährdung für Lebewesen wird untersucht

Ob und wie giftig die in der Laborstudie untersuchten Stoffe für Menschen sind, sei noch nicht abschließend geklärt. Die Forscher identifizierten auch Substanzen, die beim Stoffwechsel des Kopfsalats aus den aufgenommenen Chemikalien entstanden. Es handle sich um bisher noch nicht beschriebene Verbindungen mit unbekannter Toxizität, hieß es.

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Inwieweit die gefundenen Prozesse auch im Freiland greifen und in welchem Maße eine Gefährdung für den Menschen und andere Lebewesen besteht, soll in weiteren Analysen untersucht werden. Es bestehe jedenfalls Grund darauf zu drängen, dass sich die Industrie um umweltgerechtere Zusatzstoffe in Reifen bemühe, sagte Hofmann.

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