Igitt! Sie glauben nicht, aus welchem Material dieses Haus gebaut wird
Die Idee ist denkbar kurios: Auf der Suche nach umweltfreundlichen Baumaterialien sind japanische Wissenschaftler bei gebrauchten Windeln gelandet. In Beton beigemengt, sollen sie dem Bausektor dabei helfen, wertvolle Ressourcen zu schonen. Doch kann das gelingen? Der Umsetzung stehen noch zahlreiche Hürden im Wege.
Gewaschen, desinfiziert und geschreddert könnten sie in tragenden Teilen eines einstöckigen Hauses bis zu 27 Prozent des Sands im Beton und bis zu 40 Prozent des Sands im Mörtel ersetzen, schreibt eine Forschungsgruppe um Siswanti Zuraida von der Universität Kitakyushu (Japan) im Fachmagazin „Scientific Reports“. Zugrunde gelegt wurden dabei die Bauvorschriften in Indonesien.
Betonmischungen mit Windelanteil bewähren sich in ersten Tests
„Baumaterialien sind oft der bedeutendste materielle Beitrag beim Bau von Wohnungen und können bis zu 80 Prozent des Gesamtwerts eines einfachen Wohnhauses ausmachen“, schreiben die Autoren. Die Kosten seien die erste Barriere für eine nachhaltige Konstruktion in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Wegen des jährlichen Bevölkerungswachstums von 4,1 Prozent würden in Indonesien etwa 780.000 neue Wohneinheiten pro Jahr benötigt, die Bauindustrie schaffe aber nur maximal 500.000.
Das könnte Sie auch interessieren: Bunker-Baustelle: So läuft’s in Hamburgs höchstem Park
Zuraida und Kollegen testeten mit den gebrauchten Windeln deshalb ein alternatives Baumaterial, was auch Mülldeponien entlasten würde. Dafür stellten sie Betonmischungen mit verschiedenen Anteilen an Windeln anstelle von Sand her. Sie ließen die Mischungen 28 Tage lang aushärten und prüften dann ihre Druckfestigkeit. Anhand der indonesischen Bauvorschriften ermittelten sie dann, welche Teile des Hauses welchen Anteil an Windeln aufnehmen könnten, ohne an der benötigten Festigkeit einzubüßen.
Die aktuellen Bauvorschriften verhindern noch die Umsetzung
Bei einem dreistöckigen Haus darf die Druckfestigkeit der tragenden Elemente, wie Pfeiler und Träger, nicht unter 20 Megapascal fallen. Deshalb kann in ihnen der Feinkornanteil maximal zu zehn Prozent durch Windeln ersetzt werden. Bei einem zweistöckigen Haus sind es bis zu 19 Prozent, bei einem einstöckigen Haus bis zu 27 Prozent. In gemauerten, nicht tragenden Wänden kann der Windelanteil im Mörtel dagegen bis auf 40 Prozent steigen. Im Mörtel für Bodenplatten, im Haus oder auf der Terrasse, können Windeln demnach bis zu neun Prozent des Sands ersetzen.
Das könnte Sie auch interessieren: In diesem Prachtbau lebte einer der reichsten Hamburger
Zuraida und Kollegen errechneten, dass für ein 36 Quadratmeter großes Haus mit einem Baumaterialbedarf von 22,79 Kubikmetern 1,73 Kubikmeter Windelabfall eingesetzt werden können. Allerdings sei dies in Indonesien nicht einfach umzusetzen. Zum einen gebe es dort bisher keine Firmen, die Wegwerfwindeln als Recyclingmaterial verwenden. Zum anderen stünden die aktuellen Bauvorschriften des Landes dem Einsatz von Windeln in Beton und Mörtel entgegen. (mp/dpa)
