In diesem Prachtbau lebte einer der reichsten Hamburger
Zehntausende Hamburger passieren täglich den Straßenverlauf Alsterglacis/Kennedybrücke, blicken dort an der Ecke Warburgstraße auf ein prächtiges historisches Palais und fragen sich, wer hier wohl einmal residiert hat? Die Antwort: ein Superreicher des 19. Jahrhunderts. Lesen und sehen Sie hier, was sich hinter den Mauern des 1862 errichteten trutzigen Gebäudes abgespielt hat und welche berühmte Hamburger Familie dort noch wohnte.
Zehntausende Hamburger passieren täglich den Straßenverlauf Alsterglacis/Kennedybrücke, blicken dort an der Ecke Warburgstraße auf ein prächtiges historisches Palais und fragen sich, wer hier wohl einmal residiert hat. Die Antwort: ein Superreicher des 19. Jahrhunderts. Lesen und sehen Sie hier, was sich hinter den Mauern des 1862 errichteten trutzigen Gebäudes abgespielt hat und welche berühmte Hamburger Familie dort noch wohnte.
Der Bauherr des im Stil des „Romantischen Historismus“ entworfenen Gebäudes war ein Kaufmann namens Julius Reimers. Der ist heute vergessen, doch schon nach drei Jahren verkaufte er den feudalen Wohnsitz für 216.000 Mark an Georg Friedrich Vorwerk (1793-1867). Der handelte mit sächsischem Leinen und englischen Baumwollwaren, aber auch mit Tabak, Zucker, Kaffee oder Kupfer aus Lateinamerika und war damit unermesslich reich geworden. Der Kaufmann betätigte sich auch als Merchant-Banker, er finanzierte also Warentransaktionen und gründete sogar eine eigene Reederei, aus der später die bekannte „Hamburg-Süd“ hervorging.
- Quandt Diese Kupfer-Türklinke stammt vermutlich noch von 1862.
Diese Kupfer-Türklinke stammt vermutlich noch von 1862. - Quandt Marmor-Kamin in einem ehemaligen Wohnraum
Marmor-Kamin in einem ehemaligen Wohnraum - Quandt Blick zwischen den Häusern Alsterglacis 8 und 6 auf das Finnlandhaus von Bauunternehmer Dieter Becken an der Esplanade
Blick zwischen den Häusern Alsterglacis 8 und 6 auf das Finnlandhaus von Bauunternehmer Dieter Becken an der Esplanade - Quandt Was für eine Pracht: das Haupttreppenhaus in dem Palais
Was für eine Pracht: das Haupttreppenhaus in dem Palais - Quandt Stuck-Detail im Treppenhaus des Gebäudes
Stuck-Detail im Treppenhaus des Gebäudes - Detail des Bronze-Geländers im Treppenhaus
Detail des Bronze-Geländers im Treppenhaus - Quandt Im Treppenhaus befindet sich ein massives Marmorbecken.
Im Treppenhaus befindet sich ein massives Marmorbecken. - Quandt Hier fuhren erst Kutschen, später dann erste Automobile vor.
Hier fuhren erst Kutschen, später dann erste Automobile vor.
Vorwerks Vermögen wurde auf elf Millionen Mark taxiert. Sein Kontor befand sich am Neuen Jungfernstieg 9, also nur ein paar Schritte von seinem Wohnhaus Alsterglacis 8 entfernt. Dort wuchsen elf Kinder auf, die der Handelsherr zusammen mit seiner Frau Christiane und natürlich viel Personal aufzog. Der Superreiche des 19. Jahrhunderts unterstützte den Bau der Kunsthalle, finanzierte ein „Asyl“ für Arme. Das Stifts-Gebäude an der heutigen Vorwerkstraße blieb erhalten, heute leben und schaffen hier Künstler. Vorwerks Nachfahren waren nicht ganz so geschäftstüchtig wie Georg Friedrich Vorwerk und 1933 wurde die Firma liquidiert.
Georg Vorwerk starb an der Grippe
Firmengründer Vorwerk war 1867 an der Grippe gestorben. In seinem Testament schrieb er an seine Familie gerichtet: „Ihr habt mich unaussprechlich glücklich gemacht.“ Seine Frau Christiane lebte noch fast 20 Jahre und machte das Haus Alsterglacis 8 zum Mittelpunkt eines regen Familienlebens. Nach ihrem Tod 1885 erwarb ein würdiger Nachfolger den Prachtbau am Alsterglacis: der Bankier John von Berenberg-Gossler (1839-1913). Die bekannte Banker-Familie Berenberg lebte fast 100 Jahre in dem Palais und ließ von Rathaus-Architekt Martin Haller Anbauten entwerfen.
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1945 beschlagnahmten die Engländer das Haus und nutzten es als „Armee-Kirche“ und Offiziersclub. Doch schon bald bekamen die Berenbergs die Immobilie zurück, die dann Ende der 1980er Jahre von der Hanse-Merkur-Versicherung zur Firmenzentrale entwickelt wurde. Dabei sind neben dem Haus Nummer 8 weitere Altbauten saniert und bis 1993 in den Firmenkomplex integriert worden. Rund 2000 Mitarbeiter sind hier tätig und erfreuen sich an den prächtigen Räumlichkeiten, die einst so bekannten Hanseaten als Wohnstatt gedient hatten.